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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zu zerbeißen. Joda, dem der Aufprall den Atem verschlagen hatte, erholte sich rasch wieder. Er schabte an der Wand der inneren Schlucht herum und rief und winkte dann Rianna zu sich.
    „Hier ist ein Grünbeerbaum, Lady! Wir werden nicht hungrig schlafen gehen.“
    Dane schlug sich den Magen mit den geschmacklosen Grünbeeren voll, hätte aber gern etwas Handfesteres zu essen gehabt. Morgen würde er eines dieser kleinen, kaninchenartigen Tiere zu fangen versuchen. Auch wenn er sich im hohen Gras verbergen und dabei ein Geräusch wie eine Karotte machen mußte.
     
    Vier oder fünf Tage lang zogen sie durch dichtes Buschwerk auf die schwarzrote Wand zu, die fast den Himmel verdeckte. Dane hatte gehofft, sie hätten die Verfolger auf der anderen Seite des Mahanga zurückgelassen, doch einmal mußten sie sich im Gebüsch verstecken, und Aratak mußte sich in voller Länge hinkauern, als Meister Rhomda mit sechzehn Speerwerfern an ihnen vorbeieilte.
    Aus irgendeinem Grund standen die Baumgruppen auf diesem Ufer dichter beieinander, doch es gelang ihnen dennoch, sich von ihnen fernzuhalten. Mehrere Male sahen sie Rashas, doch die großen Katzen hatten Angst, in offenem Gelände anzugreifen und wurden vielleicht auch von Arataks Riesenkörper vertrieben. Die Raubtiere kamen auf sie zu, knurrten sie an, wandten sich dann aber um und schlichen zu den nächsten Bäumen. Joda stolperte in einen Schwarm nistender Vögel. Es gelang ihm, einen zu fangen, und so hatten sie gebratenes, rebhuhnartiges Fleisch zum Abendessen. Es schmeckte köstlich. Sie spürten einen riesigen, täppischen Vogel auf, einer großen Gans nicht unähnlich, und Joda winkte Rianna zu, ihn mit ihm zusammen einzukreisen und auf ihn zuzutreiben. Vögel waren hier offenbar unglaublich dumm, und die plumpe List gelang. Dane wunderte sich, wie ein so großes und offenbar gut genießbares Tier trotz dieser Dümmlichkeit hatte überleben können, doch als sie den Vogel gebraten hatten, merkten sie, daß das Fleisch fettig und ranzig schmeckte, und nur ihr großer Hunger ließ sie dies vergessen. Joda erzählte, daß selbst die Rashas diese Vögel verschmähten, es sei denn, die Katzen waren alt, zahnlos und zu langsam, um irgend etwas anderes zu erlegen.
    Doch es war immerhin noch besser als rohe Käfer, und sie konnten einen Teil des Fleisches als Notration mitnehmen. Sie hatten es über dem Lagerfeuer getrocknet und geräuchert. Auch fanden sie Vogeleier. Joda trank sie roh aus, aber Dane und Rianna brieten sie auf einem flachen Stein.
    Vor ihnen türmte sich Gestein höher und höher gen Himmel auf. An der Basis war der Felsen schwarzgrau gesprenkelt. Wenn sie hochblickten, sahen sie den fahlen Streifen von Kristall, das Glasband, das wasserhell unter den Pastellfarben des Sonnenuntergangs über dem Sandstein glitzerte.
    In dieser Wand befand sich ein Durchbruch, auf den sie schon seit Tagen zugingen, und als der Himmel vor ihnen immer mehr verschwand, öffnete sich der ferne, grüngeränderte Spalt in eine steile Schlucht, durch die silbrig und blitzend Wasser über die unregelmäßige Treppe eines Wasserfalles schoß. Über der Gischt hingen Bäume wie grüne Wolken.
    Dane untersuchte die Schlucht durch das Teleskop und blickte Aratak stirnrunzelnd an. Wenn es in dieser anderen Wand der Schlucht einen Weg gab, den der riesige Saurier benutzen konnte, befand er sich wahrscheinlich an dieser Stelle, doch die Büsche und die dichte Bewachsung machten ihn unsichtbar. Man konnte von unten auch nicht abschätzen, wie steil er war, und der Eingang der Wasserfallschlucht war durch dichtes Baumwerk blockiert. Mit Sicherheit hockten dort die Rashas wie Kugeln auf einem Weihnachtsbaum. Nun, immerhin wären sie zur Abwechslung einmal an der Sonne. Dane mit seiner dunkler gemachten Haut würde keinen Sonnenbrand bekommen, doch die Grelle verschaffte ihm ständige Kopfschmerzen, und er war froh, wenn er sich im Schatten aufhalten konnte.
    Wenn sie erst einmal unter den Bäumen waren, würde es Katzen geradezu auf sie herabregnen. Keine Hunde, nur Katzen.
    Hier im Grasland am Grunde der Großen Schlucht hatten sie eine andere große Katze erspäht. Ein Tier von ungefähr Löwengröße, mit leicht lila gefärbtem Fell, doch es hatte nicht das geringste Interesse für sie gezeigt, selbst als sie fast darüber stolperten, wie sich das Tier über die Überreste eines jener kuhartigen Tiere hermachte. Es hatte lediglich den Kopf unter einem sonderbaren knurrenden Fauchen

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