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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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sagte Ozchan.
    „Es würde zu nichts führen. Es gibt nämlich nur drei Personen auf diesem Planeten, die wissen, was passiert ist. Und von denen werden Sie nichts erfahren.“
    „Verdammt nochmal! Ich bin der Arzt Ihres Vaters! Man hat mir beigebracht, Stillschweigen zu bewahren. Halten Sie mich etwa für eine Klatschbase? Ich wüßte nicht einmal, mit wem ich mich auf diesem Planeten unterhalten sollte. Hoku sagte, daß Hart Aerie verließ, als Meya zehn war. Das muß also ungefähr sieben Jahre her sein. Er müßte damals ungefähr siebzehn gewesen sein. Was könnte ein siebzehnjähriger Junge schon groß anstellen? Hat er jemanden geschwängert? Nach meinen bisherigen Erfahrungen gibt es hier wohl niemanden, der sich daran stören würde.“
    „Dr. M’Kale, diese Welt hier betreibe ich. Jason kümmert sich um die Schiffahrt, Mish behebt alle anstehenden Probleme mit Althing Green, aber ich bin für diesen Planeten verantwortlich. So ist es nun einmal. Ich kann mir vorstellen, wie frustrierend es sein muß, nicht über jede Kleinigkeit im Bilde zu sein, aber Sie werden sich daran gewöhnen müssen. Es hat vor sieben Jahren ein paar Probleme gegeben; das ist allgemein bekannt. Hart ist ziemlich abrupt von hier fortgegangen – auch das weiß man. Er ist bis auf den heutigen Tag nicht mehr hiergewesen, und das hat mit dem zu tun, was vor sieben Jahren geschehen ist. Und was die Gesundheit meines Vaters angeht, so ist Hart sehr wohl dazu in der Lage, sie zu verschlimmern. Und das will ich unterbinden.“ Sie ließ das Fenster hinter sich. „Jason mag Ihr Patient sein, aber auf diesem Planeten und in diesem Hause bin ich der Chef. Und solange mein Vater sich nicht erholt, werde ich es auch bleiben. Sie täten gut daran, sich das zu merken.“
    „Soll das eine Drohung sein, mich zu feuern?“ fragte Ozchan steif.
    Quilla schüttelte den Kopf. „Nein. Es war nur ein Versuch, Sie zu warnen.“
    „Mich zu warnen? Wovor?“
    „Nicht mehr zu nehmen, als man Ihnen gibt.“
    Bevor er auch nur die Chance einer Antwort hatte, ging sie hinaus. Der Korridor war dunkel und still. Quilla blieb einen Moment ruhig stehen und dachte nach.
    „Quilla?“
    Tev Drake kam aus seinem Zimmer. Er trug eine lange Pelzrobe und hielt eine Karaffe in der Hand.
    „Ich wollte mir gerade noch einen Schlaftrunk genehmigen“, sagte er. „Wollen Sie nicht mitkommen?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Es ist Brandy von Charlemagne“, sagte er und schwenkte das Gefäß, als könne er sie damit gefügig machen. Sie fragte sich, ob er an Ozchans Tür gelauscht hatte.
    „Na gut“, sagte sie. „Aber gehen wir nach unten. Im Wohnzimmer ist es gemütlicher.“ Bevor er antworten konnte, wandte sie sich um. Kurz darauf hörte sie, wie er seine Zimmertür schloß und ihr hinunterfolgte.
    Hart hatte ihn als einen Freund von Kroeber vorgestellt. Drake war aber ein Gutteil älter als er, viel zu alt, um noch Student zu sein. Wenn er ein Dozent gewesen wäre, hätte Hart das sicher erwähnt. Im Wohnzimmer drehte sie die Lampen an und durchsuchte den Glasschrank nach zwei Bechern. Da der Schrank eine metallene Vorderfront besaß, konnte sie beobachten, wie Drake das Wohnzimmer betrat. Die Robe umschmeichelte seine Beine. War er groß? Nicht unbedingt. Aber er erweckte diesen Eindruck. Selbstsicher. Er hatte lange Finger und blasse Augen. Das dunkelblonde Haar lag in unzähligen, nachlässig gelegten Löckchen um sein blasses, schmales Gesicht. Er wirkte wie jemand, der sehr wohlhabend und trotzdem nachlässig ist. Aber da war noch etwas, irgendeine Verbindung, die ihr zu denken gab, ohne daß sie darauf kam, was es war. Geilheit? Härte?
    Drake nahm vor dem Kamin auf dem Sofa Platz und stellte den Brandy vor sich auf den Tisch. Quilla stellte die Gläser neben die Karaffe und setzte sich in den Schaukelstuhl. Drake goß ihnen etwas ein. Als er ihr das Glas reichte, berührten seine Finger einen Moment lang die ihren. Sie waren kalt, hart und gepudert. Quilla zog ihre Hand zurück und nippte an dem Getränk.
    „Es ist sehr gut“, sagte sie.
    Drake lächelte. Dünne Lippen umspannten seine Zähne.
    „Irgendwann bin ich auf den Gedanken gekommen, daß das Beste gerade gut genug für einen ist. Dann hat man auch keinen Grund mehr, sich zu beschweren.“
    „Das Beste ist meist aber auch das Teuerste.“
    „Das ist keine meiner Sorgen.“ Seine Finger umschlossen das Glas fast ganz. Er trug einen Ring mit einem blassen Stein. Irgend etwas im Inneren

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