Die Flüchtlinge
für dich heranzuzüchten. Das wäre nicht nur zu lange, sondern ihr habt hier nicht einmal die Voraussetzungen für einen solchen Versuch.“
Ozchan schüttelte den Kopf. „Man kann einen Klon heute viel schneller herstellen.“
„Aber nicht, wenn man etwas auf ihn übertragen will. Der Spenderkörper muß mit dem Original identisch sein, sonst funktioniert die Übertragung nicht. Wenn Sie einem Klon etwas aufzwingen, ergeben sich zu viele Veränderungen. Es wird nicht hundertprozentig hinhauen. Vielleicht wird man eines Tages Klone auf Vorrat schaffen, die man nach Belieben abrufen kann, aber heute ist das noch Zukunftsmusik. Und an eine Übertragung hatte ich auch gar nicht gedacht.“
„Es wäre vielleicht am besten, wenn du uns genau sagst, was du vorhast“, sagte Quilla.
Hart sah sie an. Sie war kalt und unpersönlich und haßte ihn. „Du würdest es doch nicht verstehen“, erwiderte er. „Und selbst wenn du es verstehen würdest, würdest du es mich nicht tun lassen. Sei doch ehrlich, Quil.“
Täuschte er sich, oder hatte er sie jetzt wirklich getroffen? Sie bewegte unmerklich die Schultern.
„Wir sprechen über Jason“, sagte sie. „Über unseren Vater. Natürlich würde ich es niemals zulassen, daß man ihm weh tut. Aber wenn du ihm helfen kannst … Wenn du mich davon überzeugen kannst, daß du ihm helfen könntest …“ Sie zuckte die Achseln.
„Ich bin gleich wieder da“, sagte Hart. Er stand auf und ging schnell hinaus. Quilla sagte etwas Unverständliches hinter seinem Rücken. Er durchquerte den Korridor, begab sich in sein Zimmer, schloß die Tür hinter sich ab und öffnete seinen Kleiderbeutel. Er schüttete den Inhalt auf den Teppich, berührte einen doppelten Boden, öffnete ihn und langte hinein.
In dem Versteck befanden sich einige Papiere und Spulen und eine gepolsterte Schachtel, die er sich unter den Arm klemmte. Hart legte die Papiere zusammen und brachte sie in das Zimmer seines Vaters, wo er sie Ozchan übergab.
„Was enthalten sie?“ fragte Jason.
„Die Hintergründe, Theorien und Ergebnisse meiner Behandlungsmethode.“
„Erzähl mir mehr darüber.“
„Das kann ich nicht. Nicht im Detail. Ich würde dann in Symbolen sprechen müssen. Aber ich habe eine Methode entdeckt, mit der man DNS-Ketten zurückprogrammieren kann, damit sie einen Körper neu aufbauen. Es hat weder etwas mit Transplantationen noch mit künstlichen Gliedmaßen zu tun. Der Prozeß ist nicht nur feiner, sondern auch einfacher. Ich injiziere etwas in deinen Blutkreislauf. Wenn sich dieses Mittel überall in dir verteilt hat, injiziere ich einen Potentiator. Dann fängt dein Körper an, sich neu aufzubauen. So einfach ist das.“
Ozchan ließ die Papiere sinken. „Mir sagt das alles gar nichts. Genausogut können Sie mir erzählen, daß ich es hier mit einer Formel zu tun habe, mit der man Wasser in Wein verwandeln kann.“
„Jetzt reicht’s mir aber, Doktor! Sie sollten sich ein wenig besser an das erinnern, was Sie auf der Universität über Chemie gehört haben.“
„Ich bin nun mal kein Pillendreher, Quia Kennerin“, erwiderte Ozchan angriffslustig.
„Nein, und genau das ist das Schlimme an euch.“
Hart erhob sich und schritt auf und ab. „Ihr seid nichts als Beutelschneider. Ihr lernt nur, wie man Geräte an- und ausschaltet, Medizin verabreicht und wieder absetzt. Was wißt ihr denn schon wirklich?
Interessiert sich auch nur einer von euch dafür, wie die Dinge funktionieren und was sie zu dem macht, was sie sind? Warum manche Leute Menschen heilen, andere jedoch nicht? Wißt ihr überhaupt, was die Heilkunst überhaupt ist? Nein, ihr habt nur Zauberworte für sie übrig, als könnten irgendwelche Klänge sie erklären. Ihr seid allesamt Quacksalber. Teil A wird amputiert, Teil B von irgendwas gestützt. Schneid alles ab, und wenn es dann noch immer nicht klappt, schneid noch ein bißchen mehr ab. Sollte das nicht helfen, nimm deinen Patienten – nicht etwa einen Menschen, einen Mann oder eine Frau, einen Patienten – und steck ihn in eine Zaubermaschine. Dreh ein paar Knöpfe. Sag ein paar Zauberformeln auf. Dann leg deinen Federschmuck an, nimm deinen Zauberstab und tanze um das Hospital herum. Damit habt ihr alles getan, wozu die moderne Kunst in der Lage ist. Wenn der Patient davon nicht gesund wird, wenn er stirbt, dann habt ihr zumindest euer Bestes getan, nicht wahr? Euch kann man nicht dafür verantwortlich machen. Und egal, was auch passiert – nicht einmal
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