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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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wieder auf den Plan. Jason hob sein Glas und sah den Kapitän durch den gelben Wein an.
    „Neuheim könnt ihr vergessen“, sagte Hetch mit einer letzten Spur von Bitterkeit. „Von dort habt ihr nichts mehr zu erwarten.“
    „Wir kommen schon durch“, sagte Jason.
    Hetch seufzte. „Aber nicht so wie bisher. Du muß irgendwas exportieren, Jason; etwas, was dir Geld von draußen hereinbringt.“
    „Und was?“ fragte Mish. „Wir sind nicht dazu ausgerüstet, um Bergbau zu betreiben. Selbst wenn wir es wären … Du weißt doch selbst, daß Metalle nichts einbringen. Es gibt hier nichts, was exotisch genug wäre, um dafür einen Markt zu finden … Wir haben nicht einmal Maschinen, die einen Wert haben. Darüber haben wir doch schon mal gesprochen, Manny. Wir haben nichts anderes als die Grundnahrungsmittel, die du uns abkaufst, und selbst das ist nicht einmal genug, um dein Schiff am Laufen zu erhalten. In diesem Jahr können wir kaum uns selbst durchbringen.“
    „Aber ihr habt doch Land, nicht wahr?“ fragte Hetch. „Gutes, fruchtbares Land – und ein Klima, in dem allerhand wächst.“
    „Ich bitte dich, Manny. Man kann doch keine Erde exportieren.“
    Hetch grinste. „Natürlich nicht. Aber ihr könnt das hier ausführen.“ Er griff in seine Gurttasche und brachte eine kleine Schachtel zum Vorschein, die er Jason überreichte. Jason musterte ihn mit einem neugierigen Blick. Während Mish sich über seine Schulter beugte, öffnete er die Schachtel und schaute hinein. Quilla öffnete die Augen und beobachtete sie von dort aus, wo sie lag.
    Jason faßte in die Schachtel hinein und entnahm ihr ein feines, beinahe weißes Drähtchen, das sich zwischen seinen Fingern kalt und metallisch anfühlte. Dann reichte er es an Mish weiter und zog ein bernsteinfarbenes Rechteck aus dem Behälter. Als Jason es hochhielt, schimmerte es im Schein des Feuers. Das nächste war ein grauer, leicht elastischer Klumpen. Jason knetete ihn zaghaft, und Mish ließ ihre Fingerspitzen über die Abdrücke gleiten, die er hervorgerufen hatte. Vier flaumbedeckte, braune Saatkörner. Mish plazierte sie sorgfältig an das Ende der Reihe, die sie auf dem kleinen Tisch neben Jasons Stuhl aufgebaut hatte.
    Die Kennerins musterten Kapitän Hetch mit schweigender Neugier. Quilla schloß erneut die Augen. Sie bewegte sich unhörbar auf ihrem Sofa.
    Hetch zwirbelte seinen Schnurrbart und beugte sich vor, um das Drähtchen anzutippen. „Der beste und billigste Stromleiter, den ich je gesehen habe. Er ist rostfrei, unzerbrechlich und von fast unbegrenzter Beständigkeit. Auf Althing Green kostet das Kilo etwa sieben Fremark.“ Er tippte das bernsteinfarbene Rechteck an. „Wird daraus gemacht. Zweites Umwandlungsstadium. Orbit-Fabrikation; man braucht den freien Fall, um es richtig hinzukriegen. Werden kristallisiert, die Dinger, glaube ich. Bevor die Umwandlung anfangt …“ – er deutete auf das graue Klümpchen – „sieht es so aus. Als Rohmaterial.“
    Mish faltete in ihrem Schoß die Hände. Hetch hob die Saatkörner hoch und verteilte sie auf seiner ausgebreiteten Handfläche. „ Zimania rubiflora“, sagte er. „Wächst auf Marquez’ Landing. Wird etwa einen Meter fünfzig groß und hat einen Umfang von eins zwanzig. Hellrote Blumen mit ungenießbaren Früchten. Gelb. Der Strunk hat einen Umfang von vierzig Zentimetern und besteht aus schuppiger, brauner Borke. Man schneidet ihn zur Hälfte auf und entzieht ihm den Saft. Und damit härtet man das hier.“ Er warf den grauen Klumpen in die Luft und fing ihn geschickt wieder auf. „Man läßt das Zeug in einer Orbit-Fabrik verarbeiten und kriegt – zack, zack! – die besten Stromleiter der Föderation.“
    Jason runzelte die Stirn. „Ein Draht, der leitet und aus irgendeinem Saft hergestellt wird? Du willst mich verscheißern, Hetch.“
    „Pest und Hölle!“ fluchte Hetch wohlartikuliert. „Sie kristallisieren und polarisieren die Kristalle irgendwie. Ich habe diese Dinger während der letzten zehn, elf Fahrten eingesetzt, und sie arbeiten ausgezeichnet. Es ist billiger als Metall, leichter zu lagern, friert nicht ein, rostet nicht und wird – verdammt noch mal – wohl auch kaum zum Schmelzen zu bringen sein. Man braucht nicht einmal eine Riesenausrüstung dazu, um das Rohmaterial herzustellen – nur gutes, kultiviertes Land und ein bißchen Arbeitszeit.“
    „Aber die Fabriken …“ warf Mish ein. Hetch winkte ab.
    „Albion-Drake drüben bei Shipwright hat ein

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