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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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mit einem anderen bumst oder einen anderen liebt? Ist man untreu, wenn man den einen zugunsten des anderen zu lieben aufhört, statt beide zu lieben? Was ist, wenn du zwei Leute liebst, wem bist du dann untreu? Glaubst du etwa, daß ein Stück Papier die Gefühle von Menschen einfriert, sie von der Außenwelt abschließt und sie in etwas verwandelt, das sie gar nicht sind? Meya hat dich geheiratet, weil sie dich liebte und brauchte, und daran hat sich nichts geändert. Aber ich glaube nicht, daß sie dir ihre Seele verpfändet hat. Ich glaube auch nicht, daß sie erwartet, die deine unter Verschluß halten zu können.“
    Quilla machte die Augen zu und lehnte den Kopf gegen ihren Arm.
    „Es ist wichtig für sie, jetzt woanders zu sein. Sie mußte jemanden umbringen und hat einen anderen verloren. Dränge sie nicht, Ozchan. Sie kommt zurück.“
    „Glaubst du das wirklich alles?“ fragte er.
    Quilla nickte.
    „Bist du Tabor je untreu gewesen?“
    „Tabor und ich sind erst zusammengezogen, als die Kinder sieben Jahre alt waren.“
    „Das ist doch keine Antwort.“
    „Du hast eine dumme Frage gestellt. Wenn du meinst, ob ich außer Tabor noch mit anderen geschlafen habe, lautet die Antwort ja. Wenn du meinst, ob ich es wieder tun würde, ist die Antwort immer noch ja. Und wenn du meinst, ob Tabor das gleiche getan hat, bekommst du keine andere.“
    Ozchan bewegte seine Hand so, daß sie ihn ansah.
    „Hättest du Lust, mit mir zu bumsen? Jetzt? Hier?“
    „Vielleicht“, sagte Quilla, ohne sich zu bewegen. Ozchan schob ihr die andere Hand zwischen die Beine.
    „Aber ich tue es nicht“, sagte Quilla. „Weil du dann nicht aus reiner Lust bumsen würdest, sondern um Meya weh zu tun. Und von allen Beweggründen ist das der dümmste.“
    Ozchan zog sich zurück, als hätte sie ihn getreten. Quilla zog die Knie an und sah ihn darüber hinweg an. Sie legte den Kopf auf die Seite und lächelte, ohne etwas dagegen tun zu können. Ozchans Gesicht spiegelte Verärgerung wider, aber dann lächelte er zurück.
    „Na schön“, sagte er. „Eins zu null für dich. Ich glaube, ich bin ein eifersüchtiger Bursche. Und ich bin sauer, weil sie derart viel Zeit mit Jes verbringt, obwohl jeder weiß, daß er mich haßt.“
    „Es sieht wirklich so aus, nicht wahr? Was hast du ihm getan?“
    „Getan? Nichts. Ich habe mich um seinen Vater gekümmert. Ich habe seine Schwester geheiratet. Ich lebe in seinem Haus. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was er gegen mich hat. Er benimmt sich, als hätte ich ihm in den Frühstückstee gepinkelt.“
    Quilla runzelte die Stirn.
    „Komisch. Ich habe damit gerechnet, daß sich das spätestens nach einer Woche legen würde. Ich habe angenommen, daß alles mit Jasons Tod zusammenhinge. Ich habe zwar in den letzten Wochen nicht allzuviel mitbekommen, aber daß Jes dich dermaßen hassen soll, kann ich mir kaum vorstellen. Er hat überhaupt nie jemanden gehaßt.“
    „Ein großes Wort. Aber schließlich bist du seine Schwester.“
    „Ich bin auch Harts Schwester“, sagte Quilla scharf.
    Ozchan nickte. „Ich habe Angst, daß er sie dazu bringt, mich auch zu hassen.“
    „Du solltest Meya ein bißchen mehr zutrauen. Wenn du solche Gedanken hegst, warum fragst du sie dann nicht einfach?“
    „Ich habe es versucht. Ich kann es nicht. Sie geht spät zu Bett und schläft dann gleich ein. Wenn ich am nächsten Morgen aufwache, ist sie immer schon fort. Den Rest des Tages verbringt sie mit Jes. Ich kann sie wohl schlecht fragen, wenn er dabeisteht, oder?“
    „Wahrscheinlich nicht. Weißt du was? Ich werde versuchen, mit Jes zu sprechen, okay? Das soll kein Angebot sein, den Spitzel zu spielen, aber ich finde, wir haben in letzter Zeit hier genug Mißstimmigkeiten gehabt. Ich werde mal sehen, was ich erreichen kann.“
    Ozchan nickte und sah den Dampfwolken zu.
    „Wie spät ist es?“ sagte er.
    „Jev’al“, erwiderte Quilla sofort.
    „Herrgott, ich werde zu spät kommen! Dann macht Hoku mich zur Schnecke.“ Er verließ die Wanne und trocknete sich ab. Quilla beobachtete ihn, bis er verlegen wurde. Erst dann sah sie weg.
    „Hör mal, wenn du mir in bezug auf Jes helfen kannst …“
    „Klar.“
    Ozchan ging die Stufen hinunter und in den Regen hinaus. Quilla erinnerte sich an ihr Bier, aber als sie den Arm danach ausstreckte, war es schon warm geworden. Sie verzog das Gesicht, trocknete sich ab, stieg in ihre Kleider und kehrte zum Haus zurück.
     
    Als sich in Haven das Gerücht

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