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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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verbreitete, daß Quilla wieder zu sprechen war, wurde sie am nächsten Tag von Leuten belagert, die mit Beschwerden, Vorschlägen, Berichten und Anfragen zu ihr kamen. Mish und Hetch hatten das Büro immer noch mit Beschlag belegt, also empfing Quilla die Leute im Wohnzimmer. Dort nahmen sie Platz, bevölkerten sämtliche Zimmerecken und warteten, bis sie an der Reihe waren. Schließlich konnte sich Quilla kaum noch vorstellen, daß vor kurzem noch Jasons Sarg hier gestanden hatte. Die meisten der Anfragen konnte sie damit erledigen, daß sie sagte: Das ist Hokus Angelegenheit, das macht Richter Hirem, das solltest du lieber mit Kayman Olet besprechen. Andere Leute kosteten sie mehr Zeit, zumindest dann, wenn es um Aufzeichnungen und Dokumente ging. Am frühen Abend kam Tabor an die Tür und beobachtete sie eine Weile. Als der letzte Quälgeist endlich verschwunden war, brachte er ihr das Abendessen und setzte sich neben sie.
    „Du brauchst einen Sekretär“, sagte er und reichte ihr ein Glas Wein.
    „Nein, aber ich könnte eine zweite Quilla brauchen. Warum können die Leute sich nicht an die richtige Stelle wenden, anstatt mit jedem Unfug zuerst zu mir zu kommen? Ich bin weder ein Richter noch ein Schiedsmann. Ich bin auch kein Heiratsvermittler oder Landvogt.“
    „Für sie schon.“
    „Die Burgherrin?“ sagte Quilla lächelnd.
    „Klar. Die Herrin von Kennerin.“
    „Nein, danke.“ Quilla schob den Teller beiseite und reckte sich. „Haben die Kinder gegessen?“
    „Und gebadet. Und sie sind im Bett. Wußtest du eigentlich, daß Jared ein Buch schreibt?“
    „Ich weiß nicht mal genau, welchen Tag wir heute haben. Ich hab sie gestern nachmittag und heute morgen gesehen, aber das war auch schon alles. Ich kann nicht sagen, daß ich mich darüber freue, Tabor.“
    „Ich auch nicht, aber das wird bald vorbei sein. Seit Jason zurückkehrte, hat sich eine Menge Arbeit angesammelt. Aber sie wird bald erledigt sein.“
    „Ha! Der Nationalsport der Aeriten ist Streiten, erinnerst du dich?“
    Tabor lachte, dann legte er sorgfältig etwas Holz in den Kamin, legte seinen Stock auf den Boden und nahm auf dem Teppich Platz. Er wärmte sich die Hände. Quilla brachte den Wein und zwei Gläser mit und setzte sich neben ihn.
    „Erinnerst du dich an den ersten Winter, den du in Cault verbrachtest?“ fragte Tabor. „Wo ich dir das Blaue vom Himmel herunter versprach?“
    „Während des Blizzards, als der Stall in die Brüche ging?“
    „Wir verbrachten einen ganzen Monat mit den Drays im gleichen Haus und verheizten die Stühle, um nicht zu erfrieren.“
    Quilla lachte. „Es war ein wundervoller Urlaub. Eine großartige Zeit.“ Sie kitzelte sein Ohr. „Ich habe dich vermißt, Tabor. Das war es, was mir an den vergangenen zwei Wochen am wenigsten gepaßt hat. Ich glaube, seit Mish zurück ist, haben wir noch gar nicht miteinander gesprochen.“
    „Und da wir die Sprache gerade wiederentdeckt haben, wäre es eine Schande, sie wieder zu vergessen.“
    Quilla nickte. Dann runzelte sie die Stirn. Tabor berührte ihre Wange mit den Fingerspitzen. „Warum so nachdenklich, Quil?“
    „Bist du in letzter Zeit öfters mit Jes zusammengewesen?“
    „Nicht besonders. Er hält sich zurück.“
    „Ich weiß. Er strolcht mit Meya herum und zeigt Ozchan die kalte Schulter. Ich habe gestern abend mit ihm zu sprechen versucht, aber ich hatte den Eindruck, es mit einem Racheengel zu tun zu haben. Ich weiß einfach nicht, was mit ihm los ist.“
    „Geht es um Jason?“
    „Es hat sicher damit zu tun, aber das kann nicht alles sein.“ Sie drehte sich herum und legte den Kopf in Tabors Schoß. „Irgendwas muß während seiner letzten Reise passiert sein; irgendwas, worüber er mir nichts erzählen will. Und das hat ihn verändert.“
    „Muß er es dir denn unbedingt sagen, Quil? Es ist doch seine Sache, nicht unsere.“
    „Aber uns treffen die Auswirkungen. Er benimmt sich daneben, haßt Ozchan, und keiner von uns kann sich vorstellen, warum.“ Quilla machte ein finsteres Gesicht. „Hast du bei der Beerdigung bemerkt, wie er Taine angesehen hat? Wenn ich ihn nicht gut kennen würde, hätte ich mich gefürchtet. Er sah … gewalttätig aus. Obwohl er ihr seit ihrer Heirat nicht mehr in die Quere gekommen ist, maß er sie mit einem solchen Blick. Es sieht nicht nach Jessie aus, Leute zu hassen, Tabor. Das weißt du doch selbst.“
    „Aber Menschen verändern sich.“
    „Aber nicht so stark. Und so schnell.“
    Tabor

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