Die Flüchtlinge
Flüssigkeiten enthielten und Suppentöpfe. Auf dem Boden lag ein Sendegerät, aus dem die Drähte nur so hervorquollen. Das Schiff von Tri-Kapitän Delta-Drei hatte mit der Folly sicher keinerlei Ähnlichkeit.
„Das kommt als nächstes dran“, sagte Tham und deutete mit dem Kopf auf das am Boden liegende Gerät. „Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Bist du jetzt fertig?“
Jes stopfte sich den letzten Bissen in den Mund und nickte.
„Okay, dann mach die Futterluke zu. Komm mit, ich zeig dir was.“
Die Kombüse war nicht viel größer als ein geräumiger Schrank. Jeder zur Verfügung stehende Zentimeter Raum war mit Vorratsregalen, Arzneikästen und anderen Behältern vollgestopft. Tham zeigte Jes, wie er das Wasser aus der Tube herauspreßte und warf den leeren Behälter anschließend durch eine Klappe in einen Schacht hinein.
„Wohin gehen wir?“ Jes mußte beinahe rennen, um mit Thams langen Beinen Schritt zu halten.
„Maschinenraum. Halt dich hier dran fest.“ Tham steckte das Steuergerät unter sein Hemd, hielt sich an einem im Boden verschwindenden Eisenpfahl fest und verschwand. Jes sah mit offenem Mund hinter ihm her.
„Na, komm schon“, sagte Thams Stimme durch den Fußboden. „Es wird dich schon nicht beißen.“
Jes packte seine Flöte und legte seine Hand auf den Pfahl. Sofort öffnete sich der Fußboden. Er schnappte nach Luft und spürte, wie die kühle Stange durch seine Hand glitt. Unten fing Tham ihn auf.
„Gefällt’s dir?“ Tham setzte ihn ab.
„Was war das?“
„Freier Fall. Wenn du unten bist, trägt er dich nach oben. Wenn du oben bist, geht’s umgekehrt. Nun komm.“
Tham marschierte an einer Rolltreppe vorbei. Der Raum war mit Metallwänden ausgestattet, die unterschiedliche Farben hatten. Überall neben ihnen flammten irgendwelche Meßgeräte auf. Irgendwo vor ihnen bewegte sich ein summender Roboter dahin und verschwand in einem Nebengang.
„Wo sind wir hier?“
„Im Maschinenraum. Gib auf dich acht.“
Der Gang wurde leicht abschüssig, dann machte er einen scharfen Knick und mündete in einen großen Raum. Jes blieb stehen und gaffte.
Eine Seite des Raumes wurde von einer halbkreisförmigen Armaturenbank eingenommen, deren Oberseite mit Knöpfen, Tasten und Bildschirmen dermaßen bepflastert war, daß es Jes unmöglich war, ihre Funktionen zu erraten. Über der Armaturenbank bewegte sich eine Anzahl mechanischer Arme dahin. Sie waren so schnell, daß man ihre Bewegungen kaum verfolgen konnte. Kleine Roboter liefen wie eine Horde geschäftiger Zwerge auf Schienen überall herum; über ihnen befanden sich zahlreiche Leitungsrohre in unterschiedlichen Farben. Die Luft schien mit Ozon aufgeladen zu sein. Alles, was Jes sah, ging vollkommen lautlos vor sich; man hörte nur das Zischen der Luft und das sanfte Tappen von Plastik auf Plastik. Jes machte große Augen. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Tri-Kapitän Delta-Drei betrat niemals den Maschinenraum ihres Schiffes. Sie sprach nicht einmal darüber. Wenn man den Kassettenbändern Glauben schenken konnte, funktionierte die Tiger kraft reinen Wünschens.
„Wo sind wir?“ flüsterte Jes ehrfurchtsvoll.
„An den Kontrollen“, sagte Tham mit normaler Lautstärke. Jes sah sich um. Die lautlose Vorstellung ging ohne Unterbrechung weiter.
„Das da drüben ist Merkit.“ Tham deutete auf eine Gestalt, die inmitten der Roboter und mechanischen Hände kaum zu erkennen war. Jes sah einen menschenähnlichen Umriß in einem halbundurchsichtigen Anzug. Kabel, die sich in alle Richtungen erstreckten, hielten den Anzug einen Meter vom Boden entfernt aufrecht. In der Nähe baumelte ein zweiter, aber er war leer. „Sie hat noch eine Stunde Wache. Und ich kann uns dann aus dem Tau rausbringen. Ich hab aber auch immer Dienst, wenn die schweren Sachen auf uns zukommen. Kommst du?“
Jes folgte Tham vorsichtig durch das Labyrinth der Schienen. Er hielt den Atem an, bis sie auf der anderen Seite waren, dann blickte er zurück. Merkit schien sie durch ihren halbtrüben Anzug hindurch anzusehen. Jes tat die Flöte von einer Hand in die andere und beeilte sich, Tham einzuholen.
„Rettungshangare“, sagte Tham und klopfte mit der Hand auf ein Schott.
„Was?“
„Rettungsboote. Die hat jedes Schiff. Sie stehen überall am gleichen Ort. Bestimmungen. Für Notfälle, weißt du? Dafür sind sie da.“ Tham zog das Steuergerät unter seinem Hemd hervor. Das Schott glitt zurück. Jes sah einen langen, engen
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