Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
Vom Netzwerk:
schienen die Kinder völlig vergessen zu haben. Jes stromerte am Rand des Hofes herum, warf einen Blick über den Zaun und musterte seine Stiefel. Dann sah er sich noch einmal um, überwand den Zaun mit einem Sprung und verschwand hinter den Büschen. Niemand hatte etwas bemerkt. Der verrückte alte Gren erschien an seinem Fenster, murmelte unhörbare Beleidigungen und zog sich wieder zurück. Er kam allerdings nicht heraus. Einen Moment später durchquerte Jes den Fluß und kehrte zum Anwesen seiner Familie zurück.
    Laur hielt sich hinter dem Haus im Garten auf und zupfte Unkraut. Meya spielte in der Nähe im Dreck. Ihr pummeliges Gesicht wies allerlei Schmutzstreifen auf. Jes schlich um das Gebäude herum; schließlich hörte er Stimmen, die durch ein Fenster drangen.
    „… nichts, was wir tun könnten“, sagte Mish.
    „Mir gefällt es immer noch nicht“, murmelte Jason.
    „Schade. Wenn die Chance auch nicht groß ist – es ist die einzige, die uns bleibt; es sei denn, du hättest noch irgendeinen geheimen Trumpf im Ärmel.“
    „Wenn das so wäre, würde ich es dir bestimmt nicht verschweigen!“ rief Jason aus.
    „Ihr benehmt euch beide wie die reine Unvernunft“, sagte Hetch mißbilligend. „Jase, Mish hat recht. Wir haben uns gestern abend genügend damit auseinandergesetzt. Das können wir uns diesmal ersparen. Ich kehre nach Neuheim zurück und melde mich wieder, sobald ich definitive Neuigkeiten vorweisen kann ein Datum, eine bestimmte Zeit. Ihr evakuiert Haven, sprecht mit den Kasiren und bereitet euch auf einen Guerillakrieg vor.“
    „Ich glaube immer noch, daß die Föderation …“
    „Das kannst du vergessen, Jase. Sie wird sich erst dann in die Sache einmischen, wenn sie es muß.“
    „Na schön! Wir haben also keine andere Wahl. Ich bin einverstanden! Aber … Verdammt noch mal, Mish …“
    „Nein, Jason. Ich gehe mit Hetch. Ich kann nicht einfach hier herumsitzen und abwarten. Außerdem wirst du mit den Aeriten besser fertig als ich.“
    Jes hielt die Luft an. Er starrte auf die nackte Häuserwand. Die Sonne stach ihm heiß in den Rücken.
    „Mish“, sagte Hetch besänftigend.
    „Versuch nicht, mich durcheinanderzubringen, Manny Hetch. Ich gehe. Warum könnt ihr beide das nicht einsehen?“
    „Weil ich, wenn ich sterben müßte, dich gerne an meiner Seite wüßte“, sagte Jason.
    Jes verzog das Gesicht.
    „Tut mir leid“, sagte Mish abschließend. „Ich muß mir ein paar Sachen zusammenpacken. Wir sollten bald aufbrechen. Denkst du daran, den Peiler mitzunehmen, damit du erfährst, wann wir wieder zurück sind?“
    Jason gab keine Antwort. Als das Geräusch von Schritten ertönte, verkroch Jes sich im Gebüsch. Dort blieb er einen Moment liegen, berührte seine Flöte und lief dann den Abhang hinab zum Landeplatz. Wie üblich hatte Hetch die Schleuse auch diesmal nicht abgeschlossen. Jes schwang sich durch die Luke und warf einen Blick in den Gang hinein. Er ging eilig in den Laderaum und versteckte sich in einem Nest aus Webwaren. Es war kalt hier und roch nach Metall und Öl. Jes deckte sich mit einigen Stoffen zu. Als er hörte, wie Kapitän Hetch und seine Mutter das Schiff betraten, erstarrte er. Zum Glück kamen sie nicht in den Laderaum. Bald darauf erwachten die Motoren des Zubringerschiffes zum Leben.
     
    Obwohl der Laderaum weder mit Sichtfenstern noch mit Bildschirmen ausgerüstet war, wußte Jes, wie die Folly aussah. Sie war ein Handelsraumer der Klasse 5b/14 und glich in ihrem Aufbau einer Schichttorte. Ihr Oberdeck beherbergte die Brücke, die Quartiere der Mannschaften und Passagiere, die Messe und alle anderen Örtlichkeiten, die den Menschen auf einem Raumschiff dienten. In ihrem Unterdeck befanden sich der Maschinenraum und die Reaktoren. Gleichmäßig um diese Räumlichkeiten verteilt lagen die gewaltigen Düsen, die das Schiff durch den Raum transportierten. Es war unerheblich, daß die breiteste Seite der Folly nach vorne zeigte, denn sie war nicht dazu geschaffen, in die Lufthülle eines Planeten einzutauchen, was in der Tat sehr problematisch gewesen wäre. Bei kurzen Sprüngen wie der vier Lichtjahre langen Strecke zwischen Aerie und Neuheim beschleunigte die Folly nahezu ununterbrochen. Der Beschleunigungsdruck erzeugte eine Pseudoschwerkraft.
    Auch das Schiff von Tri-Kapitän Delta-Drei durchflog niemals eine planetare Atmosphäre, erinnerte sich Jes, aber die Illustrationen wiesen die Tiger immer als ein schlankes, stromlinienförmiges und mit

Weitere Kostenlose Bücher