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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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nehme an, daß meine Mutter Glück gehabt hat. Zumindest erfuhr ich, daß die Pro … die hübschen Frauen genug zu essen bekamen.“
    Das Baby grapschte nach Jes’ Hand. Er kitzelte die Kleine am Bauch und sah dann Taine an. Ihre plötzliche Offenheit irritierte ihn. Sie schob plötzlich die Schultern zurück und legte eine Hand auf ihre Hüfte.
    „In dem Lager war eine alte Frau. Sie brachte mich dazu, mir das Gesicht mit Dreck vollzuschmieren, und klebte etwas auf meine Zähne, damit sie häßlich aussahen. Sie sagte, ich solle mich nicht waschen und machte einen Knoten in mein Haar. Ich glaube, ich habe ziemlich abscheulich ausgesehen und auch sicher nicht gut gerochen. Auf jeden Fall ließen sie mich in Ruhe. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Ich glaube, ich habe überhaupt nicht viel darüber nachgedacht. Ich weiß es sogar. Jason sagt, er hat mich anbrüllen müssen. Als ich mich nicht von der Stelle rührte, hat er mich hochgerissen und getragen, bis ich von selber anfing zu laufen. Ich wußte nicht einmal, warum ich überhaupt rannte. Ich bin einfach hinter den anderen hergelaufen.“
    Ihr Gesicht sah angespannt und ausdruckslos aus, wie eine Maske. Jes sprach sie an, aber sie wandte den Kopf nur noch mehr zu Seite.
    „Auf dem Schiff gab mir jemand ein bißchen Unterwäsche und brachte mir eine Decke. Und da kam ich zu dem Schluß, daß der Alptraum vorbei sei und nun wieder alles so werden würde wie zuvor. Ich hielt mich wieder für die Prinzessin Taine, der die Welt gehörte. Aber auch das stimmte nicht.“
    Das Baby fing an zu plärren. Jes legte die Kleine gegen seine Schulter und tätschelte ihren Rücken. Sie beruhigte sich murmelnd.
    „Du machst das sehr gut“, sagte Taine und nahm die Kleine wieder an sich. „Wie ich. Damit schlage ich mich auf eurem Planeten durch. Etwas anderes kann ich nicht.“
    „Macht es dir keinen Spaß?“
    „Ich glaube doch. Ich mag Kinder“, erwiderte sie mit einem zärtlichen Gesichtsausdruck.
    Jes befeuchtete seine Lippen und fragte sich, wie weit er wohl gehen konnte. „Du gehst ganz anders mit Kindern um“, sagte er tastend. „Du bist nicht … so …“
    Taine sah ihn an. Ihre Augenbrauen bewegten sich und ließen einen sarkastischen Eindruck zurück.
    „Ved will mich heiraten.“
    „Ved Hirem?“ Jes sprang erschreckt auf. „Aber du kannst doch nicht … Er ist viel zu alt!“
    Taine musterte ihn.
    „Wirst du sein Angebot annehmen?“
    Sie zuckte die Achseln und brachte das Baby ins Haus zurück. Jes blieb auf der Veranda sitzen und zog die Flöte aus seinem Gürtel. Unglücklich blies er ein paar Töne vor sich hin.
    Taine kam an die Tür. „Nein“, sagte sie und ging wieder hinein.
    Jes spielte planlos weiter. Ihm war nach Weinen zumute.
    Ved war gerade dabei, den Leuten die Herrlichkeiten geschriebener Gesetze klarzumachen, als das Kasirenkind auf das Podium kletterte und Quilla etwas ins Ohr flüsterte. Sie gab dem Kleinen eine leise Antwort. Nachdem er wieder gegangen war, wachte Hoku auf.
    „Mish und Jason sind zu Hause. Können Sie die Leitung der Versammlung übernehmen?“
    Hoku nickte. Quilla ging hinaus. Hoku würde mit jedem Schachzug, den Ved nach ihrem Abgang zu landen versuchte, bestens fertig werden, denn die aufbrausende Ärztin konnte den Windbeutel von einem Anwalt um nichts in der Welt ausstehen. Es war noch wärmer geworden. Quilla zog ihr Hemd aus und sehnte sich nach einer Brise, aber daraus wurde nichts. Als sie die Marktstraße hinunterging, hörte sie das Flötenspiel ihres Bruders und sah ihn auf der Veranda der Glents sitzen. Taine, die das Baby auf dem Arm trug, stand am Fenster. Sie sah teilnahmslos aus. Quilla seufzte und schüttelte den Kopf.
    Sie hatte gehofft, daß Jes’ Gefühle für sie nur von zeitweiliger Bedeutung waren, aber sie schienen noch zuzunehmen. Die gerissene, gutaussehende, egoistische Taine schien sich wohl einen Spaß daraus zu machen.
    Wir scheinen mit der Liebe wenig Glück zu haben, dachte Quilla. Sie ließ das letzte Gebäude hinter sich und lief den Hügel zu ihrem Anwesen hinauf. Jes und Taine, Tabor und ich. Sogar Mish und Jason haben ihre Probleme, und das seit Jahren. Sie versuchen damit fertig zu werden, indem sie im Sommer zusammen fortgehen, über die Insel wandern und versuchen, einander besser verstehen zu lernen. Was sie angeht, scheint es zu funktionieren. Vielleicht tragen wir alle unsere Emotionen in den Füßen.
    Mish und Jason befanden sich bereits hinter dem Haus im

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