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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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diesen Sektor zu befahren?“
    „Nein. Sie haben drei und vier; möglicherweise werden sie als nächstes zwei und fünf übernehmen, dann eins und acht. Sie können es sich leisten, sieben zu ignorieren. Hier gibt es sowieso nicht viel zu holen. Neun dürfte als letztes auf ihrer Liste stehen. Ich schätze, daß sie erst in zehn, vielleicht auch erst in elf Standardjahren hier aufkreuzen werden.“
    „Heißt das, wir sind bis dahin völlig von der Außenwelt abgeschnitten?“ fragte Jason. „Das ist doch nicht möglich.“
    Hetch zuckte unangenehm berührt die Achseln. „Ich kann es mir nicht leisten, die Folly am Laufen zu halten. Ich habe nicht einmal das Geld für nötige Reparaturen, Lizenzgebühren, Hafengebühren und Gehälter. Zum Teufel, ich kann mir nicht einmal erlauben, die Mannschaft zu halten. Und das wissen die Leute verdammt gut.“
    „Aber Thams Familie lebt hier“, sagte Jes. „Und was Merkit und Bakar angeht, so haben sie hier eine zweite Heimat gefunden. Sie werden uns doch nicht im Stich lassen.“
    Hetch maß Jes mit einem traurigen Blick. „Wir sind Raumfahrer, Jes. Wie soll Tham, wenn er arbeitslos ist, seine Familie ernähren? Er hat nicht die geringste Ahnung von der Landwirtschaft, er ist ein Raumfahrer. Außerdem würde er ein solches Leben nicht aushalten.“
    Quilla berührte Jes’ Hand und sah Hetch an. „Wir werden nicht zehn Jahre abgeschnitten sein. Parallax wird uns nicht einfach links liegenlassen. Dafür ist ihnen unser Saft doch viel zu wichtig. Wenn sie nicht spätestens im nächsten Jahr zur Erntezeit ein Schiff herschicken, sind sie zu dumm, weiterhin im Geschäft zu bleiben.“
    „Tut mir leid, Quilla. Aber sie werden mit Aerie genau das gleiche machen, was sie auch mit Griffin oder Costa Azul gemacht haben. Sie warten ab, bis du verhungerst, dann kommen sie anmarschiert, machen dir ein Angebot und kaufen dich für ein Butterbrot auf. Bis dahin wirst du einen solchen Kohldampf haben, daß du nichts Eiligeres zu tun hast, als darauf einzugehen.“
    Allgemeines Schweigen.
    „Wir haben schon andere Dinge durchgestanden“, sagte Jason schließlich. „Damals, im ersten Jahr, als die Flüchtlinge kamen und Haven brannte.“
    „In erster Linie haben wir es den Eingeborenen zu verdanken“, sagte Mish. „Und in zweiter Linie Hetch. Aber jetzt sind wir zu abhängig vom Handel geworden, um alles einfach über Bord zu werfen. Wir brauchen zu viele Dinge, die wir nicht selbst herstellen können.“
    „Es ist Wahnsinn!“ Jason sprang auf. „Da haben wir den Gegenwert von einer Million Fremark im Stall herumliegen, und die Produktion nimmt immer mehr zu – und wir sitzen hier herum und reden vom Verhungern!“
    „Hetch?“
    Der Kapitän wandte sich zögernd nach Quilla um. Er sah lange Beine, einen langen, kalten Blick und kam zu dem Schluß, daß ihr Gehirn in diesem Moment ähnlich funktionieren mußte. Ihr Blick führte dazu, daß er sich verkrampfte und sich verunsichert fühlte. Aber dann hatte er den Eindruck, als würde sie durch ihn hindurchsehen. Ihre Finger bewegten sich, als sei sie dabei, im stillen vor sich hin zu rechnen. Meya bewegte sich. Quilla legte eine Hand auf den Kopf ihrer Schwester.
    „Was ist dein Preis für den Saft?“ fragte sie.
    „Im vergangenen Jahr lag er bei dreiundneunzig pro Kilo. Das Jahr davor bei zweiundneunzig. Das Zeug wird immer gefragter; man kann es kaum so schnell produzieren, wie es gekauft wird. Wenn man es in diesem Jahr auf den Markt schaffen könnte, würde es vielleicht noch mehr bringen.“
    „Wir haben Tonnen davon im Stall“, sagte Quilla langsam. „Der Wert dürfte etwa bei zwei Millionen liegen, stimmt’s?“
    „Ungefähr“, sagte Hetch, „aber …“
    Sie brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen. „Wieviel brauchst du, um die Folly wieder in Schuß zu kriegen?“
    „Eine Viertelmillion. Die Mannschaft kostet mich etwa fünfzigtausend pro Fahrt und die Hafengebühren und Lizenzen weitere zwanzig- bis dreißigtausend. Die Greifergebühr liegt bei zehntausend; die restlichen Zahlungen und Steuern kosten weitere hunderttausend. Für unvorhergesehene Zwischenfalle und Provisionen müßte ich etwa fünfzehntausend haben. Siebzig für Treibstoff. Und noch ein paar Kleinigkeiten.“
    „Das sind immer noch nicht mehr als etwa vierhunderttausend. Das frißt nicht einmal deinen Gewinn auf.“
    „Verdammt noch mal, ich habe einfach nicht das Geld, um das Zeug anzukaufen! Ich habe nicht die Million, die es mir

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