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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Das sind neun Jahre Unterschied.“
    „Und?“
    „Außerdem bin ich gehbehindert.“
    „Darüber machst du dir mehr Sorgen als ich.“
    „Ich liebe dich. Das weißt du. Ich wünschte, du könntest das gleiche für mich empfinden.“
    Sie sah weg und blieb still. Tabor versuchte sie zu berühren und in den Arm zu nehmen, aber Quilla stand auf, verließ die Badewanne, wickelte sich in ein Tuch ein und ging zum Haus zurück.
    Als er fertig angezogen war, kam sie in ihr Zimmer zurück und hatte immer noch nichts zu sagen.
     
    Jason marschierte den Abhang hinunter. Unter jedem Arm trug er eines seiner Enkelkinder.
    „He, Manny!“ rief er. „Wie teuer kommt es, diese beiden Bälger irgendwohin zu verschiffen?“
    Die Kinder jubelten begeistert.
    „Vier Mäuse für jeden“, sagte Hetch stirnrunzelnd. Er piekte Jared mit dem Zeigefinger in den Bauch. „Für diese kleine Speckkugel sollte ich vielleicht etwas mehr nehmen. Warum willst du sie loswerden?“
    „Damit sie mal lernen, wie man sich benimmt.“ Jason setzte die Kinder ab. Sofort faßten sie einander an den Händen und liefen auf die Heuhaufen zu. Jason sah ihnen nach.
    „Ein Bier?“ fragte Hetch. Jason nickte, und der Kapitän reichte ihm einen kalten Krug. Jason setzte sich ins Heu und nahm einen langen Zug. Das Stallgebäude war beinahe fertig. Auf der Tenne hingen bunte Flaggen, und man hatte Decken über die Heustapel gelegt, um aus ihnen bequeme Sitzgelegenheiten zu machen. Die Tische waren von Getränken und Eßbarem nahezu überladen. Man hatte einen Platz zum Tanzen frei gelassen. Die Musiker waren schon da, stimmten ihre Instrumente und rissen Witze. Jason winkte ihnen zu und zupfte am Bein von Hetchs Ausgehuniform.
    „Setz dich doch, Manny. Bis Morgen wird das die letzte Chance für uns sein, uns miteinander zu unterhalten.“
    „Was gibt es denn zu bereden? Für einen Abend reichen mir Bier und Tanz völlig.“ Hetch nahm Platz. Er hielt seinen Krug in der Hand.
    „Wie stellt Jes sich an?“
    Der Kapitän zuckte die Achseln. „Er ist immer noch in den Gedanken verliebt, endlich ein Raumfahrer geworden zu sein. Bevor er darüber nicht hinweg ist, kann man nicht viel über ihn sagen. Oh, er ist natürlich ein guter Mann an Bord; er tut, was man ihm sagt, lernt schnell und führt alle Befehle aus. Er entwickelt sogar Eigeninitiative. Er ist ein heller Kopf, und das ist gut. Aber wenn er nicht bald über seine romantischen Vorstellungen hinwegkommt, wird er ein lausiger Offizier werden, das kannst du mir glauben.“
    „Was für romantische Vorstellungen? Sag bloß, er hat sich in Merkit verknallt.“
    „Romantische Vorstellungen dieser Art meine ich nicht, Jase. Aber er ist weltraumsüchtig und träumt davon, die tollsten Abenteuer zu erleben. Solche Sachen. Er glaubt mir einfach nicht, wenn ich ihm sage, daß die Weltraumfahrt darin besteht, ein Schiff auf die möglichst langweiligste Art und Weise von A nach B zu bringen. Aufregende Dinge passieren dort oben nun einmal nicht. Und wenn doch, können sie leicht tödlich sein.“
    Jason runzelte die Stirn und trank. „Glaubst du, er wird über diese Vorstellungen wegkommen?“
    „Klar. Wenn er erst einmal ’ne Nummer geschoben hat.“
    „Willst du mich verarschen, Manny? Ist Jes etwa noch Jungfrau? Nach zwei Jahren im Weltraum? Hast du ihm denn keinen Landurlaub gegeben?“
    „Sicher. Aber den verbringt er damit, in den Häfen herumzuhängen und sich mit anderen Raumfahrern zu unterhalten.“
    „Er unterhält sich nur? Sonst nichts?“
    „Es ist nicht so, daß er solche Gefühle nicht kennt“, sagte Hetch. Er strich sich mit der Hand über den kahlen Schädel. „Die gleichen Sprüche wie die anderen klopft er schon, aber ich glaube, er hebt sich für irgendjemand Besonderes auf. Irgendwie hat das mit seinen romantischen Vorstellungen vom heldenhaften Raumfahrer auf der Kommandobrücke zu tun.“
    Jason schüttelte den Kopf. „Alle meine Kinder sind verrückt“, sagte er traurig.
    In der Ferne tauchte Palen auf. Die Zwillinge saßen in ihrem geräumigen Beutel und kicherten, als sie sie ermahnte, nicht gegen ihre Brustwarzen zu treten. Jason beobachtete sie. Palen hatte kurz nach der Geburt der Zwillinge ebenfalls entbunden, aber das Kind war vor ein paar Monaten verschwunden. Weder Palen noch die anderen Eingeborenen wollten darüber sprechen, aber Jason erinnerte sich, daß die Kasiren ihre Kleinen ebenso unbekümmert untereinander austauschten, wie Menschen die Kleider

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