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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Hepatologie
. Ein fröhlicher Untertitel verkündete, dass
GUT
von Gastroenterologen weltweit zum besten Fachjournal für Gastroenterologie gewählt worden sei. Ich war nicht sicher, ob ich die Schlussfolgerung, die man daraus ziehen musste   – dass es offenbar weit mehr als nur eine Fachzeitschrift gab, die sich mit nichts anderem als dem reibungslosen Funktionieren meiner Eingeweide befasste   – beruhigend oder besorgniserregend finden sollte. Der Modem-Anschluss sah verdächtig manipuliert aus und entsprach definitiv nicht der Standardeinrichtung eines Krankenhauses des staatlichen Gesundheitswesens. Als ich Dr.   Walid danach fragte, sagte er nur, er lege Wert darauf, manche seiner Akten unzugänglich gespeichert zu wissen.
    »Unzugänglich für wen?«, fragte ich.
    »Andere Forscher. Es gibt immer welche, die meine Arbeit ausspionieren wollen.« Anscheinend waren die Hepatologen die schlimmsten. »Was ist schon von Leuten zu erwarten, die ständig mit Galle hantieren?«, fragte Dr.   Walid und sah enttäuscht aus, weil ich den Witz nicht kapierte.
    Zu meiner Zufriedenheit stellte ich fest, dass ich mit dem Anschluss gut arbeiten konnte, und machte mich zuerst mal auf den Weg zum Personalbadezimmer weiter vorn im Korridor. Ich duschte in einer Kabine, die groß genug war, dass darin nicht nur ein Paraplegiker samt Rollstuhl, sondern auch seine Pflegerin und ihr Blindenhund Platz gefunden hätten. Sogar Seife lag bereit, der typische antibiotische Seifenblock mit Zitronenduft, der die obere Schicht meiner Epidermis praktisch sofort zur Auflösung brachte.
    Während ich duschte, dachte ich über die technischen Aspekte des Schusses auf Nightingale nach. Allen schrillen Fantasien der
Daily Mail
zum Trotz kann man nicht einfach in irgendeinen Pub spazieren und eine Handfeuerwaffe erwerben, vor allem kein High-End-Produkt wie die Halbautomatik, mit der Christopher Pinkman in der vergangenen Nacht so unerfahren herumgefuchtelt hatte. Was wiederum bedeutete, dass es Henry Pyke unmöglich gewesen sein musste, Pinkman in den nicht mal zwanzig Minuten in Stellung zu manövrieren, die zwischen unserer Ankunft beim Royal Opera House und unserem Verlassen des Gebäudes durch den Bühneneingang verstrichen waren. Henry Pyke musste vorher gewusst haben, dass wir vorhatten, ihn in der Bow Street in die Falle zu locken, und das wiederum ließ nur drei Optionen als Erklärung übrig: Entweder konnte er in die Zukunft blicken, oder er konnte die Gedanken anderer Menschen lesen, oder jemand, der von unserem Plan wusste, zählte zu seinen sequestrierten Puppen.
    Zukunftsvorhersage schloss ich aus, nicht nur, weil ich ein überzeugter Anhänger des Ursächlichkeitsprinzips bin, sondern auch, weil Henry Pyke bisher nie etwas getan hatte, aus dem wir hätten folgern können, dass er über Zukunftswissen verfügte. Meine Studien in der allgemeinen Bibliothek des Folly hatten ergeben, dass es so etwas wie Gedankenlesen nicht gab, zumindest nicht in der Form, dass man die Gedanken einer Person wie bei einer Fernsehsendung aus dem Off hören könnte. Das bedeutete, dass irgendwer Henry Pyke   – oder jemandem, der von Henry Pyke sequestriert worden war   – von unserem Plan erzählt haben musste. Nightingale war es nicht.Ich war es nicht. Damit blieb eigentlich nur die Mordkommission. Angesichts der Tatsache, dass Stephanopoulos und Seawoll schon ein Problem damit hatten, auch nur mit den offiziellen Vertretern der magischen Künste über Magie zu reden, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie mit ihrem Team darüber sprechen würden, und Lesley würde sich vermutlich so verhalten wie ihre Vorgesetzten.
    Mit einem angenehmen Gefühl auf der rotgeschrubbten Haut trat ich aus der Dusche und trocknete mich mit einem Duschtuch ab, das so oft gewaschen worden war, dass es die Oberflächenstruktur von grobkörnigem Schmirgelpapier angenommen hatte. Die Kleider, die ich aus der Remise geholt hatte, waren nicht gerade frisch gewaschen, aber zumindest sehr viel sauberer als die Klamotten, die ich auf dem Leib gehabt hatte. Nachdem ich in den gesichtslosen Korridoren ein paarmal falsch abgebogen war, gelang es mir endlich, wieder zu Dr.   Walids Arbeitszimmer zurückzufinden.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte er.
    »Menschlich.«
    »Das sollte fürs Erste reichen«, meinte er. Dann zeigte er mir, wo die Kaffeemaschine stand, und ließ mich allein, so dass ich endlich mit meinem Job weitermachen konnte.
    Seit die Menschheit aufhörte,

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