Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
sagen.«
    Ich vermutete, dass das irgendeinem Eierkopf in einem dieser akademischen Politikberatungsinstitute schon reichen würde, um den Vorfall zu einem rassistisch motivierten Verbrechen hochzustilisieren. Deshalb warf ich Lesley einen warnenden Blick zu; sie seufzte und hörte auf zu schreiben.
    »Ich wollte doch einfach nur ins Kino«, jammerte Mrs.   Munroe wieder.
    Die Rettung erschien in Gestalt von Inspector Neblett, der uns nur mit einem unfreundlichen Blick bedachte und knurrte: »Kann man euch nicht mal eine Sekunde aus den Augen lassen?« Mir konnte er damit nichts vormachen   – garantiert hatte er diesen Spruch die ganze Zeit auf der Herfahrt einstudiert.
    Jedenfalls marschierten wir alle ins Revier, um die Verhaftung zum Abschluss zu bringen und den Papierkram zu erledigen. Das kostete mich drei Stunden meines Lebens, und die würde ich wahrscheinlich nicht so schnell zurückkriegen. Am Ende landeten wir, wie alle Polizisten auf Überstunden, in der Kantine, wo wir Tee tranken und Formulare ausfüllten.
    »Wo ist die Case Progression Unit, wenn man sie braucht?«, seufzte Lesley.
    »Siehst du, wir hätten doch
Die sieben Samurai
anschauen sollen«, sagte ich.
    »Meinst du nicht auch, dass die ganze Sache irgendwie seltsam war?«, fragte sie.
    »Wie, seltsam?«
    »Na ja, Frau mittleren Alters knallt plötzlich durch und greift jemand im Kino an, vor den Augen ihrer Kinder. Bist du sicher, dass du nichts gespürt hast   …?« Sie wedelte mit den Fingern.
    »Hab nicht so darauf geachtet«, gab ich zu. Wenn ich daran zurückdachte, kam es mir so vor, als ob da etwas gewesen sein könnte, ein plötzliches Aufzucken von Brutalität und irrem Gelächter, aber die Erinnerung daran war so vage und flüchtig, dass sie ebenso gut reine Einbildung sein mochte.
    Gegen neun kam Mr.   Munroe mit einem Entlassungsgesuch und den Eltern der anderen Kinder, und eine Stunde später wurde Mrs.   Munroe auf Kaution aus dem polizeilichen Gewahrsam entlassen. Beträchtlich früher, als Lesley und ich mit dem Papierkram fertig waren. Ich war so geschafft, dass ich sogar meine Pläne in Bezug auf Lesley vergaß, mich einfach verabschiedete und mich von einem Einsatzwagen zum Russell Square zurückbringen ließ.
    Inzwischen besaß ich einen brandneuen Schlüssel für den Lieferanteneingang auf der Rückseite und musste mich daher nicht unter Sir Isaacs missbilligendem Blick ins Haus schleichen. Das Atrium war nur schwach beleuchtet, aber als ich die erste Treppe hinaufstieg, glaubte ich eine bleiche Gestalt unten vorbeigleiten zu sehen.
     
    Es ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass man wirklich nobel untergebracht ist, wenn das Frühstück in einem anderen Raum serviert wird als das Abendessen und nicht nur auf anderem Porzellan. Das Folly hatte tatsächlich ein eigenes »Frühstückszimmer«. Die Fenster gingen nachSüdosten, so dass das trübe Januarlicht hereinfallen konnte und man Aussicht auf die Remise und die Stallungen hatte. Obwohl nur Nightingale und ich zum Frühstück erschienen, waren auch alle anderen Tische ordentlich mit frischen weißen Tischtüchern gedeckt, es war genug Platz da für fünfzig Leute. Das Frühstücksbüffet bestand aus einer Reihe von versilberten Platten mit Räucherfisch, Eiern, Speck, Blutwurst sowie einem Schellfischgericht mit Reis und Erbsen, das Nightingale als Kedgeree identifizierte. Er schien angesichts der schieren Menge von Nahrungsmitteln genau so befremdet wie ich.
    »Ich glaube fast, Molly ist möglicherweise ein wenig zu enthusiastisch bezüglich des neuen Mitbewohners«, meinte er, während er sich eine Portion Kedgeree nahm. Ich nahm mir ein wenig von allem und Toby erhielt ein paar Würstchen, ein Stückchen Blutwurst und eine Schale Wasser.
    »Unmöglich, dass wir beide das alles essen«, sagte ich. »Was macht sie mit den Resten?«
    »Ich habe gelernt, bestimmte Fragen lieber nicht zu stellen«, antwortete Nightingale.
    »Warum denn das?«
    »Weil ich nicht sicher bin, ob ich die Antwort wissen will.«
     
    Meine erste richtige Lektion in Magie fand in einem der Laboratorien statt, die im hinteren Teil des Hauses im Erdgeschoss lagen. Die anderen Laboratorien waren früher für Forschungsprojekte benutzt worden, aber dieses war ein Lehrsaal und glich ein wenig dem Chemieraum eines altertümlichen Gymnasiums. Hüfthohe Tische, aufdenen in regelmäßigen Abständen Gashähne für Bunsenbrenner angebracht waren, sowie weiße Porzellanbecken, die in das polierte Holz

Weitere Kostenlose Bücher