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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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sich über die gesamte Breite des Raums zog. Er umfasste acht Verkaufsstellen; die Kassen verschwanden fast unter dem Durcheinander von Popcorn-Spendern, Hotdog-Grills und Reklame auf Kartonständern, auf denen Kinder-Überraschungs-Boxen in Verbindung mit dem neuesten Blockbuster angepriesen wurden. Über jeder Verkaufsstelle hing ein LC D-Breitbildschirm , auf dem die heutegespielten Filme, die Altersfreigabe und die Vorführzeiten aufgelistet waren. Außerdem war angegeben, wie lange es bis zum Beginn der Vorführung noch dauerte und wie viele Sitze noch frei waren. In regelmäßigen Abständen schaltete der Bildschirm auf einen Ankündigungstrailer für irgendeinen Film oder einen Werbespot für Separatorenfleisch um, oder er zeigte einfach den Hinweis, was für einen superunterhaltsamen Abend man doch in den Voyage-Kinos erleben konnte. An diesem Abend war allerdings nur eine der Kassen geöffnet, vor der sich eine Schlange von ungefähr fünfzehn Kunden gebildet hatte. Wir stellten uns hinter einer gut gekleideten Frau mittleren Alters an, die vier Mädchen zwischen neun und elf Jahren bei sich hatte. Die Warterei machte Lesley und mir nichts aus, denn wenn man als Polizist überhaupt was lernt, dann ist es Warten.
    Bei den Ermittlungen stellte sich später heraus, dass in dieser Abendschicht nur ein Verkäufer, ein dreiundzwanzigjähriger Flüchtling aus Sri Lanka namens Sadun Ranatunga, hinter dem Tresen stand. Außer ihm umfasste das Personal des Leicester Square Voyage an diesem Abend noch weitere vier Personen. Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls waren zwei von ihnen mit der Reinigung der Säle 1 und 3 für die nächste Vorführung beschäftigt. Ein weiterer Mitarbeiter kontrollierte an der Saaltür die Eintrittskarten und der vierte durfte eine besonders unangenehme Hinterlassenschaft im Männerklo beseitigen.
    Weil Mr.   Ranatunga sowohl Kinokarten als auch Popcorn und so weiter verkaufen musste, dauerte es fast eine Viertelstunde, bis die Frau vor uns endlich berechtigte Hoffnung haben konnte, bald an die Reihe zu kommen.Die vier Mädchen, die sich irgendwo im Foyer herumgetrieben hatten, trudelten wieder ein, um nicht zu spät zu kommen, wenn die Süßigkeiten verteilt wurden. Die Frau war beeindruckend streng und machte ihnen klar, dass jede nur eine Standardration, bestehend aus Getränk und wahlweise einer Packung Popcorn oder Süßigkeiten, erhalten würde   – keine Ausnahme, und es ist mir völlig egal, was euch Priscillas Mutter alles gekauft hat, als sie euch letztes Mal ins Kino mitnahm. Und nein, du kriegst keine Nachos, was sind Nachos überhaupt. Also, benimm dich gefälligst oder du kriegst überhaupt nichts.
    Dem Charing Cross CID zufolge kippte die Situation in dem Moment, in dem das Pärchen, das vor der Frau mit den Kindern stand, an die Reihe kam und einen Nachlass auf die Ticketpreise verlangte. Die beiden, später als Nicola Fabroni und Eugenio Turco identifiziert, waren heroinabhängig und befanden sich zur Entziehungskur in London. Sie legten Mr.   Ranatunga einen Werbeflyer von der Piccadilly English Language School vor und behaupteten, das sei der Beweis, dass sie dort als Studenten eingeschrieben seien. Noch vor einer Woche hätte Mr.   Ranatunga die Sache wahrscheinlich durchgehen lassen, aber just an diesem Nachmittag hatte ihm sein Manager erklärt, dass die Zentrale gerade das Leicester Square Voyage gerügt habe, weil hier zu viele ermäßigte Kinokarten ausgegeben worden seien. Wenn irgendwelche Zweifel an der Berechtigung bestünden, müsse das Personal in Zukunft den Preisnachlass ablehnen. Mr.   Ranatunga befolgte diese Order und informierte Turco und Fabroni, dass sie zu seinem Bedauern den vollen Preis zu zahlen hätten. Das kam bei dem Pärchen gar nicht gut an, dennes hatte sein Budget für diesen Abend in der Annahme kalkuliert, ermäßigten Einlass erschwindeln zu können. Deshalb begannen sie sich mit Mr.   Ranatunga zu streiten, der aber unerbittlich blieb, und weil beide Parteien den Streit in einer Sprache ausfochten, die sie nicht völlig beherrschten, benötigten sie dafür viel kostbare Zeit. Doch endlich gaben Turco und Fabroni nach und zahlten missmutig mit zwei schmuddeligen Fünf-Pfund-Scheinen und einer Handvoll Zehn-Pence-Münzen den vollen Preis.
    Offenbar hatte Lesley ihr Polizistenauge von Anfang an auf die Italiener gerichtet, während ich   – wie inzwischen allgemein bekannt: leicht abzulenken   – heftig darüber grübelte, wie ich wohl

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