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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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vorzustellen, was immer das heißen mochte, und öffnete wieder die Hand.
    »Ich zeige es Ihnen noch mal«, sagte Nightingale. »Und Sie machen es nach.«
    Er erzeugte das Werlicht, ich versuchte die Gestalt der
Forma
zu erspüren und das Werlicht nachzuahmen. Den Lichtball brachte ich zwar nicht zustande, aber dieses Mal glaubte ich ein schwaches Echo der
Forma
zu fühlen, es war so ähnlich wie ein Fetzen Musik aus einem schnell vorbeifahrenden Auto.
    Wir wiederholten die Sache viele Male, bis ich die Gestalt der
Forma
zu erahnen begann, obwohl ich die Gestalt in meiner Vorstellung nicht selbst erzeugen konnte. Der Vorgang musste Nightingale vertraut sein, denn er wusste immer genau, in welchem Stadium ich mich befand.
    »Üben Sie zwei Stunden lang weiter«, sagte er schließlich, »sagen wir, bis zum Mittagessen, und danach noch mal für zwei Stunden. Den Rest des Tages haben Sie frei.«
    »Ist das alles?«, wollte ich wissen. »Muss ich denn keine alten Sprachen lernen oder die Theorie der Magie?«
    »Das ist nur der erste Schritt. Wenn Sie das hier nicht meistern, ist alles andere nicht mehr wichtig.«
    »Also ist es eine Art Aufnahmeprüfung?«
    »Im Grunde ist jede Lehre eine einzige lange Aufnahmeprüfung«, antwortete er. »Haben Sie den ersten Schritt erst einmal gemeistert, verspreche ich Ihnen, dass Sie jede Menge Stoff zu lernen bekommen. Latein natürlich, ferner Griechisch, Arabisch, technisches Deutsch. Ganz zuschweigen davon, dass Sie die Laufarbeit für alle meine Ermittlungen übernehmen werden.«
    »Wie schön. Das sind genau die Anreize, die ich brauche.«
    Nightingale lachte und ließ mich allein weiterüben.

4
Am Fluss
    Es gibt Dinge, auf die man zehn Minuten nach dem Aufwachen nicht sonderlich scharf ist, und dazu gehört, mit Höchstgeschwindigkeit die Great West Road hinunterzubrausen. Selbst um drei Uhr morgens und mit Blaulicht und Sirene, die einem den Weg auf einer Straße frei fegen, die sowieso so leer ist, wie eine Straße in London überhaupt nur sein kann. Ich hielt mich am Sicherheitsgurt fest und verdrängte jeden Gedanken daran, dass der Jaguar zwar hinsichtlich Design und Qualität ein wunderbarer Oldtimer sein mochte, in Bezug auf Airbags und moderne Knautschzonen jedoch leider einige gravierende Defizite aufzuweisen hatte.
    »Haben Sie schon das Funkgerät in Gang setzen können?«, erkundigte sich Nightingale.
    Der Jaguar war irgendwann mit einem modernen Polizeifunkgerät ausgerüstet worden, das Nightingale, wie er völlig unbekümmert zugab, nie zu benutzen gelernt hatte. Ich hatte es immerhin geschafft, es anzuschalten, wurde aber abgelenkt, als Nightingale den Wagen dermaßen schnell durch den Hogarth-Kreisverkehr jagte, dass mein Kopf gegen das Seitenfenster knallte. Dann jedoch konnte ich das relativ gerade Straßenstück in den PolizeibezirkRichmond Borough ausnutzen, wo sich Nightingale zufolge der Zwischenfall ereignet hatte. Im Polizeifunk hörten wir gerade noch den Rest einer Meldung, abgesetzt mit gepresster, halb erstickter Stimme, der man anhörte, dass der Sprecher versuchte, keine Panik durchklingen zu lassen. Die Sache hatte irgendwas mit Gänsen zu tun.
    »Tango Whiskey Eins an Tango Whiskey Drei: Bitte wiederholen Sie.«
    TW-1 war offenbar die diensthabende Beamtin im Kontrollraum von Richmond, und TW-3 musste wohl einer der Einsatzwagen des Reviers sein.
    »Tango Whiskey Drei an Tango Whiskey Eins: Wir sind unten beim Weißen Schwan und werden von Gänsen angegriffen.«
    »Weißer Schwan?«, fragte ich.
    »Ein Pub in Twickenham«, erklärte Nightingale, »neben der Brücke zur Eel-Pie-Insel.«
    Eel Pie war, wie ich wusste, eine Ansammlung von kleinen Bootswerften und Häusern auf einer Flussinsel, die kaum länger als fünfhundert Meter sein mochte. Die Rolling Stones hatten dort mal einen Auftritt gehabt, wie übrigens auch mein Vater, deshalb kannte ich die Insel.
    »Und die Gänse?«, fragte ich.
    »Besser als jeder Wachhund«, antwortete er. »Fragen Sie nur mal die alten Römer.«
    Aber TW-1 war an den Gänsen nicht interessiert, sie wollte mehr über das Verbrechen erfahren. Zwanzig Minuten zuvor waren zahlreiche Notrufe eingegangen, bei denen es um Störung der öffentlichen Ordnung und mögliche Straßenkämpfe zwischen Jugendgangs gegangen war. Was nach meiner Erfahrung alles bedeuten konnte,von einem aus dem Ruder gelaufenen Junggesellinnenabend bis hin zu Füchsen, die auf der Suche nach Futter Mülltonnen umstießen.
    TW-3 berichtete, dass

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