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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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besteht darin, sicherzustellen, dass sich alle daran halten.«
    »Es gibt also eine Flussgöttin«, stellte ich fest.
    »Ja   – Mutter Themse«, antwortete er geduldig. »Und es gibt auch einen Flussgott   – Vater Themse.«
    »Sind sie miteinander verwandt?«
    »Nein. Und genau das ist ein Teil des Problems.«
    »Und sind sie wirklich Götter?«
    »Über theologische Fragen mache ich mir nie groß Gedanken«, erklärte Nightingale. »Sie existieren, sie haben Macht, sie können den Landfrieden stören   – und damit sind sie eine Angelegenheit, um die sich die Polizei kümmern muss.«
    Plötzlich schnitt ein starker Suchscheinwerfer durch die Dunkelheit und schwenkte ein-, zweimal über den Fluss, bevor er auf dem Boot stehen blieb   – die Londoner Feuerwehr war da. Ich konnte den Dieselgestank riechen, als es vorsichtig längsseits manövrierte. Gestalten mit gelben Helmen standen mit Schläuchen und Enterhaken bereit. Im Licht des Suchscheinwerfers war zu erkennen, dass der Bootsaufbau vollständig von den Flammen verzehrt worden war, aber ich sah auch, dass der Rumpf rot und mit schwarzen Bordüren bemalt gewesen war. Wir hörten die Feuerwehrleute miteinander reden, als sie den Kahn bestiegen und ihn am Schlepptau festmachten. Die ganze Sache verlief irgendwie beruhigend irdisch und normal   – aber das brachte mich auf einen weiteren Gedanken: Nightingale und ich waren aus den Betten gesprungen, in den Jaguar gehechtet und schon nach Westen losgerast, bevor es auch nur einen Hinweis darauf gegeben hatte, dass diese Sache mehr war als nur die letzten Nachwehen einer normalen Freitagnacht.
    »Woher wussten Sie eigentlich schon vorher, dass uns diese Sache etwas angehen würde?«, fragte ich.
    »Ich habe meine eigenen Quellen.«
    Dann fuhr auch noch einer der Richmond-Einsatzwagen vor, in dem die diensthabende Beamtin saß. Wir gönnten uns ein bisschen bürokratisches Gerangel über die jeweiligen Zuständigkeiten und Befugnisse. Richmond siegte nach Punkten, aber nur, weil einer der Kollegen eine gut gefüllte Isokanne Kaffee in die Verhandlungen einbrachte. Nightingale unterrichtete die örtlichen Polizisten   – es habe sich um einen Bandenkonflikt gehandelt, sagte er. Ein paar IC 1-Typen , zweifellos betrunken, hätten das Boot gestohlen, seien damit von der Teddington-Schleuse hierhergefahren und hätten hier einen Streit mit einer lokalen Bande von IC 3-Jugendlichen angezettelt   – von denen einige Mädchen gewesen seien. Als die Teddington-Bande dann zu türmen versuchte, hätten sie das Boot versehentlich in Brand gesteckt, hätten es dann aufgeben müssen und seien zu Fuß über den Themsepfad geflohen. Nach dieser Darstellung nickten alle heftig mit den Köpfen   – sie klang ja auch genauso, wie eine normale Freitagnacht in der Großstadt eben ablief. Nightingale erklärte, er sei sicher, dass niemand ertrunken sei, aber die Inspektorin vom Richmond-Revier wollte kein Risiko eingehen und beschloss, einen Such- und Rettungstrupp anrücken zu lassen.
    Und nachdem unsere beiden Inspektoren auf diese Weise ihre jeweiligen Reviere markiert hatten, konnten wir unserer getrennten Wege gehen.
    Nightingale und ich fuhren nach Richmond zurück, hielten aber ein Stück vor der Brücke an. Bis zur Dämmerung würde es wohl noch eine gute Stunde dauern. Ich folgte Nightingale durch ein schmiedeeisernes Tor.Die Straße, auf der wir uns befanden, führte durch einen städtischen Park bis zum Fluss hinunter. Vor uns war ein orangefarbenes Glühen zu sehen: eine Sturmlaterne hing an den unteren Ästen einer Platane und beleuchtete eine Reihe von Backsteinbögen in der Ufermauer, die die Straße zum Fluss hin stützte. Unter den Bögen nahm ich undeutlich ein paar Schlafsäcke, Kartons und alte Zeitungen wahr.
    »Ich will mich nur kurz mit dem Troll da unterhalten«, erklärte Nightingale.
    »Sir«, sagte ich, »für diese Leute müssen wir die politisch korrekte Bezeichnung benutzen, sie lautet Wohnsitzlose.«
    »Für den hier nicht«, erwiderte Nightingale. »Der ist ein Troll.«
    Jetzt nahm ich eine Bewegung im Dunkel unter den Steinbögen wahr, ein blasses Gesicht, wirre, zottige Haare, mehrere Schichten alter Kleider gegen die Kälte. Für mich sah der Mann wie ein Penner aus.
    »Ein Troll, Sir, wirklich?«
    Nightingale nickte. »Er heißt Nathaniel. Schlief früher unter der Hungerford Bridge.«
    »Warum ist er umgezogen?«
    »Anscheinend wollte er lieber in einem Vorort wohnen.«
    Ein

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