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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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kindisch.«
    »Okay«, sagte Beverley. »Dann hole ich mir eben selbst was zu essen.« Sie stieß die Tür auf und stürmte wütend davon. Mir fiel auf, dass der Wutanfall pünktlich einsetzte, als es aufgehört hatte zu regnen.
    »Ist das wahr?«, fragte Lesley.
    »Welcher Teil?«
    »Zaubersprüche, Essen und Verpflichtungen, Zauberer   – und dieser Onkel Bailiff«, sagte sie. »Verdammt noch mal, Peter, das riecht doch nach Freiheitsberaubung, mindestens.«
    »Manches davon stimmt«, antwortete ich. »Aber was und wie viel, weiß ich nicht. Ich glaube, Zauberer zu sein bedeutet herauszufinden, was wahr ist und was nicht.«
    »Ist ihre Mutter wirklich die Göttin der Themse?«
    »Sie hält sich dafür und ich habe sie kennengelernt und glaube allmählich, dass sie es sein könnte«, antwortete ich. »Jedenfalls verfügt sie über wirkliche Macht, also werde ich auch ihre Tochter so lange entsprechend behandeln, bis ich herausfinde, dass es bei ihr anders ist.«
    Lesley beugte sich über die Sitzlehne und blickte mir direkt in die Augen.
    »Und du   – kannst du zaubern?«, fragte sie leise.
    »Bisher kann ich nur einen einzigen Zauber.«
    »Mach ihn mal vor.«
    »Geht nicht«, sagte ich. »Wenn ich ihn jetzt vorführe, fliegt das Airwave in die Luft, außerdem das Radio und vermutlich auch die ganze Elektronik im Auto. So ist nämlich mein Handy draufgegangen   – ich hatte es in der Hosentasche, als ich den Zauberspruch geübt habe.«
    Lesley legte den Kopf schief und betrachtete mich kühl. Ich wollte gerade gegen ihr Misstrauen protestieren, als Beverley an mein Fenster hämmerte. Ich öffnete es.
    »Dachte, es interessiert dich vielleicht, dass es nicht mehr regnet«, verkündete sie. »Und dass ein Fahrradkurier die Straße herunterkommt.«
    Lesley und ich sprangen sofort aus dem Auto, womit wir unter Beweis stellten, dass wir nicht mal die Grundlagen der Beschattung beherrschten. Dann fiel uns doch noch ein, dass unauffälliges Verhalten das Gebot der Stunde war, und wir brachen abrupt in lässiges Geplauder aus. Zu unserer Verteidigung muss ich sagen, dass wir gerade zwei Jahre in Uniform hinter uns gebracht hatten und dass es bei der uniformierten Polizei schließlich darum geht, so auffällig wie möglich zu sein.
    Beverley musste sehr gute Augen haben, denn der Kurier war noch am anderen Ende der Neal Street in der Nähe der Shaftesbury Avenue und näherte sich in gemächlichem Tempo. Das Fahrrad schob er neben sich her, und ich sah, dass das Hinterrad verbogen war. Ich verspürte ein tiefes Unbehagen, hätte aber nicht sagen können, ob es nur an mir lag oder an etwas anderem.
    In der Nähe begann ein Hund zu bellen. Hinter uns schimpfte eine Mutter mit ihrem quengelnden Kind, das von ihr getragen werden wollte. Ich hörte gurgelndes Wasserrauschen in einem Gully. Und ich lauschte auf etwas   … ohne zu wissen, was es war. Dann hörte ich es: ein dünnes, halb ersticktes, schrilles Kichern, das von weither heranzuschweben schien.
    Der Fahrradkurier sah eigentlich ziemlich normal aus. Er trug einen geradezu schmerzhaft engen schwarz-gelben Lycraanzug, eine Botentasche mit einem Funkgerät am Schultergurt und einen Fahrradhelm in blau-weiß. Sein Gesicht war schmal und sein Mund war nur eine verkniffene Linie unter einer scharfen Hakennase   – aber seine Augen waren erschreckend leer. Auch seine Gangart gefiel mir nicht, das verbogene Hinterrad schrammtegegen die Gabel und bei jeder Umdrehung wackelte der Kopf des Mannes auf höchst unnatürliche Weise mit. Den Typen noch näher herankommen zu lassen wäre sicher keine besonders gute Idee.
    »Bastard!«, brüllte plötzlich hinter mir eine Stimme. Gleichzeitig ertönte ein lautes Krachen.
    Ich wirbelte herum, konnte aber niemanden sehen. Dann deutete Lesley auf den Urban-Outfitters-Laden. Ich sah, wie dort ein junger Mann brutal gegen die Innenseite der Glastür gestoßen wurde. Er wurde von der Tür weggerissen und gleich darauf erneut dagegengeschleudert. Eines der Scharniere gab nach und der Mann flüchtete durch den so entstandenen Spalt nach draußen. Auf den ersten Blick sah er wie ein Tourist oder ein ausländischer Student aus und war recht gut im europäischen Stil gekleidet. Sein aschblondes Haar war ziemlich lang, aber adrett geschnitten, und er trug einen Rucksack mit dem Werbelogo der Fluglinie Swiss über der Schulter. Vor dem Laden blieb er kurz stehen und schüttelte verwirrt den Kopf, doch als sein Angreifer wutentbrannt die

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