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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Sie gerade zu so unglücklicher Zeit zu uns kommen mußten, und wir hatten uns alle so auf Sie gefreut.« Mrs. Dayton wollte sie nun zwar hier beruhigen, es blieb ihnen aber keine Zeit mehr; denn die kleine Kavalkade hielt in diesem Augenblicke vor dem Tor, und Cook und Sander an der einen und Doktor Monrove und der alte Lively auf der andern Seite trugen den Verwundeten langsam und so vorsichtig wie möglich in dieselbe Tür hinein, aus der er in voriger Nacht so schlau entwichen war.
    Der Mulatte stöhnte, als er die Augen aufschlug.
    Doktor Monrove hatte indessen auf des Alten Anfrage nur unzusammenhängende und diesem vollkommen unverständliche Worte erwidert, denn er nannte ihm in aller Geschwindigkeit eine Masse von Brüchen, Quetschungen und Hieb-, Stich- und Schußwunden, deren Auswirkungen er ungemein gern an irgendeinem menschlichen Wesen beobachtet hätte. Er schien die Zeit kaum erwarten zu können, wo er imstande war, die Verwundungen des Unglücklichen zu untersuchen. Er versicherte auch ein über das andere Mal, es sei der glücklichste Zufall von der Welt, der ihn hier zu so guter Stunde hergeführt habe. Auf Sanders Frage endlich, ob er wohl glaube, daß der Mann sein Bewußtsein wiedergewinnen könne, antwortete er, sich freudig dabei die Hände reibend: »Ei gewiß, gewiß – soll mir noch zwei, drei Tage leben; hoffe ihn zu trepanieren und am rechten Arme wie rechten Beine zu amputieren.«
    »Zu was?« fragte der alte Lively erstaunt.
    »Lassen Sie mich nur machen, bester Herr«, erwiderte der kleine Mann, ohne die Frage weiter zu beachten, in größter Geschäftigkeit, »lassen Sie mich nur machen. – Hier am Feuer, Gentlemen, wird wohl der beste Platz sein, sein Lager zu bereiten. Ein paar wollene Decken genügen. – Verlange nichts weiter für meine Mühe, Gentleman, als die Leiche. Werden mir wohl ein Pferd borgen, um sie nach Helena zu schaffen. – Ein alter Sack genügt; – schneide sie auseinander.«
    Der alte Lively drückte sich leise aus dem Zimmer; ihm fing es an in der Gesellschaft des kleinen Mannes unheimlich zu werden, und selbst Cook wäre ihm gern gefolgt, wenn nicht noch einige zu treffende Anordnungen seine Gegenwart erheischt hätten. Sander, der eine Zeitlang sinnend und ohne mit jemandem ein Wort zu wechseln an dem Schmerzenslager des Mulatten stand, beobachtete aufmerksam den Zustand des Verletzten und erklärte endlich, als dieser matt die Augen wieder aufschlug, bei ihm bleiben zu wollen. In jedem andern Falle hätte nun Cook das vielleicht nicht einmal zugelassen, hier aber schien es ihm sogar lieb zu sein, und er verließ selbst auf kurze Zeit das Haus, versprach jedoch, bald zurückkehren zu wollen, um von dem Mulatten, wenn dieser aus seiner Betäubung erwache, noch über manches Aufklärung zu erhalten.
    Das zu verhindern, war jetzt Sanders einziges Ziel, und mit verschlungenen Armen und fest aufeinander gebissenen Zähnen ging er, als er sich mit dem Doktor und dem Kranken allein sah, im Zimmer auf und ab, um seine Pläne zu ordnen und die nötigen Maßregeln zu ergreifen.
    Er befand sich aber auch hier in einer kritischen Lage. Sein Plan, der ihn hierher geführt hatte, war durch eine Bemerkung der alten Mrs. Lively wenn nicht ganz beiseite geworfen, doch sehr erschüttert worden. Er hatte nämlich durch ihr Gespräch mit Mrs. Dayton erfahren, daß die alten Benwicks in Georgia gestorben wären, und er wußte durch seine frühere Bekanntschaft mit Adele Dunmore recht gut, daß sie von jenen erzogen und einem eigenen Kinde gleich behandelt worden sei. Kellys Absicht mit ihr glaubte er nun zu durchschauen; – wahrscheinlich harrte ihrer eine bedeutende Erbschaft. Blackfoot hatte ihm ja gesagt, daß Kelly mit Simrow in Georgia auf das lebhafteste korrespondiere. In diesem Falle stand sonach der auf seinen Dienst gesetzte Preis in gar keinem Verhältnis zu dem Gewinn. Unter jeder Bedingung mußte er also, ehe er des Kapitäns Plan selber förderte, noch einmal mit diesem sprechen und ihm wenigstens zu verstehen geben, daß er mit der Sache näher bekannt sei, als jener jetzt zu ahnen scheine. Fand er diesen dann unnachgiebig, was er jedoch kaum fürchtete, ei nun, so gab es vielleicht irgendeinen Ausweg, die schöne Beute für sich selber zu entführen. Wie das möglich zu machen wäre, wußte er für den Augenblick allerdings noch nicht; dem eitlen Wüstling schien aber nichts unmöglich, wo seine eigene Person mit ins Spiel kam. Auf jeden Fall mußte er Kellys

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