Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
Vom Netzwerk:
Straflosigkeit zusichern, wenn er gestehen wollte, wo besonders einzelne bei Little Rock geraubte wertvolle Gegenstände verborgen seien und wer seine bis dahin noch unentdeckten Helfershelfer wären.
    Die Damen rüsteten sich jetzt ebenfalls zum Aufbruch, da ja auch der Raum in Livelys Hause auf so traurige Art beschränkt worden war. James aber mußte natürlich vermuten, Mr. Hawes, wie sich hier Sander nannte, würde sie auch zurückgeleiten, da er ja überdies Miß Adele abzuholen gekommen war. Ehe er also sein eigenes, unterdessen rasch gefüttertes Pferd wieder bestieg, ging er noch einmal hinüber zu den Damen und bat um Entschuldigung, daß er sie nicht noch ein Stückchen begleiten könne, aber der Gegenstand, um den es sich handle, erfordere zu dringende Eile, um ihn auch nur eine Viertelstunde aufschieben zu können. In nächster Woche sei jedoch hoffentlich alles beigelegt, und dann käme er wieder herunter nach Helena und wollte die Ladies, wenn's ihnen recht sei – und James wußte gar nicht, wie gut ihm seine jetzige Verlegenheit stand, er wäre sonst noch viel verlegener geworden –, einmal auf recht ordentlich lange Zeit hierheraus holen.
    Treuherzig ging er dann auf beide zu, reichte und drückte ihnen herzlich die Hände, sprang in den Sattel und trabte rasch von dannen, während der alte Lively ebenfalls seine Büchse schulterte, die für ihn hingelegten Lebensmittel in die Kugeltasche schob und mit einem kurzen »Good bye« seinen eigenen Weg einschlagen wollte.
    »Aber Mr. Lively«, bat da Mrs. Dayton und trat ihm in den Weg, »wieder barfuß? Sie sind erst kürzlich krank gewesen; – das kann ja auch gar nicht gesund sein. Wenn Sie sich nun recht ordentlich erkälten und einmal monatelang das Lager hüten müssen?«
    Der alte Mann lächelte; der Gedanke war ihm fremd, ja dergleichen hatte er noch nicht einmal für möglich gehalten, – monatelang krank im Bett, nein – ein paar Tage vielleicht, wenn ihn einmal das kalte Fieber schüttelte, aber auf keinen Fall länger.
    »'s hat keine Not«, sagte er und griff dabei in den Nacken, um einen lästig werdenden Holzbock fortzunehmen, »bin einmal daran gewöhnt; ich kann das Schuhwerk nicht leiden.«
    »Ach, dazu bringen Sie ihn nicht«, meinte die alte Mrs. Lively kopfschüttelnd, »was habe ich da nicht alles schon geredet und gebeten; er bleibt bei seinem Dickkopf und läßt die Schuhe lieber verschimmeln, als daß er sie anzöge. Höchstens sonntags bequemt er sich einmal dazu, wenn er mit mir zur Kirche reitet.« Dem Alten fing es an unbehaglich zu werden und er wollte gehen, Adele aber trat ihm jetzt in den Weg und sagte, bittend dabei seine Hand ergreifend: »Kommen Sie, Mr. Lively, zeigen Sie einmal, daß die Frau unrecht hat und daß Sie auch nachgeben können. – Nicht wahr, Sie ziehen die Schuhe heute an? Sehen Sie, da drüben steigt ein Wetter herauf; wenn es regnet und Sie mit bloßen Füßen weit im Walde drin sind, da müssen Sie ja krank werden.«
    Lively blickte verzweiflungsvoll nach der Tür. Das junge, schöne Mädchen war aber nicht so leicht abgefertigt wie seine Frau. Mit den großen, sprechenden Augen blickte sie ihm so bittend und treuherzig ins Gesicht, daß er schon, fast wie unwillkürlich, die rauhen Sohlen auf der Diele abzustreichen anfing, als ob er direkt in die heute wirklich unvermeidlichen Schuhe hineinfahren wollte. Das merkte seine Frau aber kaum, als sie auch schon rasch an den Schrank lief, um die von dem Gatten sonst so wenig gebrauchten und ›Fußquetschen‹ genannten Schuhe herbeizuholen. Gleich darauf standen sie mit gelösten Riemen und sauber abgestäubt dicht vor ihm, und als er noch einmal von Mrs. Dayton wie von Adele recht freundlich gebeten war, nur dieses Mal ihrem Rat zu folgen, und dann vorsichtig erst in den rechten und dann in den linken Schuh hineingesehen hatte, als ob er etwa glaube, es habe sich in der langen Zeit, in der sie unbenutzt gestanden, irgendein junges Schlangenpaar häuslich darin niedergelassen, schüttelte er lächelnd mit dem Kopfe, blickte noch einmal ins Freie und fuhr endlich, als er hier den Rückzug dreifach abgeschnitten sah, tief aufseufzend in die ihm lästige Fußbekleidung. Während er sich die Riemen zuband, hielt ihm seine Frau das Gewehr. Als er endlich zum zweiten Male Abschied genommen hatte und über den schmalen Hofraum schritt, begegnetete ihm Cook, und er ging dicht hinter einem dortliegenden Trog weg, damit jener nur nicht sehen sollte, daß

Weitere Kostenlose Bücher