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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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helfen.«
    »Wenn aber«, sagte Cotton sinnend und sah starr vor sich nieder, – »wenn aber nun – wenn wir aber nun – noch diese Nacht ein sicheres Unterkommen brauchten, – wäre das hier in Helena zu finden?«
    Sander sah ihn fragend an und sagte dann endlich mit einem halb spöttischen Lächeln: »Das sicherste liegt uns hier schräg gegenüber; – ein guter Bekannter von mir ist dort einquartiert.«
    »Unsinn«, brummte Cotton, – »wißt Ihr keinen Platz – pst – ich glaube, die Frau kommt wieder. – Wißt Ihr keinen Platz«, fuhr er schnell, mit noch viel leiserer Stimme fort, »wo man, solange es morgen Tag ist, vor Nachforschungen sicher wäre?«
    »Gerade oberhalb der Stadt! – Fragt nur nach dem ›Grauen Bären‹, flüsterte Sander schnell zurück. »Ha, – ich glaube, unsere Mistreß horcht!«
    Die beiden Männer saßen einige Minuten schweigend nebeneinander bis die Tür, ohne daß sie vorher einen Schritt gehört hätten, aufging und Mrs. Breidelford mit den erbetenen Zigarren eintrat. Sander war nun allerdings ganz Freundlichkeit. Er bat die Dame, an ihrem Tisch mit Platz zu nehmen, um doch auch ein Glas von dem höchst delikaten Stew zu kosten, während Cotton, ganz in seine Gedanken vertieft, fast unbewußt näher zum Licht rückte, um die Zigarre an der hellen Flamme zu entzünden. Mrs. Breidelford dankte aber und schöpfte sich nur ein kleines Töpfchen voll Stew aus der Bowle, trug dieses in die entfernteste, dunkelste Ecke des Zimmers, wohin sie sich auch einen Lehnstuhl zog und schien nun gar nicht den mindesten Anteil mehr an dem ferneren Gespräch der Männer zu nehmen. Ja als diese noch ein halbes Stündchen etwa unter sich geplaudert hatten, bewiesen der vorgebeugte Oberkörper und das unregelmäßige, oft lebensgefährlich aussehende Nicken des Kopfes mit der mächtigen Haube, daß Madame dem Schlummergott in die Arme gesunken und heute abend auf jeden Fall für die Unterhaltung verloren wäre.
    Dem war keineswegs so. – Madame behielt ihre Sinne so gut beisammen wie irgendeiner der beiden Männer; aber ihr Verdacht war erregt worden. An der Tür draußen hatte sie gehört, wie jene leise zusammen flüsterten. – Sie horchte eine ganze Weile, konnte jedoch kein Wort davon verstehen und beschloß nun, auf jeden Fall herauszubekommen, was sie so geheimzuhalten wünschten. Durch Fragen würde sie nie etwas erfahren haben, das wußte sie recht gut, List mußte ihr also helfen, und ihr eifriges Nicken wie ihr ziemlich gut nachgeahmtes schweres Atmen täuschte auch die beiden Verbrecher bald so weit, daß Cotton, dem jetzt vor allen Dingen daran lag, etwas Näheres über die Gefahr, die ihnen drohe, zu hören, erst eine Weile nach der Schlummernden hinüberhorchte und sich dann mit leise geflüsterter Rede wieder an den Kameraden wandte.
    Sander erzählte ihm jetzt, aber ebenfalls noch mit unterdrückter Stimme, die Begebenheiten auf Livelys Farm (wobei er jedoch natürlich verschwieg, was ihn selbst dorthin geführt habe) und riet ihm dann, sich nur an Kelly zu wenden und Unterstützung von ihm zu verlangen. – Er würde sie ihm keinesfalls versagen.
    »Aber treffe ich den Kapitän auch?« fragte Cotton ängstlich. – »Bedenkt, Mann, hier kann das Leben an jeder Sekunde hängen! Finden sie mich, so werden, davon mögt Ihr überzeugt sein, wahrhaftig keine Umstände gemacht; – mich knüpfen sie an dem ersten besten Baum auf. Hätte ich den Rückhalt der Insel nicht gehabt, – nie würde ich so keck den ganzen Staat fast herausgefordert haben. Jetzt ist mir der mit einem Schlage abgeschnitten, und ohne einen Cent in der Tasche weiß ich bei Gott nicht, wie ich entkommen soll. Wie wär´s denn, wenn wir lieber gleich aufbrächen und zum ›Grauen Bären‹ hinaufgingen? Die Straßen sind ruhig, und wir brauchen nicht zu fürchten, daß uns jemand sieht.«
    »Noch nicht«, sagte Sander. – »erst muß ich mit der Frau da reden.«
    »Und glaubt Ihr, daß sie Euch gutwillig Geld auszahlen werde?« fragte Cotton lauernd.
    »Ja«, sagte der junge Verbrecher; »ich kenne einen Zauberspruch, der sie wahrscheinlich überreden wird.«
    »Hm, – vielleicht derselbe, der mir hier Einlaß verschafft hat; – aber sie muß sich fügen. – Die Pest über sie! Sie hat das Geld und wir –« Sein Blick flog, durch die linke Hand gegen den blendenden Schein des Lichts gedeckt, zu der Gestalt der Frau hinüber; aber mit einem lauten Ausruf der Überraschung sprang er empor und rief, als

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