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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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denn wir müssen noch Geld zur Reise anschaffen, und das kann nicht ohne Waffen geschehen; nachher habe keine Sorge. In der Gesellschaft eines Weißen fragt dich niemand nach einem Paß, – hat niemand ein Recht dazu, dich zu fragen, und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht glücklich die lumpigen paar hundert Meilen zurücklegen könnten.«
    »Nun, wenn weiter nichts dazu fehlt –« grinste Dan, »so hoffe ich, dem heute nacht abhelfen zu können. Ist überhaupt eine Büchse in einem der beiden Häuser, und ich wette meinen Hals darauf, daß wenigstens drei dort sind –, so haben wir sie noch vor Tagesanbruch hier draußen, und dann ade, Arkansas!«
    »Vergiß aber auch die Kugeltasche nicht«, sagte Cotton; – »es wäre sonst nur ein nutzloses Stück Eisen.«
    »Ihr haltet mich für gewaltig dumm. – Aber ein paar Stunden müssen wir noch warten; denn die Burschen da drin scheinen gar nicht zur Ruhe zu kommen.«
    »Mich wundert es, daß die Hunde so still sind«, sagte der Weiße nach kurzer Pause, in der er aufmerksam das Haus und seine Umgebung beobachtet hatte; – »keiner der Köter rührt sich, und es müssen doch wenigstens elf oder zwölf von ihnen dort sein.«
    »Läßt sich sehr leicht erklären«, kicherte der schlaue Mulatte, indem er die Hand gegen das Gebäude ausstreckte. »Dort hinten, gerade zwischen dem Haus und Feld, hängt das Hirschfleisch. – Wir haben beide gesehen, wie es der eine vor kurzem dorthin getragen hat. – Die Hunde aber sind gut erzogen, und keiner würde es anrühren; keiner gönnt es aber auch dem andern oder traut einem der Kameraden; sie liegen alle darunter und bewachen es, und ich setze meinen Hals zum Pfande, daß mich keiner wittert, wenn ich zum Hause schleiche.«
    »Das tust du allerdings«, murmelte der Weiße. »Wenn ich nicht ganz irre, so ist dies die Farm, auf der Cook wohnen soll, und der versteht keinen Spaß. Erwischte er dich, so wäre der Hals gerade derjenige Körperteil, der die Zeche bezahlen müßte. Hast du deine Waffen?«
    »Ihr fragt sonderbar«, sagte der Mulatte, indem er ein langes, schweres Messer aus der versteckten Scheide zog und in dem matten Dämmerlicht blinken ließ. – »Unbewaffnet – ein Nigger zwischen lauter Weißen? Nein, wahrhaftig, das wäre nicht mehr Tollkühnheit, das wäre Wahnsinn. Wer mich lebendig fangen will, der muß früh aufstehen; denn auch meine Pistole hier ist mit kleinen Kugeln geladen.«
    »Und sollten die Hunde dennoch anschlagen?« fragte Cotton ernst.
    »Dann springt nach unserer Verabredung in den Bach«, flüsterte der Mulatte; »an den drei Zypressen finden wir uns wieder.«
    »Wäre aber der Platz besetzt?«
    »Hm, das ist nicht wahrscheinlich, – aber möglich. Nun, dann müssen wir wieder nach dem Hause zurück, in dem wir vorgestern nacht eingebrochen sind – Ihr kennt da schon unser Versteck. Von da aus können wir auch den Mississippi leicht erreichen. Hölle und Verdammnis, hättet Ihr nur das unnütze Blut nicht vergossen, so wären wir auch nicht so weit hier hinunter nach Süden getrieben worden und könnten jetzt vielleicht schon in Kanada sein.«
    »Oh, geh mit deinen moralischen Vorlesungen zum Teufel!« knurrte Cotton. – »Hol die Büchse und überlaß das andere mir. – Wie ist's denn; – mir kommt es vor, als ob sie drüben zu Bett gehen wollten.«
    »Nun, Zeit wär's«, sagte der Mulatte, »aber wir müssen sie auch erst einschlafen lassen.«
    Cotton hatte recht gesehen. Die Nachtluft war, wie das stets in diesen Sümpfen der Fall ist, ungemein feucht, und die Männer zogen sich bald in Cooks Haus zurück, um sich ihre Lagerstätten so gut es gehen wollte herzurichten.
    Zwei Betten standen nur in dem kleinen Raum; das eine hatte der alte Lively, das andere teilten sich Cook und Sander; James dagegen lag mit Cooks ältestem Knaben, einem Burschen von acht oder neun Jahren, auf einem ausgebreiteten Bärenfell mitten in der Stube. Auf dem kleinen Tischchen an der rechten Wand flackerte ein Talglicht und erhellte den Raum kaum hinlänglich, um noch ein paar rohgearbeitete Stühle und eine Art Eßschrank erkennen zu lassen, der links vom Eingang zwischen Kamin und Tür stand. Sonst war, einige Regale ausgenommen, auf denen die bescheidene Wäsche einer amerikanischen Haushaltung lag, nichts von Möbeln zu sehen, und die über den Betten aufgehängten Kleider der Mrs. Cook dienten auch noch, indem sie einen Kleiderschrank vollkommen entbehrlich machten, als Tapeten und

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