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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Zierate. Cooks Knabe war der letzte, der sein Lager aufsuchte. Er hatte eben das Licht ausgelöscht und sich auf sein Fellbett niedergeworfen, als ihn der Vater, der sich auf der knarrenden Bettstelle zurechtrückte, fragte, ob er auch den Pflock vor die Tür geschoben habe.
    »Nein, Vater«, sagte der Knabe; »die Hunde sind ja draußen.«
    »Die Hunde lagern, wie ich eben gehört habe, alle hier hinten unter dem Hirschfleisch«, erwiderte Cook.
    »Es wird uns wohl keiner stehlen«, lachte Sander, »wir sind doch auch Personen genug und haben ein paar Büchsen im Hause.«
    »Nun, zu spaßen ist nicht«, sagte der alte Lively und streckte sich behaglich aus; »in der vorigen Woche sind weiter im Lande drin viele Diebstähle vorgefallen, und erst vorgestern haben sie, wie uns James erzählte, einen Mann gar nicht weit von hier in seiner Hütte überfallen. Nicht wahr, James, du brachtest ja die Geschichte mit nach Hause?«
    »In Bolweys Haus haben sie wahrscheinlich eine Büchse stehlen wollen«, sagte James; »Bolwey kam aber noch zeitig genug dazu und vertrieb sie wieder. Weiter hierher zu sind sie dann in derselben Nacht bei Isloos eingebrochen, haben den alten Isloo schwer am Kopfe verwundet und alles, was sie in der Geschwindigkeit erwischen konnten, meistens Kleider und wertlose Sachen und eine Pistole, mitgenommen.«
    »Ja, Isloo vermißt aber auch jetzt seine Brieftasche, wie ich von Draper gehört habe«, sagte Cook, »und in der sollen wenn auch kein Geld, doch für ihn sehr wertvolle Papiere sein.«
    »Wo hast du den Draper gesehen?« fragte James.
    »Draußen im Walde; als er meinen Schuß hörte, kam er herbei und half mir den Hirsch mit aufs Pferd heben.«
    »Hat man denn gar keine Vermutung, wer diese Spitzbuben sein könnten, Gentlemen?« fragte Sander.
    »Wahrscheinlich Cotton und der Mulatte, der frühere Helfershelfer Atkins'«, sagte Cook. – »Cotton soll auch den Mann in Poinsett County erschlagen haben, wenigstens sind alle Sheriffs und Konstabler, wenn auch vergebens, hinter ihm her gewesen.«
    »Und weiß man nicht, welche Richtung er überhaupt genommen hat?« meinte Sander.
    »Nein, – jetzt nicht; – wie es den Anschein hat, wollten die Flüchtigen gen Norden hinauf; denn vom Fourche la Fave aus waren sie über den Arkansas gegangen und schon bis an die Straße gekommen, die den St.-Francis-Sumpf von Memphis nach Batesville durchschneidet. Dort aber verübten sie den Mord und hatten nun augenblicklich die ganze Ansiedlung am Languille – lauter tüchtige Jäger – hinter sich, so daß sie genötigt waren, wieder zurück in die Sümpfe zu flüchten. Ob sie nun ihren Plan geändert haben und vielleicht über den Mississippi wollen, oder ob das hier ganz andere sind, wer weiß es. So viel aber ist gewiß, hier in der Gegend treiben sie sich herum, und wir haben uns schon verabredet, beim ersten Zeichen, das wir wieder von ihnen finden, die ganze Nachbarschaft aufzubieten und einmal eine ordentliche Treibjagd auf die Kanaillen anzustellen.«
    »Bei Heinze sind vor einigen Tagen ebenfalls mehrere Sachen weggekommen«, meinte der alte Lively, schon halb im Schlafe, »ein Paar Schuhe, und – und der alte Heinze –«
    »Den haben sie gestohlen?« lachte Cook.
    »Ahem!« murmelte der Greis, und sein schweres Atmen bewies gleich darauf seine Unzurechnungsfähigkeit in allem, was für den Augenblick Fragen oder Antworten betraf. Auch die übrigen fingen nach und nach an müde zu werden. Cook machte noch einige Bemerkungen, aber schon mit ziemlich schwerer Zunge und geschlossenen Augen, und endlich verriet auch sein Schnarchen, daß er eingeschlummert war.
     
    Mehrere Stunden mochten so vergangen sein. Tiefe Ruhe herrschte auf der kleinen Ansiedlung. Kein Laut wurde gehört; nur das monotone Quaken der Frösche und dann und wann der Ruf eines auf Beute ausgehenden Nachtvogels unterbrachen das Schweigen. Der Mond, zeitweise durch vorbeiziehende Wolkenschleier verhüllt, sandte seine matten, ungewissen Strahlen über die Lichtung, und es schien fast, als ob er selbst da oben müde würde und sich hinabsehne in sein kühles Laubbett. Da schlich leise und vorsichtig eine dunkle Gestalt über den schmalen, freien Raum, der die Wohnung von dem benachbarten Dickicht trennte. Lautlos war ihr Schritt, geräuschlos jede ihrer Bewegungen, und als sie die nur angelehnte Tür erreicht hatte, stand sie, dicht an den Pfosten geschmiegt, still und lauschte wohl mehrere Minuten lang auch dem leisesten Atemzug

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