Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
Vom Netzwerk:
Schurken! – Hallo, wie sie auskratzen! – Hupih! Ihr Hunde, das ist eine bessere Jagd, als wenn ihr einem alten Tatzensauger auf den Hacken wärt.«
    Im vollen Rennen flogen die Pferde über den rauhen, steinigen Boden dahin, und wenn auch Sander nicht an solche Hetzen gewöhnt sein mochte, so ließ ihm schon das Tier, das er ritt, gar keine Zeit zu langen Betrachtungen. Im Gegenteil, es versuchte fortwährend, und zwar keineswegs zur großen Zufriedenheit seines jetzigen Reiters, der erste zu sein. Nicht mit Unrecht fürchtete Sander nämlich, wenn er als zu grimmiger und eifriger Verfolger auftauchte, etwas von dem Blei als Vorausbezahlung zu empfangen, das die Flüchtigen in letzter Nacht entwendet hatten. Er fand jedoch bald, daß es unmöglich wäre, sein Pferd zu zügeln, und fort stürmten die Reiter, fort in unaufhaltsamem Galopp. Wie die wilde Jagd brausten und prasselten sie mit klappernden Hufen über die hinausstiebenden Steine hin, und mit jedem Augenblick näherten sie sich mehr und mehr den Flüchtigen.
    Dort, wo die Verfolger jene Überreste eines kleinen Feuers fanden, hatte Cotton, der es wirklich gar nicht für möglich hielt, daß sie aufgespürt werden könnten, einen wilden Truthahn erlegt und schnell in einzelnen Stücken gebraten, um wenigstens nicht durch Hunger erschlafft und an schneller Flucht gehindert zu werden. Cotton wäre denn auch hier ganz ruhig eine Zeitlang liegengeblieben, da er sich mit der guten Büchse; die sie durch die Keckheit des Mulatten gewonnen hatten, fast sicher fühlte. Davon wollte aber Dan nichts hören. Er drängte so ungestüm und redete so viel von der Gefahr, der sie hier ausgesetzt seien, daß Cotton endlich auch einzusehen begann, diesseits des Mississippi dürften sie, wie die Sachen jetzt ständen, nicht lange mehr verweilen.
    Der Bergrücken, auf dem sie sich befanden, war derselbe, an dessen Fuß Livelys Wohnung stand, und sie passierten das Haus auch in kaum fünfhundert Schritt Entfernung; später aber hatten sie eine linke Abdachung für die gehalten, die sich nach Helena hinabzog, und waren ihr gefolgt. Tatsächlich beschrieb sie aber einen Halbkreis mehr gegen Norden hinauf und endete weiter oben im Sumpf, und zwar in einem ziemlich schroffen Abhange, der sich von Ost nach West mit seinen steilen Seiten in ein dichtes Sassafrasgebüsch hinabzog. Wären sie unverfolgt geblieben, hätte ihnen jener Sumpf auch weiter keine großen Schwierigkeiten in den Weg gelegt; denn ein östlicher Kurs brachte sie in kaum einer Stunde an das Ufer des Mississippi, der hier einen Bogen in das Land hinein machte. Cotton jedoch glaubte, sie liefen in ziemlich gerader Richtung auf Helena zu, schlug also den größten Teil des Truthahns in seine wollene Decke, teilte das andere mit Dan, um es unterwegs zu verzehren, und schulterte nun die Büchse. Der Mulatte war weit weniger sorglos als sein weißer Begleiter, und fortwährend spähte er ängstlich hinaus, ob er nicht irgend etwas entdeckte, das ihnen Gefahr bringen oder ihre Flucht aufhalten könne.
    »Wir hätten doch lieber, wie es gleich meine Absicht war, die Pferde mitnehmen sollen«, brach der Mulatte endlich das Schweigen. »Jetzt wären wir lange am Mississippi.«
    »Und hätten Spuren hinterlassen, denen sie bei Nacht und Nebel folgen könnten«, brummte Cotton. »Nein, so ist's besser; überdies, denke ich, gehen wir über den Fluß hinüber, und dort wird schon Gelegenheit sein, ein paar gute Tiere zu erwischen. – Nun, – was hast du wieder? Gift und Tod, du bist ja heute wie ein altes Weib! Alle Augenblicke bleibst du stehen, horchst und siehst aus wie verdorbenes Bier. – Was gibt's denn, in des Teufels Namen!« rief der Verbrecher jetzt selbst geängstigt, als er den Ausdruck des Schrecks und Entsetzens in den Zügen seines Gefährten las.
    »Hört Ihr nichts, Massa Cotton?« fragte Dan flüsternd.
    »Was denn? Was soll ich hören? So tu doch das breite Maul auf! Wozu hast du denn den Rachen? Was soll ich hören?«
    »Hufschläge!«
    »Hufschläge? Unsinn!« zürnte der Jäger, unwillkürlich aber wich ihm das Blut aus den Wangen. – »Nach welcher Richtung?«
    Der Mulatte legte sich, ohne die Frage gleich zu beantworten, mit dem Ohr auf die Erde, sprang aber auch fast in demselben Augenblick wieder auf und rief: »Fort, fort, bei allem was lebt, wir werden verfolgt!« Und ohne eine weitere Zustimmung seines Gefährten abzuwarten, floh er in langen, flüchtigen Sätzen auf dem Abhang hin, wobei

Weitere Kostenlose Bücher