Die Formel der Macht
Straße war belebt, aber Joe kam nicht dazu, um Hilfe zu schreien, selbst wenn er es riskiert hätte. Einer seiner Bewacher versetzte ihm mit der Faust einen so harten Schlag in den Magen, dass er vornüber sackte, während ihn der andere in die Limousine zerrte. Sobald alle im Wagen saßen, raste der Chauffeur mit aufheulendem Motor davon.
Obwohl Joes gesamte Aufmerksamkeit darauf gerichtet war, sich nicht zu übergeben, sah er, dass Alonzo kurz vor einem Schlaganfall stand und es nur mit Mühe schaffte, seine Wut unter Kontrolle zu halten. Joe begann zu ahnen, dass Alonzos ungewöhnliche Selbstdisziplin Schlimmes für ihn bedeutete.
Er sollte recht behalten. Sobald sie wieder im Penthouse waren, ging Alonzo ohne ein Wort um ihn herum und drehte ihm den Arm so brutal auf den Rücken, dass Joe zu Boden ging. Die Leibwächter zerrten ihn wieder hoch, und Alonzo rammte ihm die Faust ins Gesicht. Es tat so weh, dass er auf der Stelle ohnmächtig wurde.
Ein Schwall kaltes Wasser holte ihn aus seiner Bewusstlosigkeit. Ein weiterer Faustschlag zertrümmerte ihm das Nasenbein und ließ ihn sich wünschen, das Bewusstsein nicht wiedererlangt zu haben. “Dreckiges Arschloch.” Alonzo brüllte nicht. Er brachte sein Gesicht dicht vor Joes und flüsterte beinahe. Dann holte er wieder aus und hieb ihm mit voller Wucht die Faust in den Magen. Wenn ihn die Wächter nicht festgehalten hätten, wäre er wahrscheinlich in hohem Bogen durchs Zimmer geflogen.
“So sieht also deine Zusammenarbeit aus, ja? Ist es das, was du unter Kooperation verstehst?” Alonzo unterstrich seine Fragen mit noch mehr Faustschlägen.
Joe antwortete nicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte, und außerdem war sein Mund so angeschwollen, dass er sich gar nicht sicher war, ob er überhaupt sprechen konnte.
“Ja, du kooperierst mit mir, in Ordnung. Indem du dem FBI Nachrichten zukommen lässt.” Alonzo deckte ihn wieder mit Faustschlägen ein. “Du miese Sau, du.”
Joe hatte derartige Schmerzen, dass es ihm unmöglich war, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Er schloss die Augen und wurde von einer blutroten Welle überspült. Um das Maß seiner Demütigung vollzumachen, musste er sich auch noch übergeben, bevor sich der Himmel seiner erbarmte und ihn wieder ohnmächtig werden ließ.
Er wurde von einem kalten Wasserschwall und Alonzos Stimme geweckt. “Wenn du glaubst, dass dir das FBI zur Hilfe kommt, hast du dich aber verdammt geschnitten.” Alonzo war so wütend, dass er Joe nur schlug, um seine Frustration abzureagieren. Die Erfahrung, von einem seiner Opfer hintergangen zu werden, behagte ihm offenbar ganz und gar nicht.
“Hören Sie auf, Alonzo. Sie bringen ihn noch um.” Die kühle, aristokratische Stimme ließ Alonzo, der gerade einen Schwall obszöner Flüche ausstieß, innehalten. Gnädigerweise ließ der Hagel aus Faustschlägen, mit dem Alonzo ihn eingedeckt hatte, ebenfalls nach.
Mit äußerster Willensanstrengung, die fast dazu führte, dass er ein drittes Mal ohnmächtig wurde, hob Joe den Kopf, um zu sehen, wer da gesprochen hatte. Er schaute einmal hin, blinzelte, und dann schaute er ein zweites Mal, weil er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Als ihm schließlich die Erkenntnis dämmerte, war es ein Schock, ein absoluter Schock. Damit war sein Schicksal endgültig besiegelt.
Der Neuankömmling sprach. “Guten Abend, Joseph. Ich wünschte, unser Wiedersehen könnte unter erfreulicheren Umständen stattfinden. Sie sollten Ihrem Cousin wirklich die Formel geben, wissen Sie.”
Joe musste seine ganze verbliebene Kraft aufbringen, um seine aufgeplatzten geschwollenen Lippen zu ein paar undeutlichen Worten zu formen: “Fernando hat mich gewarnt … vor Ihnen … ich wollte … ihm … nicht … glauben …”
“Nun wissen Sie es, Joseph. Können wir jetzt zum Thema kommen?”
17. KAPITEL
U m halb fünf am Dienstagnachmittag war Summers Vorrat an Informationen bezüglich der Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Blinddarmentzündung erschöpft. Nachdem ihre Kollegen entdeckt hatten, dass sie wieder im Büro war, wurde sie mit Mitgefühl überschüttet. Alle wollten Einzelheiten über ihre vermeintlich dramatische Einlieferung ins Krankenhaus hören, und Summer musste entdecken, dass es bei der Sensationsstory, die sich das FBI für sie ausgedacht hatte, an mehreren entscheidenden Stellen haperte. Wenn du eine Spionin wärst, wärst du jetzt schon längst aufgeflogen, dachte
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