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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Operation. Beide stellen wir fest, dass unser alter Löwe bereits ziemlich viel von seiner Strohfüllung verloren hat. Schuld daran ist ein riesiges Mottenloch in seinem Bauch, durch das ständig feines Stroh auf den Boden rieselt. Mit Nadel und Faden bewaffnet machen wir uns daran, diesem alten Löwen das Leben zu retten und ihn wieder zusammenzuflicken. Nachdem das geschehen ist, bedankt er sich mit seiner brummigen Stimme und stellt sich als Simba, der König der Löwen, vor. Ich bin als Stimmenimitator ziemlich gut, das hat mir Raul beigebracht. Deshalb kann ich auch zwischen den unterschiedlichen Tierstimmen blitzschnell wechseln und jedem Stofftier seine eigene Identität geben. Vor Lachen plumpst Paul auf den Boden und krabbelt schnell zurück auf sein Bett, noch ehe ich ihn fangen kann.
    „Na warte, dich erwische ich noch“, rufe ich und springe jetzt ebenfalls auf das Bett. „Gleich habe ich dich, Paul!“
    Zack! Mit einem lauten Schlag wird die Tür aufgerissen und massig, breit, mit blutunterlaufenen Augen steht Gregor in der Öffnung.
    „Das ist nicht fair, Adriana“, stammelt er und muss sich wieder am Türrahmen festhalten. „Wir hatten ausgemacht, alles zu vergessen. Wir haben doch geschworen, die Vergangenheit hinter uns zu lassen.“
    Übertrieben vorsichtig tritt er über die Schwelle, die weißen Holzbohlen knacken wie Eisschollen, der leere Raum hallt bei jedem seiner Schritte.
    „Adriana, du musst an die Zukunft denken. Wenn ich Minister bin, fangen wir ganz von vorne an. Wir sind doch eine Familie! Aber dafür musst du loslassen. Dafür musst du IHN endgültig vergessen!“
    „Der IHN hat einen Namen und war auch dein Sohn,“ presse ich zwischen den Zähnen hervor, denn ich will mich nicht streiten, nicht in diesem Zimmer.
    „Hast du gewusst, dass Paul Tierarzt werden wollte?“ Meine Stimme bricht sich an den kahlen Wänden und jetzt, in der Morgendämmerung, ist das weiße Zimmer an Trostlosigkeit nicht zu überbieten. Es ist der richtige Ort, um sich umzubringen.
    „Hast du das gewusst?“, wiederhole ich, diesmal lauter, als von Gregor keine Reaktion kommt. „Warum, glaubst du, wollte er immer nur Stofftiere, wo andere Jungs gerne einen Bagger hätten. Er wollte ein Dschungelhospital für Tiere gründen und ein berühmter Tierarzt und Forscher werden. Wieso weißt du nichts davon?“, frage ich, da mich Gregor noch immer völlig fassungslos ansieht.
    Plötzlich stellt sich wieder dieses Gefühl der Atemlosigkeit ein, diese Panik zu ersticken, zu sterben, ohne noch einmal wenigstens einen Funken Hoffnung verspürt zu haben.
    „Adriana, ich wollte dich doch nicht kränken“, höre ich den ratlosen Gregor hinter mir, während ich über den glatten Holzboden krieche, dabei nach Atem ringe und mir die Tränen über das Gesicht rinnen.
    „Nicht anfassen, bitte nicht anfassen!“, krächze ich mit kraftloser Stimme, als sich Gregor zu mir nach unten beugt und seine großen Hände sich rasch nähern. Unter Mobilisierung meiner letzten Kräfte rutsche ich auf dem weißen nackten Boden nach hinten in eine schützende Ecke. Dort kauere ich mich zusammen, mache mich ganz klein, drehe mein Gesicht zur Wand und warte darauf, dass sich das schwarze Loch unter mir öffnet, um mich endgültig zu verschlingen und auszulöschen. Damit ich meinen toten Sohn wieder sehe, damit ich endlich von ihm Abschied nehmen kann.
    Doch es ist Gregor, der mich wieder zurückholt und sanft an den Schultern packt. Leicht wie eine Feder hebt er mich hoch und drückt mich an seine breite Brust. Sein schaler Atem weht mir ins Gesicht, doch für den Bruchteil einer Sekunde fühle ich mich in Sicherheit.
    „Wir müssen an die Zukunft denken“, murmelt er und streichelt dabei mein Haar. „Wir haben noch ein ganzes Leben vor uns!“
    „Glaubst du?“ Ich kann es mir nicht vorstellen, aber in diesem Augenblick wünsche ich es mir so sehr.
    Doch als seine Lippen die meinen suchen, seine große Hand mit der schweren Taucheruhr am Handgelenk wie zufällig über meine Brust gleitet und ich seine Erektion unter seinen Boxershorts spüre, erstarre ich zu Eis und will mich nur noch losreißen.
    „Was soll das? Lass mich gefälligst in Ruhe!“
    „Aber wir können doch noch ein Kind bekommen. Das ist unsere Zukunft als Familie. Wenn ich erst Minister bin ...“
    „Hör auf, hör sofort auf damit!“, schneide ich ihm das Wort ab. Jetzt endlich gelingt es mir, mich aus der Umklammerung meines Mannes zu lösen, aus dieser

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