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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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wiederhole ich, doch im Augenblick bin ich für ihn nicht existent. Er hat nur Augen für sein Handy, das ständig piepst und eingehende SMS signalisiert. Zwecklos, ich komme einfach nicht durch und mit einem müden Seufzer gebe ich auf und lasse mich von meinen Gedanken treiben.
    Wenn der Mann in dem indischen Laden nicht Talvin gewesen ist, wie alle behaupten, dann stehe ich wieder ganz am Anfang. Dann muss ich mich wieder mit meinen Erinnerungsfetzen beschäftigen und das ist gar nicht gut. Denn alleine schaffe ich das nicht mehr, dafür brauche ich den Rückhalt meines Mannes.
    Es ist also der ideale Augenblick, um Gregor mein Verhältnis mit Talvin zu beichten. Und auch, dass ich dieses Verhältnis beendet habe. Am wichtigsten aber ist es, ihm von den Erinnerungsfetzen zu berichten, die mich jetzt schon seit Tagen heimsuchen. Diese Bilder, in denen ich mich selbst nackt und blutbeschmiert mit einem Messer in der Hand durch die Wohnung taumeln sehe. Ich muss ihm davon erzählen, dass ich in meiner Erinnerung sicher bin, Talvin ermordet zu haben.
    „Gregor!“, rufe ich lauter als normal, um eine Reaktion hervorzurufen. „Ich muss dir etwas sagen.“
    „Sofort mein Liebling, sofort! Ich muss nur noch schnell einen PR-Bericht freigeben“, murmelt er abwesend. „Dann bin ich nur noch für dich da!“
    Hektisch tippt er in sein Handy, liest den Text nochmals mit gerunzelter Stirn, korrigiert ihn und schickt ihn dann weiter. Mit sorgenvoller Miene steckt er das Handy zurück in seine Tasche und wendet sich mir zu.
    „So, jetzt bin ich ganz bei dir, Adriana! Was möchtest du mir denn gerne sagen?“
    „Ich habe diese Erinnerungsfetzen, in denen ich mit einem Messer durch eine Wohnung gehe und eine Leiche entdecke. Ich bin dann der fixen Meinung, diesen Mann ermordet zu haben. Ich bekomme das nicht aus meinem Kopf!“, flüstere ich und dabei pocht mein Herz wie verrückt und ich habe Angst, dass es zerspringt. „Verstehst du, was ich damit sagen will? Ich habe einen Mord begangen!“
    „Ganz ruhig, Adriana! Ganz ruhig! Du hast niemanden ermordet. Du hast nur einen kleinen Inder belästigt. Nicht einmal attackiert, wie die Polizei behauptet. Nein, nur ein wenig belästigt. Weil du in Behandlung bist, weil du einfach nervös bist.“
    „Du hörst mir nicht zu!“ Meine Stimme bekommt schon wieder diesen leicht schrillen Unterton, den ich so verabscheue. „Ich habe meinen Liebhaber getötet.“ So jetzt ist es draußen, jetzt soll meinetwegen die Polizei kommen und mich verhaften.
    „Reg dich nicht so auf, Adriana! Du machst noch die Schwestern auf dich aufmerksam!“ Gregor tippt mir mit seinem Zeigefinger auf den Mund, um mich zum Schweigen zu bringen und macht keinen sonderlich beunruhigten Eindruck.
    „Marion hat mir schon davon erzählt. Ich weiß auch, dass sie in dieser Wohnung war und dort nichts gefunden hat. Du siehst also selbst: Das hast du dir alles nur eingebildet.“
    Schon wieder Marion! Schon wieder hat sie Gregor etwas weitererzählt, diesmal von unserem Besuch in der Operngasse. Wahrscheinlich hat sie ihm auch von meiner immer stärker werdenden Angst vor geschlossenen Räumen berichtet. Das wollte ich vor Gregor immer geheim halten, ich wollte nicht als die verrückte Ehefrau gelten.
    Doch von Marion bin ich nach wie vor grenzenlos enttäuscht. Nie hätte ich gedacht, dass sie mich so hintergehen würde.
    „Marion hat mich verraten!“, flüstere ich und presse die Lippen zusammen, denn es schmerzt doppelt, wenn ich es ausspreche.
    „Tja, man kann eben in die Menschen nicht hineinschauen“, pflichtet mir Gregor bei, um dann wieder den Faden des Gesprächs aufzunehmen. „Aber wie dem auch sei. Du siehst selbst, dass du in dasselbe Verhaltensmuster zurückfällst wie damals.“
    „Nein, es ist nicht so wie damals“, widerspreche ich. „Damals habe ich es mir eingebildet. Diesmal ist es real. Damals ging es darum, den Tod von Paul zu verarbeiten. Das war der einzige Grund, damals.“
    „Damals, damals, damals!“, wiederholt Gregor und wird von einer Sekunde zur anderen plötzlich ungehalten. Sein Handy piepst und signalisiert wieder eine SMS. Nervös springt er auf, dreht wie besessen an dem Ring seiner Taucheruhr. Klack, klack, klack! Das hat er schon lange nicht mehr gemacht. Klack, klack, klack!
    „Es gibt kein Damals, Adriana! Wir müssen nach vorne sehen. Du bist gestresst, der Job ist einfach zu viel für dich. Du musst endlich zur Ruhe kommen! Das kannst du am besten in der

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