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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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von der Nase bis zu den Mundwinkeln ziehen. Wenn sie ihre Sonnenbrille abnimmt, ist man überrascht, denn ihre Augen sind bernsteinfarben, voller Wärme und sehr schön.
    Isabelle lebt alleine und der Polizistenjob ist für sie der Anker, der ihr durch so manche Krise geholfen hat. Wenn einer ihrer Kollegen befördert wird oder Geburtstag hat, dann wird in der Kneipe neben dem Revier immer exzessiv gefeiert. Sind dann alle in Hochstimmung und haben genügend getrunken, dann geht Isabelle mit dem einen oder anderen Kollegen ins Bett, denn die Polizei ist für sie so etwas wie die Familie.
    Diese Details aus dem Leben von Isabelle weiß ich zum Zeitpunkt meiner Verhaftung natürlich nicht.
    „Ich hatte nur eine Unterredung mit meinem Geliebten“, begehre ich auf, nachdem ich meine Personalien angegeben habe und der Fahrer den Wagen startet. „Besser gesagt, Talvin war mein Geliebter und ich habe die Beziehung zu ihm beendet.“
    „Wie sagten Sie, heißt Ihr Freund?“, fragt die Polizistin mit teilnahmsloser Stimme.
    „Talvin Singh! Er studiert hier in Wien Philosophie und stammt aus Chennai. Das ist das frühere Madras in Südindien“, setze ich erklärend nach. „Sein Großvater betreute bis zu seiner Pensionierung die Bibliothek der Theosophischen Gesellschaft in Chennai. Er ist eine bedeutende Persönlichkeit in der gesamten Provinz.“
    „Tja, der Mann, den Sie attackiert haben, heißt aber Shukram Vishnu und er lebt mit seiner Frau erst seit Kurzem hier“, klärt mich der Fahrer auf.
    „Nein, Sie müssen sich irren“, insistiere ich. „Das war eindeutig Talvin Singh aus Chennai und die Frau an der Kasse ist seine Mutter.“
    „Die Dame heißt Shukram Lakshmi und hat die Polizei gerufen, weil Sie ihren Mann bedroht und den Laden zerstört haben. Sie ist die Frau von Shukram Vishnu.“
    „Das, das kann nicht sein. Es ist sicher eine Verwechslung. Dieser Mann heißt Talvin Singh und ist mein Ex-Geliebter!“ Aber die beiden beachten mich nicht weiter.
    Ich klopfe mit der Faust auf die Rücklehne des Vordersitzes, um wenigstens irgendeine Reaktion bei den beiden Polizisten hervorzurufen. Die Polizistin dreht sich um, sieht durch mich hindurch und ihre Stimme erinnert mich an einen seelenlosen Roboter.
    „Sie haben sich getäuscht! Und jetzt Ende der Unterhaltung. Lehnen Sie sich wieder zurück, sonst muss ich Ihnen Handschellen anlegen!“
    Natürlich war der Mann Talvin Singh. Ich kann mich doch nicht so täuschen. Aber warum um alles in der Welt verbirgt er seine wahre Identität?
    „Haben Sie sich seinen Ausweis zeigen lassen?“, frage ich beharrlich. „Hatte er einen gültigen Pass, eine Aufenthaltsgenehmigung oder ein Visum oder was weiß ich?“
    „Ich wüsste nicht, was Sie das alles angeht! Wir fahren jetzt auf das Revier. Dort setzen wir ein Protokoll auf. Sie haben sich einiges zuschulden kommen lassen. Es handelt sich um die Tatbestände Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und schwere Körperverletzung“, leiert die Polizistin das ganze Repertoire an Straftaten herunter.
    „Wieso schwere Körperverletzung?“, frage ich völlig irritiert.
    „Er wurde mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Der Notarzt hat uns zuvor informiert, dass er sich durch Ihren Stoß den Arm gebrochen hat.“
    „Aber ich habe ihn nicht gestoßen!“, erwidere ich. „Talvin Singh ist unglücklich gestürzt.“
    „Das können Sie auf dem Revier alles zu Protokoll geben“, sagt die Polizistin mit eisiger Stimme. „Und sagen Sie nicht immer Talvin Singh. Der Mann heißt Shukram Vishnu. Merken Sie sich das!“
    „Vishnu? Das ist doch sicher gelogen. Vishnu ist ein indischer Gott!“
    Doch die Polizistin zuckt nur gelangweilt mit den Schultern und hört den knatternden Polizeifunk ab.
    „Hast du eine CD dabei?,“ fragt sie nach einer längeren Schweigephase ihren Kollegen, der leise vor sich hin fluchend und kaugummikauend den verstopften Gürtel entlangschleicht. Immer wieder bläst er seinen Kaugummi zu kleinen Ballons auf und lässt sie mit einem lauten Schnalzen zerplatzen.
    Immer und immer wieder, bis sich dieses Schnalzen in meinem Kopf festsetzt und ich plötzlich nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist. Hat diese Verwirrung vielleicht mit den Tabletten von Dr. Mertens zu tun, die er aus den USA mitgebracht hat? Diese kleinen rosa Pillen, die angeblich das positive Denken fördern. Ich habe heute Morgen eine davon genommen und gegen Mittag noch eine, um während des Fotoshootings

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