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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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anderen, zielte und warf ihn in Richtung Waschbecken.
    Es mußte eine Lösung geben, eine völlig klare und eindeutige Lösung. Und die hieß weder Alexa Senger noch Dorothea v. Plato.
    Natürlich hatte die Senger ein Motiv. Und daß sie zeitgleich mit Schmids Tod verschwunden war, dann wiederaufgetaucht und erneut fortgefahren war, machte sie in der Tat einigermaßen verdächtig. Aber sie konnte mit Eva Rauchs Tod nichts zu tun haben. Sicher, sie hätte die Tatwaffe bei Martin Schmid vorgefunden und von ihr an Ort und Stelle Gebrauch gemacht haben können. Aber dann hätte Schmid/Persson der Mörder von Eva Rauch gewesen sein müssen. Und der war nachweislich seit Monaten nicht fortgekommen aus seinem kleinen Kaff.
    Karen stand auf, ging zum Kleiderschrank und öffnete die Tür.
    Ada Silbermann, dachte sie, die Hand am Türgriff. Sie schien Perssons wahre Identität entdeckt zu haben. Hatte er sie deshalb umgebracht? Aber warum sollte Persson/Schmid eine Waffe in ihrer Nähe lassen, mit der er sie gar nicht erschossen hatte? Hatte er damit eine falsche Spur legen wollen?
    Oder hatte jemand anderes eine Spur zu Martin Schmid legen wollen? Der Gedanke machte sie unruhig. Denn das hieße, daß der Ex-Terrorist einem von langer Hand geplanten Verbrechen zum Opfer gefallen war.
    Andere Möglichkeit: Hatte sich Alexa Senger Jahre nach dem Tod ihres Vaters zur Rache an allen der Gerechtigkeit entkommenen Terroristen entschlossen? Und wer war dann der nächste?
    Karen machte die Schranktür wieder zu. Ihr war entfallen, warum sie sie geöffnet hatte. Irgendwo in ihrem Gedankengebäude blockierte etwas. Irgendwo steckte ein Denkfehler. Sie setzte sich aufs Bett. Was, wenn es die Waffen nach dem Raub in alle Winde verstreut hatte und sie mit einer Reihe von Zufällen konfrontiert war?
    Sie stand wieder auf. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Reihe von Zufällen war auch mit der Lupe nicht mehr zu erkennen.
    Blieb Dorothea v. Plato. Sie hatte durchaus ein Motiv, ihren Ex-Geliebten Martin Schmid aus dem Wege zu räumen. Sie hätte theoretisch auch Eva Rauch töten können – ein Heimspiel in Frankfurt. Aber warum sollte sie? Und mit Ada Silbermann verband sie gar nichts – jedenfalls nichts, wovon Karen wußte.
    Sie ging wieder zum Schrank, holte ein weißes T-Shirt heraus und zog sich um.
    Aber warum lenkte sie dann selbst den Verdacht auf sich? Im Vollgefühl des Glaubens an die eigene Unverwundbarkeit?
    »Keine Chance«, sagte Karen laut.
    Sie fuhr sich mit dem Kamm durch die Haare und ging nach unten. Madame Dutoit begrüßte sie mit strahlendem Lächeln, der Sohn blinzelte ihr verschwörerisch zu. Auf der Terrasse saßen Touristen, eine französische Familie, zwei Fahrradfahrer in voller Montur, über eine Karte gebeugt. Und, an einem Tisch im Schatten, Dorothea v. Plato. Heute trug sie weder Sonnenbrille noch Hut. Ihre Frisur ließ nichts von der gewohnten Eleganz erkennen. Sie lächelte vage vor sich hin und hielt sich dann die Getränkekarte im dicken Kunstledereinband ganz nah vor die Augen. Sie ist kurzsichtig, sagte sich Karen und dachte im gleichen Moment: Und so jemand will einen Mann mit einem Schuß erledigt haben?
    Sie schlängelte sich durch die Reihen, bis sie vor v. Platos Tisch stand. Die Frau lächelte noch immer, als sie aufsah.
    Karen guckte unbewegt zurück und setzte sich ohne Gruß.
    Für einen Moment erinnerte die andere an die alte, bekannte Dorothea v. Plato, so kühl und hoheitsvoll kommentierten ihre Augen die Verletzung der guten Manieren. Doch dann lächelte sie wieder.
    Schwungvoll stellte M. Dutoit einen gefüllten Teller vor sie hin. Mit leiser Stimme orderte v. Plato Tomatensaft und Wodka. Dutoit zog die Augenbrauen hoch und nickte dann mit geneigtem Kopf.
    Das Essen sah nicht so aus, als ob man dazu guten Appetit wünschen sollte. Karen beschloß, ohne Umwege zum Punkt zu kommen. »Also wenn ich das alles ernst nehmen soll, was Sie mir da erzählt haben, Frau v. Plato…«
    »Wenn Sie erlauben?« Die Frau deutete auf den Teller. Sie lächelte noch immer.
    »Aber bitte sehr.« Und, dachte Karen, das Essen sieht auch nicht so aus, als ob man bedauern müßte, wenn es nach einer Viertelstunde kalt ist.
    »Sie haben mir in unserem letzten Gespräch nahegelegt, Sie im Todesfall Martin Schmid unter die Verdächtigen zu zählen.« v. Plato hatte den ersten Bissen genommen und kaute mit konzentriertem Gesicht.
    Die Frau hat Haltung, dachte Karen. »Ihr Motiv ist in der Tat nicht von der Hand zu

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