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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Tischtuch nach. »Ich glaube nicht, daß er sich selbst erschossen hat.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er noch lebte, als ich am Freitagabend in sein Haus kam. Er hätte gewußt, wie man es richtig macht.«

7
    F elis schien Ben nicht wiederzuerkennen. Alexa sah das mit einer gewissen Genugtuung. Während sie das Tier fütterte, hörte sie Ben durchs Haus gehen. Sie fand ihn auf der Terrasse, vor sich den lodengrünen Rucksack von Ada Silbermann.
    »Du hast ihn gefunden«, fragte er. Seine Stimme klang seltsam.
    »Im Gewölbe, unter all dem Gerümpel. Aber woher wußtest du…«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn Schmid alias Persson abgenommen.«
    »Was? Wann?« Ihre Gedanken überschlugen sich. Was hatte Ben mit dem deutschen Terroristen zu tun?
    »Schon länger her. Adas Leica gehört zum Haus, findest du nicht?«
    »Aber…« Sie schüttelte langsam den Kopf.
    Ben lächelte sie unbefangen an, griff in den Rucksack und holte die Kamera hervor. »Sind das Adas Fotos, die auf deinem Küchentisch liegen?«
    Auch, wollte sie sagen. Aber sie brachte keinen Ton heraus.
    »Sie hat ihn erkannt.« Er lächelte nicht mehr.
    Seine Stimme war leise geworden. Felis sprang auf Alexas Schoß und schob ihr den Kopf in die Hand. Alexa kraulte sie unkonzentriert. Sie verstand nicht. Woher wußte er das?
    »Und wann hast du es gemerkt?« Er sah sie an.
    Ich habe eine verdammt lange Leitung gehabt, dachte sie. »Ich habe es mir zusammengereimt.« Ben mußte ihrer Stimme anhören, wie verwirrt sie war. Sie wich seinem Blick aus, stand auf, holte die Gartenschere und begann, die verblühten Rosen abzuknipsen. Eine Weile hörte man nur das Klacken der Gartenschere und das Geräusch, mit dem die Rosenköpfe auf den Boden fielen. Er schwieg. Irgendwann holte er tief Luft.
    »Ich habe gedacht…« Das erste Mal, seit sie ihn kannte, schien er um Worte verlegen zu sein.
    »Als ich die Fotos auf dem Tisch liegen sah… Und du warst nirgends zu finden…«
    Alexa hätte fast die noch blühenden Rosen mit abgeknipst. Was hatte er gedacht? Daß sie zu Schmids Haus gegangen war, um Rache zu üben? Was für eine absurde Idee!
    »Du hast wirklich geglaubt, ich hätte ihn umgelegt?« Das war es also. Ihr wurde warm vor Erleichterung. Er hatte sich Sorgen gemacht, das war alles. Aber er hatte sie gefunden.
    Sie drehte sich um und lächelte ihn an. »Wahrscheinlich wäre ich verdurstet, wenn du nicht gekommen wärst.«
    »Verdursten? In einem Weinkeller?« Er zog die Augenbrauen hoch.
    Sie legte die Schere beiseite, trat hinter seinen Stuhl und umarmte ihn. »Nimmst du etwa einen Korkenzieher mit, wenn du eigentlich nur in den Keller nebenan zum Sicherungskasten willst?«
    »Aber da unten liegen sechs Flaschen Champagner! Für die braucht man keinen Korkenzieher!«
    Der aufkommende Wind wehte Blütenblätter über die Terrasse. Eine Amsel setzte sich auf die Telefonleitung und begann zu singen. Aus dem Haus strömte ein warmer Luftzug.
    »Es sind nur noch fünf«, sagte sie und dachte:
    Wir kriegen ein Kind. Alles wird gut. Es ist nichts geschehen.
    Ben steckte die Kamera wieder in den Rucksack, verschloß ihn und stellte ihn behutsam neben ihren Stuhl. »Man nimmt an, daß Martin Schmid sich mit Ada Silbermann stritt und sie dabei versehentlich tötete. Nachdem ihre Leiche gefunden wurde, muß er die Nerven verloren und sich selbst erschossen haben.«
    Alexa nickte stumm.
    »Es steht eine Flasche Champagner im Kühlschrank«, sagte sie nach einer Weile. Sie lag da seit ihrem letzten Abend, seit er gegangen war vor sieben Wochen. Jetzt konnten sie anstoßen. Auf das Leben.

8
    I ch verstehe nicht ganz, wo du noch Ermittlungsbedarf siehst, Karen.« Manfred Wenzel klang schlechtgelaunt.
    »Na hör mal! Und was ist mit Martin Schmid?«
    »Selbstmord.«
    Karen hielt die Luft an. »Das ist eine völlig willkürliche…«
    »Erkenntnis der französischen Staatsanwaltschaft in Übereinstimmung mit der ermittelnden Polizei.«
    »Die ermittelnde Polizei, lieber Manfred, besteht in diesem Fall aus einem Exfreund des lieben Toten, dem es hochnotpeinlich ist, mit so einem befreundet gewesen zu sein, und der nicht daran denkt, sich länger als nötig mit dem Fall zu befassen.«
    »Wie auch immer. Aber um deine Frage zu beantworten: Auch die Waffe, mit der Schmid sich erschossen hat« – angeblich, dachte Karen zähneknirschend – »auch die CZ 27 stammte aus dem Raubüberfall von 1978. Sie lag nach Auskunft von Steiner…« Wenzel räusperte sich.

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