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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Armbeuge geschmiegt und leise gelacht. »Sehe ich aus wie ein Racheengel?«
    Er hatte sie auf die Stirn geküßt und »Manchmal schon!« gemurmelt.
    »Im Ernst, Ben: Bringt mir das meinen Vater wieder?«
    Sie hatte gemerkt, wie er plötzlich alle Muskeln anspannte. Dann schüttelte er den Kopf, sah ihr in die Augen und küßte sie auf den Mund.
    »Also wir fahren«, murmelte sie nach einer Weile. »Niemand verdächtigt mich. Und außerdem muß ich mich um Felis kümmern.« Wenn das Tier überhaupt noch da war. Seit vorgestern hatte niemand nach der Katze gesehen. Was konnte nicht alles passiert sein in ihrer Abwesenheit!
    Wenigstens Ben war zurückgekehrt. Irgendwann schliefen sie ein, Arm in Arm. Am nächsten Morgen war er ohne weitere Diskussion mit ihr zurück nach Beaulieu gefahren. Und jetzt war sie es, die sich fürchtete: vor den neugierigen Blicken und den besorgten Fragen. Wo warst du? Hast du mitbekommen, daß Philipp…? Und da ist ja Ben! Wo hast du dich herumgetrieben, Alter? Catherine würde ihm einen schmelzenden Blick zuwerfen und »Das wurde aber auch Zeit!« rufen, M. André würde ihm erstmal einen ausgeben wollen, Adèle skeptisch gucken, Crespin…
    Sie sah Ben wieder an von der Seite. Es gab so viel zu fragen. Wo warst du? Warum hast du dich nicht gemeldet? Liebst du mich?
    Sie lehnte sich zurück in den Sitz und schloß die Augen. Im Geiste ging sie durch Rigolos Tür.

5
    E r hat sie verlassen, der gute Ben, von einem Tag auf den anderen. Und plötzlich ist er wieder da, aus heiterem Himmel, schreit herum, stößt mich aus dem Weg, stürmt an mir vorbei, tritt gegen die Tür – et voilà! «
    Crespin erzählte das alles mit Schwung und einem leisen Glitzern in den Augen. Er hätte gekränkt sein müssen, dachte Bremer, zornig, vielleicht auch eifersüchtig. Aber es schien, als ob er dem Auftritt des treulosen Liebhabers applaudierte. Das mußte die sprichwörtliche Leidenschaft der Südfranzosen für Liebesdramen sein.
    »Also sie war im Keller? Eingeschlossen?«
    »Muß wohl.«
    »Aber seit wann? Ich habe sie am Freitagabend noch gesehen – du weißt: auf dem Weg zu Persson.«
    »Also irgendwann danach.« Crespin zuckte mit den Schultern. Das Problem war ihm sichtlich egal. Dabei war es ziemlich erheblich für das, was man Alexa Sengers Alibi nennen würde, gäbe es im Fall Persson/Schmid Ermittlungen.
    Hatte sie sich im Keller versteckt, weil sie Schmid getötet hatte? Oder hatte sie etwas gesehen bei oder in Schmids Haus? Versteckte sie sich vor dem Mörder?
    »Das gleiche ist Madeleine mal passiert. Herrgott, hat die geschimpft!«
    »Was?« Bremer verstand nicht.
    »Die Tür zum Weinkeller – also früher war da mal der Stall –, die Tür hat seit ewigen Zeiten ein kaputtes Schloß. Alphonse hat immer mal daran herumgebastelt, aber genutzt hat’s nichts. Irgendwann hat er statt der alten Türfalle eine Klinke drangebaut, aber das hat auch nicht weitergeholfen – die paßt nämlich nicht richtig.«
    Crespin winkte auffordernd zu Bremer hinüber und machte dann mit Daumen und Zeigefinger jene Bewegung, mit der man den Kellner bittet, die Rechnung zu schreiben. Nach einer Schrecksekunde verstand Bremer und reichte ihm den Kugelschreiber, den er in der Brusttasche seines Hemdes trug.
    »Sehen Sie – so.« Crespin malte ein paar Striche auf die Cafétischdecke. »Hier – dieses Teil steckt man auf der einen Seite durch die Tür, und jenes Teil steckt man auf der anderen Seite darauf. Und dann sichert man das ganze mit einem Nagel – so.«
    Bremer nickte. So funktionierten Türklinken noch heute.
    »Aber es fehlte das Loch, durch das man den Nagel steckt. Und Alphonse kam nie dazu, es zu bohren. Und das lange Ende der Klinke steckte draußen, verstehen Sie?«
    Paul schwante langsam etwas. »Das heißt – wenn die Tür hinter einem zuschlug, wenn man im Keller war, und die Klinke fiel dabei auf der anderen Seite herunter, dann…«
    »Konnte man die Tür nicht mehr öffnen. Genau. Madeleine hat mindestens zwei Stunden da unten gesessen und an die Tür gehämmert und nach ihrem Nichtsnutz von Mann gerufen, der in der Zwischenzeit einen trinken gegangen war.«
    Crespin versuchte, entrüstet zu gucken, aber er hatte wieder dieses Glitzern in den Augen.
    »Und das ist Alexa passiert?«
    »Vielleicht, wer weiß?« Crespin hob die Arme, als ob er den Himmel um Verzeihung bitten wollte. »Hätte ich bloß daran gedacht!«
    Bremers Finger spielten mit dem Kugelschreiber. So konnte es gewesen

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