Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
eines der wesentlichen militärischen Ziele, auch wenn es sich dabei nur um einen kleinen, im Mittagsschlaf liegenden Marktflecken aus der Umgebung von Mâcon handelt. Sie bewegten sich mit gesenktem Kopf voran und wichen so den zu hoch abgefeuerten Maschinengewehrkugeln aus. Sie suchten hintereinander in Hauseingängen Deckung. Sie robbten am Fuß der Mauern entlang, machten sich hinter Steinpfosten so klein, dass sie ganz dahinter verschwanden, aber an einer Stelle kamen sie auf der Hauptstraße nicht weiter.
Brioude bewegte sich mit kleinen Sprüngen voran, in der Hocke mit horizontalem Rücken, die Finger der linken Hand auf den Boden gestützt; in der rechten hielt er die Sten Gun, seine Finger waren an den Gelenken ganz weiß, so fest umklammerte er seine Waffe, die noch nicht oft zum Einsatz gekommen war. Roseval schlich hinter ihm in ebenso geduckter Haltung her, dann kam Salagnon und anschließend die anderen in gewissen Abständen, an der Fassade entlang, wo sie hinter Hausecken, Steinbänken und in Eingängen Deckung suchten. Die Straßen von Sencey waren gepflastert, die Steinwände hell, alles spiegelte das weiße Licht wider. Die Hitze war in der Luft wie eine Welle zu sehen, sie kniffen die Augen zusammen, der Schweiß rann ihnen den Rücken hinunter, über die Stirn, über die Arme und auch über die Hände, doch diese wischten sie an ihren Shorts ab, damit ihnen die Waffe nicht aus den Händen glitt.
Alle Türen und Fensterläden im Dorf waren geschlossen, sie sahen niemanden, waren gezwungen, mit den Deutschen fertig zu werden, ohne dass sich die Bewohner einmischten. Aber wenn die Kolonne junger Männer in weißen Hemden mit kleinen Sprüngen voranrückte, öffnete sich manchmal eine Tür und eine Hand – sie sahen nie mehr als eine Hand – stellte eine volle Flasche auf die Türschwelle, anschließend schloss sich die Tür wieder mit einem lächerlichen Geräusch, einem leisen Knacken des Schlosses im Knattern der Schüsse. Sie tranken und gaben die Flasche an den Nächsten weiter, es war kühler Wein oder Wasser, und der Letzte stellte die leere Flasche auf einen Fenstersims. Sie rückten weiter in der Hauptstraße vor. Sie waren gezwungen, sie zu überqueren. Die weißen Steine warfen die Hitze zurück, die ihnen in Händen und Augen brannte. Das am Ende der Straße postierte Maschinengewehr der Deutschen feuerte bei jeder Bewegung drauflos. Auf der anderen Straßenseite befanden sich kleine Gassen, die ihnen ermöglicht hätten, sich im Schutz der Häuser den feindlichen Soldaten zu nähern. Mit zwei großen Sätzen konnten sie drüben sein.
Brioude wies mit der Hand auf die Straße. Er machte eine zweifache Drehung mit dem Handgelenk, womit er die beiden Sprünge andeutete und zeigte auf die Gasse auf der anderen Seite. Die anderen blieben stumm in der Hocke und nickten. Brioude sprang auf, hechtete nach vorn und rollte sich auf dem Boden in Deckung. Gleich darauf wurde geschossen, aber zu spät und zu hoch. Er war schon auf der anderen Straßenseite und gab ihnen ein Zeichen. Roseval und Salagnon sprangen gemeinsam auf und rannten plötzlich los, Salagnon glaubte den Luftzug der Kugeln hinter sich zu spüren. Er war sich nicht sicher, ob Kugeln einen Luftzug hervorrufen, vielleicht war es nur ihr Geräusch oder der Luftzug, den er selbst beim Rennen hervorrief; er ließ sich atemlos von den beiden Sprüngen in den Schatten der Mauer fallen, das Herz klopfte ihm zum Zerspringen. Die pralle Sonne brannte auf den Steinen, man konnte kaum auf die Straße blicken, die Männer, die auf der anderen Straßenseite hockten, zögerten. In der überhitzten Stille, in der sich alles verdichtete und verlangsamte, gab Brioude ihnen nachdrücklich lautlose Zeichen, die verzögert wirkten, so als kämen sie aus den Tiefen eines Schwimmbeckens. Mercier und Bourdet sprangen gleichzeitig los, und der Feuerstoß erwischte Mercier im Flug, traf ihn in der Luft wie ein Schläger einen Ball trifft, und dann fiel er auf den Bauch. Eine Blutlache breitete sich unter ihm aus. Bourdet bekam sein Zittern nicht in den Griff. Brioude befahl mit einer Geste den anderen, die gegenüber in der Sonne hockten, dortzubleiben, und ging dann gefolgt von jenen, die schon bei ihm waren, die kleine Gasse entlang.
Merciers Leiche blieb auf der Straße liegen. Das Maschinengewehr feuerte erneut, aber diesmal tiefer, und Kieselsteine flogen auf, mehrere Kugeln trafen den jungen Mann mit hämmerndem Geräusch, sein Körper bewegte
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