Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
angegebenen Abmessungen in Yorkshire oder in Pennsylvania in Werkzeugmaschinen eingegeben, und das Messer für den Nackenstich wurde in Massen produziert genauso wie Aluminiumbecher. Mit diesem Gegenstand in der Tasche sah Salagnon alle Menschen, die ihn umgaben, mit anderen Augen an: ein kleines Tor auf dem Hinterkopf, das zwar geschlossen war, aber geöffnet werden konnte, ließ den Atem hinausströmen und die Winde hereinkommen. Alle konnten im Nu von seiner Hand sterben.
Ein anderer junger Mann aus dem Kommando, der mit seinem roten Haar und seiner rosigen Gesichtsfarbe wie die Karikatur eines Engländers wirkte, erklärte ihnen den Kommandodolch. Die Waffe konnte geworfen werfen und landete stets mit der Dolchspitze zuerst. Die Klinge war sehr scharf und konnte daher tief ins Fleisch dringen, sie eignete sich aber auch gut zum Schneiden. Und wenn man den Dolch fest in der Hand hielt, durfte man ihn nicht so halten wie Tarzan beim Kampf mit den Krokodilen, sondern mit der Klinge in Richtung des Daumens, etwas so wie ein Fleischmesser. Ging es nicht darum zu schneiden, also um dieselbe Funktion? Daher glichen sich die Gesten.
Die langsam vorgebrachten Erklärungen der Engländer, ihr zögerndes Französisch, ihr Wille, gut verstanden zu werden, ließ den jungen Leuten genügend Zeit, sich vorzustellen, wovon im Einzelnen die Rede war: Ein leichtes Unbehagen breitete sich unter ihnen aus. Keiner von ihnen hielt mehr großspurige Reden oder machte Scherze. Sie handhabten diese einfachen Gegenstände ein wenig verlegen. Sie vermieden es sorgfältig, die Klinge zu berühren. Als der Umgang mit Sprengstoff zur Sprache kam, atmeten sie erleichtert auf. Der Eindruck von Weichheit und Geschmeidigkeit, den der an Knetmasse erinnernde Plastiksprengstoff hervorrief, stand in krassem Gegensatz zu seinem Gebrauch. Und man löste die Explosion mithilfe von Drähten aus, was den abstrakten Charakter noch erhöhte. Sie konzentrierten sich auf die Anschlüsse, und das beruhigte sie. Zum Glück braucht man nicht ständig an alles zu denken. Die technischen Einzelheiten sind sehr willkommen, um die Aufmerksamkeit zu fesseln.
Als sie die Lastwagenkolonne angriffen, die das Saône-Tal hinauffuhr, wurde es ernster. Das glich schon eher einer Schlacht. Die dreißig mit Infanteristen besetzten Lastwagen gerieten in den Beschuss der MG -Schützen, die sich auf dem Hang über der Straße hinter Hecken und Baumstümpfen versteckt hielten. Die kampferprobten Soldaten sprangen von den Fahrzeugen, gingen in den Straßengräben in Deckung, erwiderten das Feuer und starteten einen Gegenangriff, der jedoch zurückgeschlagen wurde. Leichen übersäten Gras und Asphalt zwischen brennenden Fahrzeugwracks. Als die Magazine leer waren, war der Angriff zu Ende. Die Kolonne trat in gewissem Durcheinander den Rückzug an. Die Maquisarden ließen sie abziehen, schätzten mit dem Fernglas die angerichteten Schäden ab und zogen sich zurück. Ein paar Minuten später näherten sich zwei Tiefflieger und belegten den Hang mit Maschinengewehrfeuer. Die großkalibrigen Kugeln durchsiebten die Büsche und wühlten die Erde auf, armdicke Äste fielen zerfetzt zu Boden. Courtillots Schenkel wurde von einem armlangen Holzsplitter durchbohrt, der spitz wie ein Dolch und nass von Saft war. Die Flugzeuge flogen mehrmals über die rauchende Straße und entfernten sich dann. Die Maquisarden gingen zu ihrem Lager im Wald zurück und trugen ihren ersten Verletzten.
Sencey wurde eingenommen. Das war einfach. Sie brauchten sich nur mit gesenktem Kopf voranzubewegen, um zu verhindern, von einer Kugel getroffen zu werden. Die Maschinengewehrkugeln folgten der Achse der Hauptstraße. Sie flogen in einer gewissen Höhe, da eine leichte Anhöhe ihre Flugbahn behinderte. Im gleißenden Licht sahen die Maquisarden die von Sandsäcken geschützte durchlöcherte Schnauze des deutschen MG s und sich außer Schussweite befindende runde Helme. Die Kugeln sausten mit schrillem Vibrieren durch die warme Luft, zerrissen die Stille und schlugen schließlich mit heftigem Knall gegen eine Steinwand. Die jungen Männer senkten den Kopf, während die weißen Steine über ihnen mit kleinen Wolken aus kreidehaltigem Staub und mit dem Geruch von in praller Sonne mit einer Spitzhacke zerschlagenem Kalkstein zerplatzten.
Sencey wurde eingenommen, weil es eingenommen werden musste. Der Colonel beharrte darauf, um das Vorrücken auf der Karte verzeichnen zu können. Eine Stadt einzunehmen ist
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