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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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gestampfte Erde erzittern ließ. Sie machten weiter. Salagnon bemühte sich, einen Blick über die Brüstung zu werfen. Ein Teppich aus Leichen, aus denen Bambusspitzen hervorragten, füllte den Graben bis oben hin, der Stromkreis war schließlich unterbrochen worden, die erste Welle von Angreifern hatte die Drähte verschmoren lassen, ein weiteres Bataillon rannte gegen die Stellung an und kletterte an den Leichen hinauf wie an einer Leiter. Salagnon spürte das Pfeifen der Kugeln in den Ohren. Er setzte sich zu den beiden Thai neben die offene Kiste und begann wie sie Handgranaten zu entsichern und sie blindlings nach hinten über die Schulter zu schleudern. Ein Feuerstrahl durchquerte die Dunkelheit, eine Rakete mit Hohlladung durchschlug das Betonviereck, das sie errichtet hatten und explodierte im Inneren. Der verkohlte Betonblock barst, kippte zur Seite, der Turm aus Holz und Lehm stürzte halb ein. Zwei Thai rannten mit einem Schnellfeuergewehr geduckt auf die Turmruine und gingen in Stellung. Der eine von ihnen schoss, gezielt und halsstarrig, der andere hielt ihn an der Schulter fest, zeigte ihm die Ziele und reichte ihm die Magazine, die er einer großen Umhängetasche entnahm. Ein deutlich zu vernehmendes Hornsignal ertönte, und die Schatten zogen sich zurück, ließen auf der Erde dunkle Flecken hinter sich. »Feuer einstellen!«, schrie Moreau irgendwo auf einer Mauer. In der Stille spürte Salagnon, dass ihm die Ohren wehtaten. Er stand auf und ging auf Moreau zu, der ihm barfuß und in Unterhosen entgegenkam, mit von Pulver geschwärztem Gesicht und leuchtenden Augen. Hier und dort verstreut lagen mehrere Thai, die sich nicht mehr erhoben. Er kannte ihre Namen nicht; ihm wurde auf einmal klar, dass er sie nicht wiedererkannte, obwohl sie schon so lange auf engem Raum zusammengelebt hatten. Nur wenn er sie zählte, würde er herausfinden können, wie viele von ihnen fehlten.
    »Sie ziehen sich zurück.«
    »Aber sie kommen bald wieder.«
    »Sie hätten es fast geschafft.«
    »Nicht ganz. Und jetzt diskutieren sie. Das ist für die Kommunisten typisch. Sie analysieren den ersten Angriff, dann besprechen sie die Lage, anschließend greifen sie in einem besseren Winkel an, und dann klappt es. Das nimmt etwas Zeit in Anspruch, ist aber wirksam. Wir können ihnen nicht standhalten, aber wir haben ein bisschen Zeit. Wir müssen abhauen.«
    »Abhauen?«
    »Wir schleichen im Schutz der Dunkelheit durch den Wald, um die mobile Einsatzgruppe am Fluss zu erreichen.«
    »Das schaffen wir doch nie.«
    »Im Moment diskutieren sie noch. Aber beim nächsten Angriff gehen wir hops. Niemand holt uns hier ab.«
    »Lass es uns über Funk versuchen.«
    Sie rannten in die Kasematte und gaben einen Funkspruch durch. Nach langem Rauschen wurde der Kontakt endlich hergestellt. »Die mobile Einsatzgruppe ist in Kämpfe verwickelt. Wir sitzen am Flussufer fest. Geben Sie den Posten auf. Wir verlassen die Region.«
    Sie versammelten alle Männer. Mariani weckte Gascard, der noch seinen Rausch ausschlief und den Grund für den Lärm nicht recht begriffen hatte. Zwei Ohrfeigen, den Kopf unter Wasser und die Erklärung, was folgen würde, ließen ihn schnell wieder nüchtern werden. Abhauen, das interessierte ihn. Er hielt sich kerzengerade, wollte Umhängetaschen voller Handgranaten tragen. Rufin kämmte sich, ehe sie aufbrachen. Die Thai hockten stumm auf dem Boden, hatten nur ihre Waffen dabei.
    »Auf geht’s!«
    Sie rannten stumm durch den Wald im Abstand von jeweils zwei Metern. Sie rannten, jeder hatte nur einen Rucksack, seine Waffe und Munition dabei. Die Vietminh hatten sich auf Seiten des eingestürzten Turms versammelt, doch das wussten Salagnon und seine Männer nicht; sie hatten glücklicherweise einen Weg eingeschlagen, auf dem die Vietminh nur ein paar Kämpfer als Wachen hinterlassen hatten. Diese wurden geräuschlos mit dem Haumesser erledigt und ihre blutigen, aufgeschlitzten Leichen am Wegrand liegengelassen, anschließend rannten die Männer den Abhang hinab und verschwanden lautlos im Wald, sie sahen nur ihren Vordermann und hörten den Mann, der hinter ihnen lief. Sie rannten, nur mit ihren Waffen beladen.
    Hinter ihnen hörten sie wieder das Hornsignal, dann Schüsse, Stille und anschließend eine schwere Explosion und schimmerndes Licht in der Ferne. Die Munition des Postens explodierte, denn Moreau hatte die Kasematte vermint.
    Sie spannten alle Kilometer einen mit einer Handgranate verbundenen Draht quer

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