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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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ihr ins Bett.
    »Und was sagt dein Mann dazu?«
    »Das ist ihm egal. Er ist die ganze Zeit mit Freunden zusammen, sie treffen sich sehr oft. Er hat sich mit meinem Vater in die Wolle gekriegt, er wirft ihm Schlaffheit vor. Ich glaube, es hat ihn überhaupt nicht gestört, dass ich ausgezogen bin. Er übt sich mit seinen Kumpeln im Umgang mit Waffen, und sie reden immer sehr laut. Sie haben unsere Wohnung verschanzt. Für mich ist darin kein Platz mehr. Sie wollen Bab el-Oued in eine Festung verwandeln, ein uneinnehmbares Budapest daraus machen, damit niemand sie daraus vertreiben kann. Sie wollen die Araber kaltmachen. So lange ich mich nicht mit dir öffentlich sehen lasse, ist es ihm völlig egal, was ich mache; wenn sich jemand über ihn lustig macht, legt er ihn um. Und wenn er dich mit mir antrifft, legt er dich um.«
    Sie sagte das mit einem seltsamen Lächeln und küsste ihn.
    »Er fackelt anscheinend nicht lange«, sagte Salagnon lächelnd.
    »Algerien liegt im Sterben, Victorien. Es sind so viele Waffen im Umlauf, jeder will sie haben. Was wir bisher nur insgeheim gedacht oder höchstens ausgesprochen haben, wird inzwischen ausgeführt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, wenn ich es im Krankenhaus mit einer Blinddarmentzündung, einer Entbindung oder einem Armbruch bei einem Sturz vom Fahrrad zu tun habe, also all den Problemen, die in den anderen Krankenhäusern an der Tagesordnung sind; denn in unserem werden Tag und Nacht Leute mit Schussverletzungen, Messerstichen oder Verbrennungen eingeliefert. Auf den Gängen stehen bewaffnete Polizisten, und Soldaten halten vor den Zimmern Wache, damit man die Verwundeten nicht mit einer Maschinenpistole erschießt, ihnen die Kehle durchschneidet oder sie entführt, um die begonnene Arbeit zu Ende zu führen. Ich träume von einer einfachen Epidemie, einer jahreszeitlich bedingten Grippe, ich träume davon, eine Krankenschwester in Friedenszeiten zu sein, um Wehwehchen zu behandeln und alten Leuten, die ein wenig den Kopf verlieren, Beistand zu leisten. Nimm mich in den Arm, küss mich, schlaf mit mir, Victorien.«
    Sie blieben lange aneinandergeschmiegt liegen, außer Atem, schweißgebadet und mit geschlossenen Augen. Ein leichter Lufthauch kam manchmal vom Meer herüber, wehte durch das Fenster, liebkoste ihre Haut. Auch der Duft von Blumen und gegrilltem Fleisch drang herein. Durch die halb geöffneten Läden hörten sie den Straßenlärm, und manchmal ließ eine Explosion die heiße Luft erzittern. Doch dabei zuckten sie nicht einmal mehr zusammen.
    Sein Onkel holte ihn ab.
    »Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo du dich entscheiden musst, was du willst, Victorien. Für mich ist die Sache klar, ich will das behalten, was wir erobert haben. Wir haben die Ehre gerettet. Wir müssen sie bewahren.«
    Sie suchten gemeinsam Trambassac auf. Bewaffnete Soldaten mit Baretten in unterschiedlichen Farben gingen in kleinen Gruppen den Flur entlang, und wenn sich die Gruppen begegneten, starrten sie einander an, ohne recht zu wissen, was sie tun sollten. Sie musterten die Barette, blickten die Tressen abschätzend an, gingen weiter, warfen einen misstrauischen Blick über die Schulter und hatten die ganze Zeit den rechten Zeigefinger im Sicherungsbügel ihrer Waffe angespannt. Der Staatsstreich war omnipräsent, jeder führte einen Putsch auf eigene Rechnung durch. Trambassac blieb hinter seinem Schreibtisch sitzen. Er hatte alle seine Akten geordnet, seine persönlichen Sachen weggeräumt, nur die Gemälde an den Wänden hängen lassen; ansonsten war alles für einen Umzug bereit. Er wartete.
    »Was gedenken Sie zu tun, Herr Oberst?«
    »Der Regierung zu gehorchen, meine Herren.«
    »Welcher?«
    »Welcher auch immer. Wenn es einen Regierungswechsel gibt, gehorche ich der neuen. Aber zählen Sie nicht auf mich, um sie zu stürzen. Ich gehorche. Man hat mich aus gewissen Gründen beauftragt, das Land zurückzuerobern; ich habe es zurückerobert. Man beauftragt mich aus anderen oder sogar aus denselben Gründen, die Sache aufzugeben, und ich gebe sie auf. Befehl und Gegenbefehl, Angriff und Gegenangriff, das ist die militärische Routine.«
    »Man verlangt von uns zu verzichten, Herr Oberst, auf das zu verzichten, was wir erobert haben.«
    »Ein Soldat gibt sich nicht mit solchen Einzelheiten ab. Wir sind Männer, die ständig in Aktion sind; wir handeln. Etwas rückgängig zu machen ist auch eine Handlung. Vorwärts, marsch! Zurück, marsch, marsch!

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