Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
breitete sich unter den Anführern aus, sie wurden misstrauisch, packten ihre Sachen und waren bereit zum Aufbruch. Manche verschwanden. Eine Lastwagenkolonne kam, um das Lager aufzulösen. Die Zelte waren abgebaut worden, und das Material wurde auf die Fahrzeuge geladen. Die Lastwagen sollten die Jungen bis zu einem Bahnhof im Saône-Tal bringen. Sie sollten an die Front geschickt werden, um an den Kriegsanstrengungen teilzuhaben.
Die Jungen wohnten einem seltsamen Streit ihrer Vorgesetzten bei. Gegenstand der Auseinandersetzung war die Aufteilung auf die Lastwagen und ihre Platzierung in der Kolonne. Sie schienen großen Wert darauf zu legen, an der Spitze oder am Schluss der Kolonne zu sein, darüber diskutierten sie heftig, und das rief plötzlichen Stimmenlärm und zornige Handbewegungen hervor; aber alle blieben sehr ausweichend, wenn es darum ging, warum sie lieber an der einen als an der anderen Stelle Platz nehmen wollten. Sie beharrten auf ihrem Wunsch, ohne Argumente anzuführen. Die mit dem Rucksack vor ihren Füßen in einer Reihe am Wegrand wartenden Jungen lachten über so viel Engstirnigkeit und ein derartiges Bemühen, den Vortritt zu haben, und all das nur, um auf asthmatische, auf einem Waldweg parkende Lastwagen zu steigen.
Der Onkel war äußerst angespannt und beharrte darauf, mit einer Gruppe, die er ein wenig abseits versammelt hatte und auf die er mit dem Finger wies, auf den letzten Lastwagen zu steigen. Die anderen murrten, vor allem ein Offizier, der denselben Dienstgrad hatte wie er und mit dem er sich nicht verstand. Auch dieser wollte einen Platz auf dem letzten Lastwagen, als Nachhut sozusagen, wie er sagte. Er wiederholte das Wort mehrmals mit gewissem Nachdruck, das erschien ihm ein ausreichendes Argument, ein Wort, das gewichtig genug war und militärisch Sinn machte, um den Sieg davonzutragen, und dann wies er zum Onkel gewandt auf den ersten Lastwagen.
Salagnon wartete, der Onkel ging ganz nah an ihm vorbei, sodass er ihn fast streifte und flüsterte ihm zu: »Du bleibst bei mir und steigst erst auf, wenn ich es dir sage.«
Die Verhandlungen gingen weiter, bis der andere schließlich nachgab. Wütend ging er auf das Fahrzeug an der Spitze zu und gab mit übertrieben deutlichen Handbewegungen das Zeichen zur Abfahrt. »Haltet Blickkontakt!«, brüllte er vom Trittbrett des ersten Lastwagens, kerzengerade wie ein Panzerfahrer. Salagnon stieg auf das ihm zugewiesene Fahrzeug, und im letzten Augenblick kletterte auch Hennequin auf den LKW . Er setzte sich lachend neben seinen Kameraden.
»Sie sind total verrückt. Genau wie die Armee in San Theodoros: dreihundert Generäle und fünf Gefreite. Du brauchst ihnen bloß die Schulterstücke eines Offiziers zu geben und schon ergehen sie sich gegenseitig mit gespitzten Lippen in Höflichkeiten; sie gleichen alten Schachteln, die vor einer Tür stehen und unbedingt der anderen den Vortritt lassen wollen.«
Als der Onkel in der Fahrerkabine Hennequins Gegenwart bemerkte, deutete er eine Bewegung an und öffnete den Mund, aber die Kolonne war schon angefahren. Die Lastwagen bewegten sich im Lärm der Schraubenfederung und der starken Motoren; von den Unebenheiten des Weges geschüttelt klammerten sich alle an die Bordwände; sie fuhren durch den Wald, um die Straße nach Mâcon zu erreichen.
Auf dem mit Schlaglöchern übersäten Waldweg voller Steine und Äste konnten die Lastwagen nur langsam fahren. Die Abstände zwischen ihnen wurden immer größer, bald waren die ersten Fahrzeuge außer Sicht, und die letzten drei bogen, kurz bevor der Wald zu Ende ging, in einen schmalen Weg ein, der zu den Gipfeln führte, von denen sie sich eigentlich hätten entfernen müssen.
Alle hielten sich gut fest und ließen sich fahren. Nur Hennequin wurde unruhig. Er warf einen fragenden Blick in die Runde, konnte aber auf den Gesichtern nicht die geringste Überraschung erkennen. Er stand auf und klopfte an die Scheibe. Der Fahrer fuhr weiter, und der Onkel, der sich zu dem Jungen umgewandt hatte, sah ihn gleichgültig an. Hennequin wurde kopflos und wollte vom Wagen springen, doch die anderen hielten ihn zurück. Sie packten ihn an den Armen, am Nacken, an den Schultern und zwangen ihn sich wieder hinzusetzen. Salagnon wurde mit einem Schlag klar, dass er nichts begriffen hatte, aber alles erschien so eindeutig, dass er sich genauso verhielt wie die anderen. Auch er hielt Hennequin fest, der sich wehrte und schrie. Niemand verstand, was er sagte,
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