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Die Frau an Seiner Seite

Die Frau an Seiner Seite

Titel: Die Frau an Seiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heribert Schwan
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den Himmel erleuchteten, schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie fürchtete sich vor dem, was die Zukunft bringen könnte. Daran änderten in diesem Moment auch die Liebesbezeugungen ihres Mannes nichts, wie er sie in seinem Tagebuch beschrieb.
ZUSPITZUNG
    Das neue Jahr begann mit einem Schock: Am 3. Januar 2000 eröffnete die Bonner Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen Helmut Kohl. Er wurde der Untreue zum Nachteil der CDU verdächtigt. Für Hannelore, für die Söhne und ihre Familien eine schwere Belastung. Der Kanzler der Einheit stand nun so richtig am Pranger – und die ganze Familie gleich mit. Hannelore bekniete in totaler Verzweiflung ihren Mann, die Namen der Spender endlich preiszugeben, um weiteren Schaden von sich und den Seinen abzuwenden. So wenig, wie Hannelore die Sturheit ihres Mannes verstand, so wenig konnten große Teile der CDU-Mitglieder und -Anhänger, selbst eingefleischte Kohl-Fans, nachvollziehen, warum er die Namen der Spender noch immer nicht herausrückte. Nach fünfundzwanzigjähriger Amtszeit als Parteivorsitzender, auf zwölf Parteitagen in geheimer Wahl mit meist überwältigender Mehrheit gewählt, spürte Kohl zwar, wie kalt ihm der Wind ins Gesicht blies. Auch die Gefahr, dass die Partei in zwei Gruppen zu zerfallen drohte – die Aufklärer und die Kohlianer –, war ihm durchaus bewusst. Die Situation konnte für die CDU zu einer dramatischen Zerreißprobe werden. An seinem Willen, die eingeschlagene Linie beizubehalten, änderte das jedoch nichts.
    Während er Nervenstärke demonstrierte, lag Hannelore fast am Boden. Parallel zu den ungeheuerlichen Vorgängen in der Spendenaffäre hatte sich ihr Gesundheitszustand zusehends verschlechtert. Die Lichtempfindlichkeit nahm Formen an, die ein normales Leben fast unmöglich machten. Während Helmut ständig in Berlin präsent sein musste, zog sie sich immer mehr in ihren Ludwigshafener Bungalow zurück. Sie versuchte, ihrer anhaltenden Einsamkeit dadurch zu begegnen, dass sie ihre engsten Freundinnen einzeln zu sich bat und mit ihnen weit nach Sonnenuntergang Spaziergänge durch die nähere Umgebung unternahm. Aber auch vor ihnen verbarg sie das Ausmaß ihres Schmerzes, ihres Leids, ihrer unendlichen Traurigkeit. Obwohl sie kaum noch mit ihrer Situation zurechtkam, gewährte sie niemandem Einblick in ihre verletzte Seele.
    Besuche von Ärzten in ihrem Haus häuften sich, neue Medikamente wurden ausprobiert, Hannelore griff händeringend nach jedem medizinischen Strohhalm, der Hilfe versprach. Als dann auch noch zwei Fernsehjournalisten sie und ihre Stiftung in die Spendenaffäre ihres Mannes hineinziehen wollten, war das Maß des Erträglichen erreicht. Ein Redakteur aus dem ARD-Studio in Brüssel hatte angeblich konkrete Hinweise aus Paris erhalten, Millionen-Spenden an die Hannelore-Kohl-Stiftung seien nicht ordnungsgemäß verbucht worden. Bei seiner telefonischen Anfrage an die Präsidentin des Kuratoriums beschied ihm Hannelore Kohl, die Stiftung werde sich seiner Fragen umgehend annehmen. Etwa im gleichen Zeitraum wandte sich ein anderer Redakteur an die Bonner ZNS-Zentrale und wollte von Hannelore Kohls engster Mitarbeiterin Amalie Barzen in forderndem Ton wissen, ob die Stiftung in den Spendenskandal involviert sei und entsprechende Gelder in die Stiftung geflossen seien. Der Redakteur aus dem Studio Brüssel, so berichtet Peter Kohl, soll damit gedroht haben, über die Verwicklung von Hannelore Kohl in die Spendenaffäre zu berichten, falls er nicht innerhalb von 24 Stunden schlüssige und belegbare Antworten auf seine Fragen bekommen würde.
    Allein die Unterstellung, ihre Stiftung könne Spendengelder nicht korrekt verbucht haben, brachte Hannelore an den Rand der Verzweiflung. Sie rief den ZNS-Geschäftsführer Rolf Wiechers aus dem Urlaub zurück, der die schlimmen Unterstellungen leicht ausräumen konnte. Gleichzeitig bemühten sich ZNS-Anwälte mit geringem Erfolg herauszufinden, was an den angeblichen Hinweisen aus der französischen Hauptstadt dran war und was dahinter stecken könnte.
    Am 21. März 2000 ging in der ZNS-Zentrale ein Fax des WDR ein, in dem mitgeteilt wurde, die Recherchen für ein Filmprojekt über »Stiftungen in Deutschland« seien eingestellt worden. In einer Mail bestätigte ein Redakteur mir gegenüber, dass die Recherchen »damals in der Tat im Zusammenhang mit der CDU-Spendenaffäre und Kohls Weigerung, seine Spender zu nennen«, gestanden hätten. Nach Beratungen mit der

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