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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Könige zu sehen, die großartigen Tempel und Ruinen aus einer Zeit, in der die Pharaonen die damalige bekannte Welt beherrschten, lange bevor Christus geboren wurde.
    Außerdem erkannte er seinen tiefen Wunsch, die Ägypterin möge schuldlos sein und er eine Möglichkeit haben, das zu beweisen. Inzwischen war er überzeugt, dass sie nach England gegangen war, weil sie versuchen wollte, etwas für die Befreiung ihres Volkes von den wirtschaftlichen Zwängen zu unternehmen, die ihm die Briten auferlegt hatten. Da sie das Machtspiel der Politik nicht
durchschaute, konnte sie nicht wissen, dass man ihrem Volk die Art Gerechtigkeit, nach der sie strebte, nie gewähren würde, solange die Baumwollindustrie in der Grafschaft Lancashire eine Million Menschen ernährte. Zwar waren auch sie arm, lebten in Elend und Krankheit, dennoch waren sie ein entscheidender Faktor im Machtkalkül der Politiker in London. Noch wichtiger aber war, dass nur wenige Meilen von dort, wo sich Pitt jetzt befand, jenseits der Wüste, die älter war als die Menschheit und jetzt im Schimmer der ersten Sterne ockerfarbene Schatten warf, das moderne Wunderwerk eines Kanals lag, der vom Mittelmeer ins Rote Meer führte und den Briten den Zugang zur anderen Hälfte ihres Reiches ermöglichte.
    Neben dem Hauptfeldwebel stehend, sah Pitt zu, wie die letzte dünne Linie des Tageslichts schwand. Dann dankte er ihm und suchte Avram auf, um ihm zu sagen, dass sie am folgenden Morgen nach Alexandria zurückkehren würden. Dort wollte er ihm eine angemessene Belohnung für seine Hilfe geben.

KAPITEL 9
    G racie saß Tellman in einer Ecke der Gaststube gegenüber. Er sah sie aufmerksamer an, als es für das, was sie ihm zu berichten hatte, nötig war. Mit einer Mischung aus Freude und Befangenheit begriff sie, dass er sie ebenso ansehen würde, wenn sie völligen Unsinn erzählte. Damit würde sie sich früher oder später beschäftigen müssen. Er hatte ihr gegenüber schon alle möglichen Empfindungen an den Tag gelegt: ganz zu Anfang Desinteresse, dann Ärger darüber, dass sie sich zur Dienstbotin hergab, die wirtschaftlich vollständig von ihrer Herrschaft abhängig war, und nach einer Weile, als sie Pitt bei einigen Fällen geholfen hatte, eine Artwiderwilliger Hochachtung vor ihrer Intelligenz. Zum Schluss dann hatte er ihr, deutlicher, als ihm selbst klar war, gezeigt, dass er sich in sie verliebt hatte, obwohl er sich nach Kräften bemühte, es vor allen verborgen zu halten, ganz besonders vor sich selbst. Immerhin tat er inzwischen nicht mehr so, als habe er nichts für sie übrig — zumindest nicht immer.
    Einmal, als er von seinen Gefühlen übermannt worden war, hatte er ihr einen Kuss gegeben. Sie konnte sich noch gut daran erinnern. Wenn sie die Augen schloss und alles andere um sich herum vergaß, spürte sie die Süße dieses Kusses noch, als läge er erst wenige Augenblicke zurück. Als ihr diese Erinnerung einmal auf einer windigen Straße gekommen war, wo sie völlig allein war, gestand sie sich mit einem Lächeln ein, dass auch sie ihn liebte.
    Das aber hieß noch lange nicht, dass sie auch bereit war, ihn das merken zu lassen. Trotzdem war es gut zu wissen, was sie wollte, auch wenn sie noch nicht wusste, wann es so weit sein würde.
    Jetzt berichtete sie ihm, was Lady Vespasia über die Familie Garrick in Erfahrung gebracht hatte, und teilte ihm mit, dass Stephen Garrick angeblich aus Gesundheitsgründen nach Südfrankreich gereist war.
    »Aber das is schon so lange her, da hätt Martin doch längst an Tilda schrei’m könn’, oder nich?«, beendete sie ihren Bericht. »Er hätt das sogar schon tun könn’, bevor er gegangen is! Das is doch nich schwer, und bestimmt hätt der junge Mr Garrick nix dageg’n gehabt.«
    Tellman machte ein finsteres Gesicht. Das Leben als Dienstbote im Hause anderer war ein wunder Punkt, über den sie sich schon oft in die Haare geraten waren. Er hielt nichts davon, dass Menschen zur Erledigung alltäglicher Familienangelegenheiten die Erlaubnis anderer einholen mussten.
    »Dagegen dürfte er eigentlich nichts haben«, sagte er mit Nachdruck. »Aber man weiß nie.« Er sah sie so aufmerksam an, als sei keiner der anderen Menschen im Raum. »Aber nach Südfrankreich müsste er Gepäck mitgenommen haben, außerdem sind sie in dem Fall entweder mit einer Droschke oder der eigenen Kutsche gefahren, zumindest bis zum Bahnhof. Alle Kanalfähren haben eine Passagierliste. Wenn wir die Namen da finden, wissen wir

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