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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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den Park, bis sie schließlich atemlos und mit einer schmerzenden Blase an der linken Ferse auf Vespasia stieß, die mit hoch erhobenem Kopf allein über einen der
Wege lustwandelte. Ihren stahlgrauen Hut mit der schwungvollen Krempe zierte eine wunderschöne silberne Straußenfeder. Das Kleid war von etwas hellerem Grau als der Hut, und so kunstvoll war sein weißer Spitzeneinsatz geklöppelt, dass er im Sonnenschein wie ein sich brechender Wogenkamm aussah.
    Sie wandte sich um, als sie Schritte hinter sich hörte. »Du bist ja ganz außer Atem, meine Liebe«, tadelte sie Charlotte mit gehobenen Brauen. »Wenn du es so eilig hast, muss das, was dich herführt, ja von äußerster Bedeutung sein.« Sie warf einen Blick auf Charlottes Kleid, dessen Saum von Staub bedeckt war. Dabei fiel ihr auf, dass Charlotte ein wenig schief stand, um den schmerzenden Fuß zu entlasten. »Möchtest du dich nicht einen Augenblick setzen?« Ihr war sofort klar gewesen, dass es nicht um eine persönliche Katastrophe ging.
    »Danke«, nahm Charlotte an. Sie spürte die Blase noch schmerzhafter als zuvor, gab sich aber größte Mühe, möglichst aufrecht bis zur nächsten Bank zu gehen, auf die sie sich dankbar sinken ließ. Auf jeden Fall würde sie gleich einmal ihren Stiefel aufknöpfen, um zu sehen, was sich machen ließ.
    Vespasia sah sie leicht belustigt an. »Ich vergehe vor Neugier«, sagte sie lächelnd. »Was führt dich ohne Begleitung und offensichtlich auch nicht ohne Schwierigkeiten an einen so ungewohnten Ort?«
    »Die Notwendigkeit, etwas Bestimmtes zu erfahren«, sagte Charlotte und zuckte zusammen, als sie den Fuß versuchsweise bewegte. Sie strich sich den Rock glatt und setzte sich ein wenig aufrechter hin. Ihr war bewusst, dass Vorüberkommende unauffällig zu ihnen hersahen und sich vermutlich fragten, wer diese Frau neben der stadtbekannten Aristokratin sein mochte. Sofern Vespasia eifersüchtig auf ihren Ruf geachtet hätte, wäre ihr das möglicherweise peinlich gewesen, aber derlei ließ sie völlig kalt. Von ihr aus mochten die Leute reden und denken, was sie wollten.
    »Etwa weitere Angaben über Saville Ryerson?«, erkundigte sich Vespasia ruhig. »Gern würde ich damit dienen, aber ich bin nicht sicher, dass ich dazu imstande wäre.«
    »Nein, diesmal geht es nicht um Mr Ryerson, sondern um Mr Garrick«, teilte ihr Charlotte mit.
    Vespasias Augen weiteten sich. »Etwa Ferdinand Garrick? Sag mir nur nicht, dass er in die Eden-Lodge-Geschichte verwickelt ist. Das wäre so absurd, dass man es nicht als Tragödie ansehen könnte, sondern als Farce bezeichnen müsste.«
    Charlotte sah sie verwirrt an. Sie war nicht sicher, wie ernst Vespasia das meinte. Sie hatte einen ganz eigenen Humor, der vor niemandem Halt machte.
    »Inwiefern?«, fragte sie.
    Der Ausdruck, der jetzt auf Vespasias Gesicht trat, war eine Mischung aus Betrübnis und leichtem Widerwillen. »Ferdinand Garrick ist Witwer und führt sich auf, als wäre er das Urbild eines Musterchristen, meine Liebe«, sagte sie. »Nicht nur ist er von überspannter Tugendhaftigkeit — er posaunt sie auch demonstrativ vor aller Welt hinaus«, fuhr sie fort. »Er legt großen Wert auf das, was er als gesunde Lebensweise ansieht, verschafft sich viel zu viel Bewegung, friert mit Begeisterung und erwartet von allen Bewohnern seines Haushalts ein ebenso asketisches Leben. Er ist überzeugt, Gott damit näher zu kommen, dass er nicht nur sich kasteit, sondern das auch von allen anderen verlangt. Ich würde sagen, damit verhält es sich wie mit Lebertran — er mag gelegentlich Recht damit haben, aber es fällt ungeheuer schwer, es zu mögen.« Der Ausdruck, mit dem sich Charlotte ein Lächeln verbiss, zeigte Vespasia, dass sie verstanden worden war.
    »Wie gesagt, es hat mit Mr Ryerson überhaupt nichts zu tun«, wiederholte Charlotte. »Thomas ist gegenwärtig wegen der Mordgeschichte in Alexandria. Er hofft dort mehr über Miss Sachari herauszubekommen«, erläuterte sie.
    Vespasia saß reglos da. Zwei vorüberschlendernde Herren zogen den Hut. Sie schien sie nicht einmal gesehen zu haben.
    »Grundgütiger, wieso Alexandria?«, murmelte sie vor sich hin. »Entschuldige bitte, das war eine törichte Frage. Ich nehme an, dass ihn Victor Narraway dort hingeschickt hat, sonst wäre er wohl
kaum dort.« Sie atmete betont langsam aus. »Er geht also jeder Fährte nach. Das höre ich gern. Wann ist er abgereist?«
    »Vor vier Tagen«, gab Charlotte zurück und merkte

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