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Die Frau aus dem Meer

Die Frau aus dem Meer

Titel: Die Frau aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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seine Hose fallen und begann, langsam in sie einzudringen. Wie kam sie nur darauf zu behaupten, sie hätte nicht die Natur einer Frau? Die hatte sie, und wie sie sie hatte – warm und eng und feucht! Und als er ganz eingedrungen war, sagte Maruzza:
    «Bleib so!»
    Er hielt inne und biss sich auf die Zunge, um sich zu zügeln und nicht weiterzumachen. Dann sagte Maruzza nach einer Ewigkeit:
    «Jetzt geh wieder raus! Du passt gut in mich.»
    Er gehorchte. Seine Manneskraft war jetzt so stark geschwollen, dass es ihm wehtat, und er musste alle Mühe aufwenden, sie so blutverschmiert, wie sie war, wieder in die Hose zu stecken. Da wollte sie nämlich nicht bleiben. Auch Maruzza hatte ihren Rock wieder in Ordnung gebracht, nachdem sie sich zwischen den Beinen gesäubert hatte. Nicht eine Sekunde hatte sie den Schleier vom Gesicht genommen. Hand in Hand gingen sie hinaus. Gnazio zeigte ihr den Stall, das Gehege und die andere Zisterne. Dann traten sie ins Haus.
    Donna Pina und Minica hatten Maruzzas Sachen alle eingeräumt und saßen jetzt im Esszimmer und tranken ein Gläschen Wein.
    «Ich will das ganze übrige Haus noch sehen», sagte Maruzza.
    Er begleitete sie ins Schlafzimmer, und hinterher ließ er sie ins neue Zimmer hinaufsteigen. Und sogleich lief Maruzza auf den Balkon.
    «Wie schön es ist! Komm doch, Gnazio!»
    «Nein.»
    «Warum?»
    «Ich mag das Meer nicht.»
    Maruzza kam wieder herein und sah ihn an.
    «Ich würde am liebsten immer darin leben», sagte sie.
    Und als sie sah, dass Gnazio ein betretenes Gesicht machte, fügte sie hinzu:
    «Mach dir keine Sorgen! Eben weil wir so unterschiedlich sind, werden wir von der Liebe und vom Verständnis füreinander leben.»
    In diesem Augenblick bemerkte Gnazio auf dem Tischchen eine Muschel, ungefähr siebzig Zentimeter lang, grün, weiß und braun, die aussah, als wäre sie aus Marmor, und ihre Windungen verliefen immer enger nach oben, während sie nach unten hin ganz weit wurde und in einer Art Trombenmund endete. Noch nie hatte er etwas Derartiges gesehen.
    «Was ist das?»
    «Das ist eine Muschel, die ein Matrose meinem Vater aus Indien mitgebracht hat. Sie heißt ‹Marmorhorn›. Ich brauche sie, wenn ich singe.»
    «Wir gehen», sagte Minica von unten.
    Sie stiegen die Treppe hinab, begleiteten die beiden alten Frauen bis zur Straße, warteten, bis der Karren abgefahren war, eilten ins Haus zurück und eilten ins Schlafzimmer hinauf. Endlich nahm Maruzza ihren Schleier ab und küsste ihn.
    O Honigmäulchen! O Minzelippen!
    Lange, lange, lange küsste sie ihn noch, ohne jemals ihre Lippen von den seinen zu lösen, auch nicht, als sie sich auszogen, auch nicht, als sie aufs Bett sanken, auch nicht, als sie anfingen, sich der Liebe hinzugeben.

[zur Inhaltsübersicht]
Mitteilungen über das Eheleben
     
     
     
     
     
    Gnazio wachte ein wenig später auf als gewöhnlich, dennoch war der Tag gerade erst angebrochen. Maruzza lag nicht neben ihm, sie war bereits aufgestanden.
    War sie vielleicht schon hinuntergegangen, um ein bisschen Ziegenmilch zu trinken oder ein eben frisch gelegtes, noch warmes Ei auszuschlürfen?
    Doch dann hörte er sie mit lauter Stimme singen. Sie musste auf der oberen Etage sein und das Meer betrachten.
    Er stand auf, stieg nach oben, betrat das Zimmer, ging aber nicht weiter, denn der nächste Schritt hätte ihn gezwungen, das Meer anzuschauen.
    Stattdessen konnte er von da, wo er etwas zurückgezogen stand, Maruzza in ihrer ganzen Nacktheit betrachten, mit ihrem blonden Haar, das ihr bis zu den Füßen reichte, ans Balkongeländer gelehnt und ihm mit dem Rücken zugewandt.
    Hungrig und gierig, wie er nach ihrem Fleisch war, hatte er in der vergangenen Nacht nicht gewusst, ob er sie zuerst ausgiebig, Zentimeter für Zentimeter streicheln oder sie Handbreite um Handbreite beschnuppern sollte, ob es besser war, sie Stückchen für Stücken genießerisch abzuschlecken oder sein Auge von Hautfalte zu Hautfalte wandern zu lassen, oder ob er am Ende nicht doch eher mit dem Ohr ihren Körper abhorchen sollte, wie ihr Herz schlug, wie sie atmete.
    Kurzum, es war ein einziges Drängen gewesen, ein atemloses Rein und Raus, ein unablässiger Aufruhr. Genau wie bei einem großen Fressen, wenn man irgendwann nicht mehr mitbekommt, ob man sich Schweine- oder vielleicht doch eher Lammfleisch in den Mund schiebt.
    Nun, da er seine Begierde ein wenig gestillt hatte, aber wirklich nur ein wenig, und sie in Ruhe betrachten konnte, bewahrte er sich mit

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