Die Frau aus dem Meer
aufgetischt! Spaghetti mit Tomatensoße, Rigatoni mit Fleischsoße. Spanferkel und Ferkelragout. Zicklein im Rohr mit Backkartoffeln. Frischen Salat. Hackbällchen in Tomatensoße und gebratene Rippchen. Ricotta und Caciocavallo. Cassata. Wein und Mineralwasser, soviel man wollte.
Sie waren zu zehnt. Gnazio und Maruzza, Donna Pina und Minica und sechs Gäste, die allesamt Kunden von Donna Pina waren und an irgendeiner Krankheit litten: Einem zitterten die Hände, einer hatte tränende Augen, einer war halbseitig gelähmt, einer hatte einen so geschwollenen Fuß, dass man meinen konnte, der gehörte einem Elefanten, einem lief ständig die Nase, und einer stotterte so stark, dass, um ein einziges Wort auszusprechen, eine halbe Stunde nicht reichte.
Jedenfalls fehlte es nicht an Heiterkeit und Fröhlichkeit. Sie blieben zum Essen und zum Trinken bis um sechs.
«Ihr geht voraus!», sagte Minica zu Gnazio, als sie aufstanden.
«Und Maruzza?»
«Maruzza muss erst in ihr altes Haus. Später bringen Donna Pina und ich sie zu Euch.»
Sobald er zu Hause angekommen war, zog er sich aus und wechselte die Kleider. Vor lauter Aufregung war er nass geschwitzt. Er wusch sich, kam wieder zur Ruhe, zog den anderen neuen Anzug an, den der Schneider ihm gemacht hatte. Dann setzte er sich unter den Olivenbaum, und ohne zu wissen warum, fing er an zu weinen.
Das Leben, dachte er, hatte es gut mit ihm gemeint. Er hatte einen schönen Besitz und eine Frau, bei deren Anblick einem die Sinne vergingen.
«Hoffen wir, dass es so weitergeht!», sagte er sich.
Dann, als es schon dunkelte, hörte er endlich einen Karren herannahen. Er ging vor zur Straße. Minica lenkte den Karren, Donna Pina und Maruzza saßen hinten. Auch Maruzza hatte die Kleider gewechselt, aber noch immer trug sie den dichten Schleier über dem Gesicht.
Am Holztor hielt Minica den Karren an, band die Zügel ans Tor und stieg herunter.
«Nehmt Ihr die Säcke!», sagte sie zu Gnazio.
Es waren vier leichte Säcke: Maruzzas Habe. Er brachte sie ins Haus und kam wieder heraus. Maruzza saß aufrecht auf dem Karren.
«Wieso steigt Maruzza nicht herunter?»
«Weil Ihr sie auf die Arme nehmen und über Euren Besitz tragen müsst.»
Er ging zum Karren und streckte die Arme aus. Maruzza beugte sich vor, er umfasste ihre Hüften, und sie hielt sich an seinem Nacken fest. Er trug sie bis unter den Olivenbaum. Doch er litt wie ein Verdammter. Denn die zehn Schritte hatten genügt, um ihn die Wärme von Maruzzas Körper spüren und dessen Duft einatmen zu lassen. Eine ihrer harten, festen Brüste hätte ihm fast den Brustkorb durchstoßen. Seine Manneskraft begann in seiner Hose aufzusteigen, und er hatte Angst, dass es wieder so enden würde wie am Abend der ersten Hochzeit.
«Wir gehen ins Haus und richten Maruzzas Sachen ein», sagte Minica.
Und sie verschwand mit Donna Pina gemeinsam durch die Tür.
«Hast du die Zisterne für mich gebaut?», fragte Maruzza.
«Ich habe dir sogar zwei gebaut. Willst du sie sehen?»
«Ja», sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.
Heilige Muttergottes, was für ein warmes Händchen sie hatte! Er führte sie zur ersten Zisterne in der Nähe des Klosettraums. Sie betrachtete sie von unten, stieg die Treppe hinauf, beugte sich über den Rand, um sie von innen zu betrachten, und kam wieder herunter.
«Sie ist gut. Und was ist das da?»
«Der Ort, an dem man sich erleichtern kann.»
«Den möchte ich mir ansehen.»
Schön, sauber, mit zwei Schüsseln für die Notdurft.
«Und was ist das daneben?»
«Der Backofen und die Vorratskammer.»
«Die möchte ich mir ansehen.»
Zuerst gingen sie in die Vorratskammer. Schön groß und voll mit Nahrungsmitteln. Danach gingen sie in den Raum mit dem Backofen.
Da tat Maruzza etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Sie ließ seine Hand los, beugte sich vor und steckte den Kopf durch die Ofenklappe ins Innere des Backofens. Sie sagte etwas, aber ihre Stimme erreichte ihn nur gedämpft, als würde sie ihm etwas ins Ohr flüstern.
«Ich will dich ausprobieren.»
«Wie?», fragte Gnazio.
«Ich will dich ausprobieren», wiederholte Maruzza.
Und weil Gnazio sich nicht rührte, griff sich Maruzza, ohne ihre Haltung zu verändern, mit den Händen an die Schenkel und zog ihren Rock bis über die Hüften hoch. Gnazio wurde ganz schwindelig. Darunter war Maruzza völlig nackt. Plötzlich war es, als wäre in dem Raum ein Vollmond aufgegangen, hell leuchtend, glatt und weiß. Zitternd ließ Gnazio
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