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Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich

Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich

Titel: Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Seidert
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werden. Die Richtlinien für die Beamten waren vorsorglich bereits 1935 von der Regierung festgelegt worden. Belgische Stellen sollten mit den Besatzern zusammenarbeiten, die Kooperation sollte jedoch da enden, wo es sich »um Befehle handelte, die nicht mit der Treuepflicht gegenüber dem Vaterland vereinbar« waren.
    Ady 1941.
    Die Deutschen stimmten dieser »Galopin-Doktrin« zu, für sie entstanden daraus keinerlei Nachteile, und sie setzten eine Militärverwaltung ein. Chef der Militärregierung wurde der 62-jährige General Freiherr Alexander von Falkenhausen, ausgerechnet der Neffe des letzten Generalgouverneurs im ersten Krieg, Ludwig Freiherr von Falkenhausen. Der Name rief die schlechtesten Erinnerungenin der Bevölkerung wach. Falkenhausen war ab Juni 1940 als »Militärbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich« auch für die beiden französichen Departements Nord und Pas-de-Calais zuständig.
    Die Einsetzung der Militärverwaltung wird als Zugeständnis Hitlers an die Wehrmachtsführung gewertet, die damit verhindern wollte, so eine Vermutung, dass eine von der Partei dominierte Verwaltung ein ähnliches Schreckensregiment wie im Ersten Weltkrieg oder wie zeitgleich in Polen errichtet, etablieren würde. Jedoch war die Militärverwaltung für Belgien in der faschistischen Führung stets umstritten und ihre Existenz während des Krieges immer wieder in Frage gestellt. Schließlich wurde sie wenige Wochen vor dem Ende der Okkupation aufgehoben und durch eine Zivilverwaltung ersetzt.
    Die Militärverwaltung sorgte für den Schutz der eigenen Besatzungstruppen und verhinderte keineswegs politische, wirtschaftliche, finanzielle oder andere Eingriffe in dem besetzten Land. Schon im Sommer 1940 wurden aus Belgien etwa 65   000 Kriegsgefangene der deutschen Rüstungsindustrie und Landwirtschaft »zur Verfügung gestellt«, aus Frankreich waren es etwa 1,3 Millionen. Der deutsche Repressionsapparat machte sich im Land breit. Bereits im Herbst richtete sich das nationalsozialistische Terror- und Unterdrückungsorgan, das Reichssicherheitshauptamt, in Belgien ein, sowie auch andere NS-Dienststellen. Gestapo und SS bezogen Hauptquartiere in Brüssel mit Abteilungen und Ämtern überall im Land. Die Wehrmacht verlor bald den Kampf um die Macht. Jeglicher Widerstand wurde mit diktatorischen Maßnahmen unterdrückt. Die Arbeiterbewegung, allen voran die kommunistischen Parteien, ebenso wie alle demokratischen und antifaschistischen Kräfte wurden zerschlagen. Das oberste strategische Ziel der Besatzer war es, Ruhe und Ordnung in Belgien für die Ausplünderung des Landes zu haben.
    Die Endstation auf ihrem Leidensweg war für viele Verhaftete aus dem politischen Widerstand das Konzentrationslager Breendonk. Ausgerechnet das Fort im Festungsring rund um Antwerpen, das im Ersten Weltkrieg als Letztes eingenommen werden konnte und nun bis in die Maitage den belgischen Streitkräften als Hauptquartier gedient hatte, funktionierten die Deutschen gleich 1940 zum Konzentrationslager um. Im ersten Jahr waren die Hälfte derGefangenen Juden, die wie überall, wo die Nazis Einzug hielten, diskriminiert, ausgegrenzt, beraubt und letztlich zur Vernichtung nach Auschwitz transportiert wurden.
    Das einzige Foto, das Ady (2. v. re.) zusammen mit Deutschen in Uniform zeigt. Der Mann in der Mitte ist ihr Verehrer von ehemals, am Badehaus. Capellen 1940.
    Auch Jean Améry war Gefangener in Fort Breendonk. Er wurde 1940 als »feindlicher Ausländer« verhaftet, kam in das Lager Gurs, von wo er fliehen konnte, und schloss sich in Belgien dem Widerstand an. 1942 wurde er erneut verhaftet und nach Fort Breendonk gebracht. Dort folterte ihn die SS und transportierte ihn schließlich nach Auschwitz, danach nach Buchenwald und Bergen-Belsen, wo er das Kriegsende erlebte. Breendonk wurde für jüdische Gefangene 1942 abgelöst durch die Dossin-Kaserne in Mechelen auf halbem Weg zwischen Antwerpen und Brüssel, französisch Malines. Auch Sinti und Roma mussten diesen Weg gehen. Breendonk diente weiterhin als KZ für Andersdenkende und politische Häftlinge, Mechelen wurde hingegen für Tausende jüdische Menschen die letzte Station vor den Vernichtungslagern.
    Adys Vater verschwindet für mehrere Jahre aus den Fotoalben.1940 ist Firmin 51 Jahre alt, nicht mehr der Jüngste, aber ein verdienter Veteran des Grand Guerre. Über seinen Verbleib während des neuerlichen Krieges ließ sich nichts in Erfahrung bringen, die Archive des belgischen

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