Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers
Blatt Papier zutage. »Kommen
Sie, liebe Louise, wir haben jetzt Wichtiges zu tun. Sie müssen nur noch die Vollmacht für unseren Anwalt, Dr. Taffert unterschreiben, dann erledige ich alles Weitere.«
Frederick, der sich verärgert von den beiden Frauen entfernt hatte und durchs Fenster in den Garten blickte, fuhr herum. »Welche
Vollmacht?«, fragte er scharf. »Und für welchen Anwalt? Was soll das heißen, dass Sie Louises geschäftliche Angelegenheiten
einem Anwalt übergeben wollen?«
»Einem Anwalt, der vom Rechtsschutzverein für Frauen bestimmt wurde. Er wird alle rechtlichen Angelegenheiten, die Frau Paquin
betreffen, übernehmen, um sie sowohl vor dem Gericht wie auch vor privaten Feinden zu schützen. Missfällt Ihnen das?«
»Ja, zum Teufel, das missfällt mir!«, brauste Frederick auf.
»Allein unter Wölfen! Wie ich es mir dachte«, murmelte Amy deutlich hörbar, wobei sie ihm einen bedeutungsvollen Blick zuwarf.
»Ich komme offenbar gerade noch rechtzeitig, um Schlimmes zu verhüten …«
»Ich kann es nicht leiden«, fuhr der erboste junge Mann fort, »wenn sich Leute wie Sie in die persönlichen Angelegenheiten
anderer einmischen! Wir schaffen das auch ohne Ihre Wichtigtuerei.«
»Ich mache mich nicht wichtig. Ich versuche Frau Paquin zu helfen. Und wenn Sie ihr wirklich wohlgesonnen wären, würden Sie
sich darüber freuen, statt mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Nun, Louise, wollen Sie jetzt unterschreiben?«
»Mach das bloß nicht, Louise! Die ziehen dir das letzte Hemd aus.« Er trat drohend auf Amy zu. »Lady Harrington, es gefällt
mir nicht, wie Sie Louise Ihre Bekanntschaft aufgedrängthaben – jetzt, wo sie in einer so schwierigen Situation ist.«
»Lass Lady Harrington doch erst einmal ausreden«, protestierte Louise. »Sie wird dir genau erklären, worum es hier geht.«
Frederick zog sich murrend zurück. Auch Amy zeigte sich verdrießlich und gab deutlich zu verstehen, dass sie nicht einsah,
warum sie einem Domestiken die Angelegenheiten seiner Herrin erklären sollte. Schließlich ließ sie sich jedoch zu einer Erläuterung
herab. Der Anwalt sei ihr persönlich gut bekannt, er könne die juristische Vertretung auf der Stelle übernehmen, zu bezahlen
sei erst, wenn alle Verhandlungen zufriedenstellend abgeschlossen seien, dann würde er zwanzig Prozent von allem erhalten,
was der Witwe durch seine Anstrengungen zufiel. Im Übrigen könne Frau Paquin auf die Unterstützung der Mitglieder des Frauenkreises
zählen, dem Amy angehörte.
Frederick, der vor Zorn und Erregung keinen Augenblick stillhalten konnte, protestierte heftig. »Louise, bitte sei vorsichtig,
worauf du dich da einlässt! Du kennst diese Weiber – diese Personen doch überhaupt nicht! Ich war deinem Mann immer treu,
misstraust du mir jetzt?«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Louise und warf ihm einen zärtlichen Blick zu, der Amy die Stirn runzeln ließ. »Aber du
bist kein Rechtsanwalt, und Lady Harrington hat recht, wir brauchen jetzt jemanden, der mich vor den Behörden vertreten kann.
Ich bin sicher, dass ich in Amys Anwalt einen zuverlässigen Rechtsbeistand finden werde. Vergiss bitte nicht, dass ich immer
noch im Gefängnis wäre, wenn er sich nicht auf der Stelle für mich eingesetzt hätte. Und das, noch ohne zu wissen, ob ich
ihn überhaupt bezahlen kann.«
Frederick murrte. An Amy gewandt, fragte er: »Kann dieserFederfuchser Referenzen beibringen oder ist er irgend so ein Winkeladvokat, der die Interessen Ihres wunderlichen Vereins
vertritt?«
Louise fiel mit zitternder Stimme ein: »Bitte, jetzt keinen Streit! Ich brauche Hilfe, das musst du auch einsehen, Frederick.
Was Amy mir hier anbietet, das ist genau das, was ich brauche.«
»Na schön«, gab der junge Mann widerwillig nach. »Aber Louise wird jetzt und hier überhaupt nichts unterschreiben. Erst will
ich mit dem Anwalt selber sprechen. Wann wollen Sie denn«, fragte er Amy, »das Treffen arrangieren?«
»Wir haben einen Termin für morgen Vormittag um elf Uhr ausgemacht.«
»Ach, das steht bereits fest? Sie haben es ja bemerkenswert eilig. Nun, meinetwegen. Wir werden da sein.« Er griff nach Louises
Hand. »Ich werde aufpassen wie ein Schießhund, was sie dich unterschreiben lassen wollen.«
Amy schrieb ihnen die Adresse auf und verabschiedete sich, nachdem sie Louise noch einmal eingeschärft hatte, sich keinesfalls
von dem Besuch beim Anwalt abhalten zu
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