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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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uns gefallen hat. Komm bald
     wieder.«

Vierter Teil
Der Graue Tod
    T hallium
    1
    Ludwig Gützlow war überrascht, als er sein Büro betrat und dort einen Brief von Dr.   Thurner vorfand. Der Hausarzt wandte sich in einer seltsamen Angelegenheit an ihn. Oberleutnant Emil von Pritz-Toggenau, so
     schrieb er, habe ihn voll Sorge konsultiert, da sein kranker Vater plötzlich ein verdächtiges Symptom zeige: Sein Haar falle
     in dicken Büscheln aus. Emil erinnere sich, dass Haarausfall auch eines der Symptome von Herrn Paquins Erkrankung gewesen
     sei, und hege den Verdacht, sein Vater werde vergiftet. Er, Thurner, wolle die Untersuchung dieses Verdachts lieber in den
     Händen der Polizei sehen. Er habe keine Lust, sich ein zweites Mal mit einer Fehldiagnose zu blamieren.
    Gützlow faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Tasche. Seine ohnehin schlechte Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt,
     als er dem Polizeiarzt, Dr.   Kasimir Brett, ausrichten ließ, er möge ihn zu den Pritz-Toggenaus begleiten. Im Grunde hatte er erwartet, dass etwas dergleichen
     passieren würde. Giftmörder konnten nicht stillhalten. Wenn sie einmal das Vergnügen ausgekostet hatten, Macht über Leben
     und Tod eines anderen Menschen zu haben, dann zwang es sie geradezu zu einem zweiten und dritten Versuch.
    Dr.   Brett kam ihm auf der Straße vor dem Präsidium entgegen, geschniegelt wie immer, aber seltsam grimassierend, eine nervöse
     Marotte, die ihn häufig plagte.
    »Ah, mein guter Gützlow! Welch eine Freude, Sie an diesem herrlichen Morgen begleiten zu dürfen«, begrüßte er den Polizeiinspektor,
     der diese affektierte Sprechweise nur schwer ertragen konnte.
    »Schietwetter«, knurrte er deshalb nur. »Sie müssen sich einen kranken Baron ansehen, Brett, der aus einem der ältesten Adelsgeschlechter
     Deutschlands stammt, und wenn Sie nicht haargenau diagnostizieren, was mit dem Mann los ist, sieht es nicht gut für Sie aus.«
    Dr.   Brett lächelte und seine Mundwinkel zuckten dabei, als fließe elektrischer Strom durch sie. »Eine falsche Diagnose! Nun, kein
     Mensch ist unfehlbar, aber haben Sie bei mir schon einmal eine falsche Diagnose erlebt? Also wozu drohen Sie mir?« Er lachte
     spöttisch.
    Eng in ihre Mäntel gewickelt, stiegen Brett und Gützlow vor dem Löwenhaus aus der Droschke. Die Beamten hatten zwei uniformierte
     Schutzmänner bei sich. Gützlow ließ den schweren Klopfer gegen die Tür fallen.
    Es wurde geöffnet. »Sie wünschen?«
    »Polizei. Wir müssen den Oberleutnant Emil von Pritz-Toggenau sprechen.«
    »Der ist leider unpässlich. Aber die gnädige Frau ist zu sprechen. Warten Sie bitte.« Das Mädchen verschwand hinter einer
     der Türen, die von der Halle abgingen.
    Die Baronin erschien auch gleich darauf: eine korpulente ältere Dame in einem geradezu monströsen Kleid, in dem sie vor lauter
     Fischbein, Polstern und Körben kaum noch Platz fand. Sie betrachtete die beiden Männer misstrauisch durchihr Lorgnon und fragte, was die Polizei denn hier wolle. Für die Angehörigen höherer Stände waren Polizisten keineswegs Respektspersonen,
     sondern gehörten zu der Klasse von Leuten, die man am Hintereingang empfing. Sie war sichtlich indigniert, dass Gützlow und
     seine Entourage nicht wussten, wo ihr Platz in der Welt war.
    Gützlow stellte sich vor und verlangte, den Oberleutnant zu sprechen.
    Die Frau presste die dünnen lachsfarbenen Lippen zusammen. »Sehen Sie, mein Sohn hatte gestern Abend seine Herrengesellschaft,
     da geht es manchmal etwas ausgelassen zu. Sie wissen ja, wie die Soldaten sind! Jedenfalls haben die Kameraden viel getrunken
     und schlafen noch. Wollen Sie warten, bis sie zu sprechen sind?«
    Gützlow, der nicht gewillt war, stundenlang zu warten, erklärte: »Ich werde sie schon wachkriegen.« Er folgte dem Dienstmädchen,
     das ihm den Weg zum Zimmer des Barons wies, und schickte es dann weg.
    Der Wachmann öffnete die Tür. Das Zimmer, in dem das fröhliche Gelage stattgefunden hatte, war trotz des fortgeschrittenen
     Vormittags immer noch von zwei Gaslampen erleuchtet, die schweren Samtportieren vor den Fenstern zugezogen. Dem Inspektor
     schlug der Gestank von kalten Rauchschwaden, Äther und Alkoholdunst entgegen.
    »Machen Sie ein Fenster auf, Wachmann, hier kann man ja kaum atmen«, befahl er.
    Erst als zugleich mit dem Tageslicht ein Schwall frischer regenfeuchter Luft hereindrang, trat er ein, schloss die Tür hinter
     sich und näherte sich den

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