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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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gnädiges Fräulein. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass ihm die Substanz von einer anderen Person zugeführt
     wurde.«
    Eugenie lachte. »Vater würde mit Handkuss jedes Höllengebräu nehmen, das man ihm zuführt, und es würde ihm wahrscheinlich
     nicht schaden. In seinem Leben hat er genug Alkohol und Äther konsumiert, um einen Elefanten umzubringen, und er lebt immer
     noch.«
    »Eugenie! Du sprichst von deinem Vater«, wies die Baronin ihre Tochter zurecht.
    »Das ist mir bewusst.« Die schöne junge Dame räkelte sich auf dem Diwan und zündete eine Zigarette an, lang und elfenbeinweiß,
     die sie aus einem vergoldeten Etui gezogen hatte. »Aber wir wollen dem guten Polizisten doch kein familiäresGlück vorgaukeln.« Sie lachte, während sie den Rauch ausblies.
    Gützlow beeilte sich, den drohenden Streit zu verhindern. »Sie nehmen die Angelegenheit nicht ernst genug, Baronesse. Ihr
     Vater muss auf der Stelle ins Krankenhaus gebracht werden. Der Polizeiarzt hat bereits alles Nötige arrangiert. Sie alle sind
     ebenfalls in Gefahr.«
    »Wir? Wieso?«, fragte die Baronin begriffsstutzig.
    »Weil wir die Nächsten sein könnten«, fiel Emil ein. »Wer immer Vater ermorden will, könnte dasselbe mit uns vorhaben!«
    »Ihr Sohn hat recht«, bestätigte Gützlow. »Wir müssen befürchten, dass im Umfeld der Familien Pritz-Toggenau und Paquin ein
     Giftmörder sein Unwesen treibt. Möglicherweise ist bereits jemand von Ihnen sein Opfer geworden. Sollte einer von Ihnen irgendwelche
     auffälligen Symptome haben, müssen Sie dies sofort melden und behandelt werden.«
    Eugenie stieß von Neuem ihr girrendes Gelächter aus. »Nun, Emil? Ich habe dich und deine Waffenbrüder mindestens drei Mal
     in der Nacht speien gehört. Aber ich vermute, das kann man nicht als ›auffälliges Symptom‹ bezeichnen«, neckte sie ihren Bruder.
    Gützlow ignorierte das Geplänkel und verabschiedete sich. Zunächst wollte er den zweiten Teil des verfeindeten Haushalts befragen.

2
    Louise stand im Laboratorium und sah dem Magister über die Schulter. Wie immer hatte er schon am frühen Morgen die Lieferanten
     empfangen und war jetzt damit beschäftigt, eine Packkiste zu leeren und sorgfältig zu verbuchen, was sie enthielt. Hauptsächlich
     hatte er die Zutaten für die Waren bestellt, die sich in dieser feuchtkalten Jahreszeit am besten verkauften: Hustensirup,
     Einreibungen für die Brust und Pfefferminzpastillen gegen Halsschmerzen. Es war aber auch eine umfangreiche Lieferung für
     jene Mischungen eingelangt, die den Kater nach einem feuchtfröhlichen Abend vertreiben sollten, denn der Karneval würde noch
     zwei Wochen lang dauern.
    Louise sah ihm neugierig zu, wie er aus einem mit Leder ausgeschlagenen Kästchen einen nussgroßen, braun und lila geäderten
     Stein hob, der an einem goldenen Kettchen hing. »Was ist das?«, fragte sie. »Ein Edelstein?«
    Sie erinnerte sich nämlich, dass Halbedelsteine bei vielen Menschen als Schmuck- und Heilmittel zugleich galten. Kranke erwarteten
     Hilfe gegen Kopfschmerzen und Schlafstörungen vom Amethyst, Hilfe gegen Krämpfe und Melancholie vom Rosenquarz, Kraft und
     Erneuerung vom Achat und eine schöne Haut vom Hämatit. Allerdings verachteten die wissenschaftlich Gebildeten diese Art der
     Behandlung als Quacksalberei.
    »Es ist viel wertvoller als ein Edelstein. Es ist ein Bezoar, ein Magenstein. So etwas entsteht im Magen von Tieren, vor allem
     von Ziegen, aus verschluckten Haaren und Harzen.«
    »Oh, pfui. Und dabei sieht es so hübsch aus.«
    Er musterte sie so vorwurfsvoll, dass sie schon fürchtete, seinen Zorn erregt zu haben. Er war empfindlich, wenn es um die
     Schätze der Apotheke ging; ein falsches Wort genügte, um sich seine ohnehin schwer zu erringende Gunst zu verscherzen.
    »Sie haben eine Rarität vor sich, deren Wert nur wenige Fachleute zu schätzen wissen.« Seine feinen, vom vielen Waschen in
     Essigwasser gebleichten Hände hoben das Objekt mit einer Zärtlichkeit aus seinem Behältnis, die Louise verriet, dass es ihm
     über seinen bloßen Geldwert hinaus kostbar war. »Im Mittelalter wurden diese Steine aus dem Orient importiert und in kostbare
     Behälter gefasst, beinahe wie Reliquiare. Sie wurden um horrende Preise, bis zum Zehnfachen des Goldwerts, gehandelt. So gelangten
     sie in die Kunst- und Wunderkammern der Fürsten ganz Europas.«
    »Und warum sind sie so wertvoll? Ich meine, wozu braucht man sie?«
    Plötzlich zögerte er,

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