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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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Marcelitis finden“, sage ich schließlich.
    „Aber allein nach Berlin zu reisen ist gefährlich.“
    „Das ist nicht gefährlicher als das, was wir in der Vergangenheit getan haben.“ Emma entgegnet nichts, doch sie verzieht das Gesicht. „Ich kriege das schon hin“, behaupte ich, auch wenn es eher so klingt, als wolle ich mir selbst Mut zusprechen.
    „Wenn ich könnte, würde ich dich begleiten“, erklärt sie.
    „Ich weiß, aber du hast deine beiden Jungs und deinen Mann. Ich wünschte allerdings, du würdest noch einmal über mein Angebot nachdenken, mit mir nach England zu kommen. Das wäre für euch drei auf jeden Fall sicherer.“
    „Danke“, gibt sie zurück. „Vielleicht eines Tages. Aber ich kann Marek nicht verlassen.“
    Ich will noch etwas sagen, sehe dann aber den müden, traurigen Ausdruck in ihren Augen. Das hier ist jetzt ihr Leben. „Ich verstehe.“
    „Wirklich?“
    Eigentlich habe ich jetzt keine Zeit, Emma ins Vertrauen zu ziehen, aber ich weiß nicht, ob ich sie jemals wiedersehen werde. „Ja. Vor Simon gab es einen anderen Mann.“ Als ich ihren argwöhnischen Blick bemerke, füge ich hastig hinzu: „Nach dem Krieg.“ Sie soll wissen, dass ich nicht Jakub meine. Ich habe mich oft gefragt, ob sie sich Sorgen machte, wenn er mit mir unterwegs war, und ob sie wohl dachte, dass zwischen uns etwas war. „Ein amerikanischer Soldat, sein Name war Paul. Er rettete mir das Leben und holte mich aus dem KZ. Wir verliebten uns.“
    „Wie schön, Marta. Was ist dann geschehen?“
    „Wir wollten uns in London treffen und heiraten, aber sein Flugzeug stürzte in den Kanal, und er kam dabei ums Leben.“
    „Nein!“ Ich sehe ihr an, dass sie genau weiß, was ich durchgemacht habe.
    „Bei Paul verstand ich zum ersten Mal, was es heißt, einen Menschen wirklich zu lieben. Es war wie bei dir und Jakub. Auch wenn es nicht von langer Dauer war, bin ich froh, es erlebt zu haben.“
    „Und dein Ehemann?“
    „Ich lernte Simon kennen, noch bevor Paul ums Leben kam. Er war auf der gleichen Fähre wie ich unterwegs nach England. Aber näher kamen wir uns erst, als ich für ihn zu arbeiten begann.“
    „Liebst du ihn?“
    Diese Frage habe ich Emma gestellt, als sie mir von Marek erzählte. „Simon ist ein guter Mann. Er ist nett zu mir und Rachel – so wie Marek nett zu dir und den Jungen ist. Aber die Liebe, die ich für Paul empfand …“
    „… die erfährt man nur einmal im Leben“, flüstert Emma. „Aber dein Ehemann ist wenigstens der Vater deiner Tochter.“ Ich weiche ihrem Blick aus. „Das ist er doch, oder? Oh, Marta!“
    Ich kann Emma nicht anlügen. „Simon glaubt, dass sie seine Tochter ist. Ich wollte ihm das Kind nicht unterschieben, glaub mir. Es ging alles so schnell, und erst nach unserer Heirat wusste ich mit Sicherheit, dass ich schwanger bin. Da brachte ich es nicht mehr übers Herz, ihm die Wahrheit zu sagen.“
    „Warum erzählst du mir das alles, Marta?“
    „Weil du meine beste Freundin bist.“ Nicht warst , sondern bist , wie mir in diesem Moment bewusst wird. „Und weil du wissen sollst, dass ich jetzt verstehe, wie du die Dinge tun konntest, die du getan hattest.“
    Emma wischt sich über die Augen. „Danke, Marta. Das bedeutet mir sehr viel.“
    Ich nicke bedächtig. „Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Du musst zurück zu deinen Kindern, und ich muss von hier verschwinden, bevor die Polizei kommt.“
    „Wie willst du nach Berlin kommen?“
    „Ich weiß nicht“, gebe ich offen zu.
    „Weißt du, als Marek und einige andere nach Berlin reisten, fuhren sie mit dem Zug in eine Stadt nahe der Grenze und liefen dann durch den Wald, um auf der anderen Seite mit einem anderen Zug weiterzufahren.“ Ich lasse mir den Vorschlag durch den Kopf gehen. Die Grenze wird jetzt sicher strenger bewacht, aber es dürfte meine einzige Chance sein. „Kann ich etwas für dich tun?“, fragt sie.
    „Nein, ich …“, beginne ich und unterbreche mich gleich wieder. Simon muss von der Planänderung erfahren. Wenn er glaubt, ich sei auf den Straßen von Prag spurlos verschwunden, wird er vor Sorge verrückt werden. Vielleicht kann das Außenministerium auch Schritte einleiten, mich aus Berlin herauszuholen, wenn mein Auftrag erledigt ist. „Emma, du musst für mich eine Nachricht zur Botschaft bringen.“ Ich gehe zum Nachttisch, nehme Stift und Papier und notiere: Treffe mich mit Marcelitis in Berlin. Oranienburger Straße. Ich gebe Emma das zusammengefaltete

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