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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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Abteil. Es ist ein ähnlicher Zug wie der, mit dem ich von Salzburg losgefahren bin. Jedes Abteil besteht aus zwei gegenüberliegenden Sitzreihen mit je drei Plätzen. Ich nehme den Fensterplatz und sehe nach draußen.
    Kurz darauf setzt sich der Zug in Bewegung. Plötzlich wird die Tür zu meinem Abteil aufgerissen, und ich zucke zusammen, da ich fürchte, es könnte der Polizei sein. Aber es ist nur ein älterer Mann mit einem kleinen Koffer. Er deutet auf die Sitzreihe mir gegenüber und will wissen, ob er sich setzen darf. Ich nicke, worauf er den Koffer ins Gepäcknetz legt und sich an die Tür setzt. Als er mich ansieht, rechne ich besorgt damit, dass er versuchen könnte, mich in eine Unterhaltung zu verwickeln. Das Tschechische ist dem Polnischen zwar ähnlich, sodass ich mich verständigen kann, aber mein Akzent würde verraten, dass ich nicht von hier bin. Da ich es mir nicht erlauben kann, als Ausländerin erkannt zu werden, hole ich die Zeitung aus der Tasche und beginne zu lesen. Der Mann greift ebenfalls zu einer Zeitung und blättert darin.
    Ich lasse meinen Kopf gegen die Scheibe sinken, ohne mich darum zu kümmern, wie verschmutzt sie ist. Ich fühle mich todmüde. Bin ich tatsächlich erst vorgestern in Prag eingetroffen? Ich sehe den kahlköpfigen Mann, wie er mich mit dem Messer angreift. Renata, wie sie tot in ihrem Auto sitzt. Die Demonstranten auf der Flucht vor den Polizisten. Ich kann noch immer nicht fassen, dass diese Dinge tatsächlich alle passiert sind.
    In der Zeitung überfliege ich einen Artikel über die Regierung. Auch wenn es nicht ausdrücklich geschrieben steht, ist mir doch klar, dass die Machtübernahme durch die Kommunisten nicht allein die Tschechoslowakei betrifft. Es könnte gut sein, dass die Kommunisten nun ermutigt werden, auch anderswo die Macht an sich zu reißen. Ich lege eine Hand auf meine Tasche und denke an die Unterlagen, die ich bei mir trage. Ich muss Marcelitis unbedingt finden.
    Draußen ist inzwischen der Morgen angebrochen. Die ersten Sonnenstrahlen tauchen die Prager Burg in goldenes Licht. Ich sehe auf die Stadt, die immer weiter hinter mir zurückfällt, und entschuldige mich stumm dafür, dass ich sie so schmählich im Stich lasse.
    Allmählich wird es entlang der Bahnstrecke immer ländlicher, Gebäude sind nur noch vereinzelt zu entdecken. Ich sehe zu dem älteren Mann hinüber, er hat den Kopf nach hinten gelegt und schnarcht leise. Mir wird bewusst, wie trocken sich meine Augen anfühlen und wie schwer meine Lider sind. Seit gestern Nachmittag habe ich nicht mehr geschlafen, und jetzt muss ich mich zwingen, wach zu bleiben. Das sanfte, gleichmäßige Schaukeln des Zugs arbeitet dagegen, und schließlich sage ich mir, dass mir ein kurzes Nickerchen schon nicht schaden wird. Immerhin wird es einige Stunden dauern, bis ich mein Ziel erreiche. Ich schließe die Augen und halte meine Tasche fest an mich gedrückt.
    Irgendwann werde ich von einem lauten Kreischen der Bremsen geweckt. Ich versuche, meine Schläfrigkeit zu überwinden, und frage den älteren Mann: „Děčín?“
    Er schüttelt den Kopf. „Karlova. Sie müssen noch zwei Stationen weiter.“
    Es ist ein kleiner Bahnhof, ein flaches Gebäude mit nur einem Bahnsteig. Hier draußen hat es erst vor Kurzem geschneit. Ich drücke mein Gesicht gegen die Scheibe und entdecke ein paar Leute, die in den Zug einsteigen wollen. Ganz hinten steht ein Mann, ein großer Mann mit breitkrempigem Hut und dunklem Trenchcoat. Kurz bevor er einsteigt, sieht er zu mir, und ich blicke in zwei blasse Augen, die Entsetzen in mir auslösen: Er ist der Kahlköpfige, der sich für Marcelitis ausgegeben hat.
    Sekundenlang sitze ich wie erstarrt da und überlege, was ich nun tun soll. Wie hat er mich gefunden? Ich muss diesen Zug verlassen. Mein Herz rast, als ich aufstehe und in den Gang spähe. Links sehe ich den Mann, wie er mit den anderen Fahrgästen einsteigt. Ich verlasse mein Abteil und laufe nach rechts. „Entschuldigung“, sage ich immer wieder, während ich mich mit gesenktem Blick an den anderen Fahrgästen und ihrem Gepäck vorbeizwänge. Ich erreiche das Ende des Waggons und wechsele in den nächsten über, damit ich so weit wie möglich von dem Kahlköpfigen entfernt bin, wenn ich aussteige. Ich blicke über die Schulter. Zwar kann ich ihn nicht sehen, dennoch bin ich mir sicher, dass er nicht weit sein kann. Ich erreiche den Speisewagen und durchquere ihn zügig, aber nicht zu schnell, um nicht auf

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