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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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die Informationen kommen wollte, die ich bei mir trage. Aber woher wusste er, dass ich dort sein würde? Ich denke an Marek, der das Treffen vereinbart hat. Wurde ich von ihm verraten?
    Mir wird klar, dass ich weiterlaufen muss. Der Mann könnte zurückkommen, wenn er mich woanders nicht findet. Außerdem wartet Renata auf mich. Ich klettere aus dem Müll und wische meine Kleidung ab, so gut es geht. Dann schleiche ich zum Anfang der Gasse, bleibe stehen und lausche. Es ist nichts zu hören. Ich spähe um die Ecke in die menschenleere Straße. Meine Haut kribbelt. Ist der Mann wirklich weitergelaufen, oder versteckt er sich irgendwo, um mir aufzulauern? Ich verlasse die Gasse und rechne damit, dass er plötzlich vor mir steht, doch nichts passiert. Also gehe ich den Weg zurück, den ich hergekommen bin.
    Während ich weitergehe, denke ich über den kahlköpfigen Mann nach. Wer war das? Und was ist mit dem echten Marcelitis passiert? Weder habe ich Kontakt zu ihm aufgenommen, noch bin ich in den Besitz des Dechiffrierers gelangt. Soll ich das Treffen mit Renata platzen lassen und in die Bar zurückkehren, in der ich Marek getroffen habe, in der Hoffnung, dass er auch heute Abend dort ist? Nein, das ist Unsinn. Es herrscht Ausgangssperre, und Marek wird bestimmt nicht dagegen verstoßen, nur um irgendwo ein Bier zu trinken. Außerdem weiß ich ja nicht mal, ob der stellvertretende Minister unter diesen Umständen überhaupt noch will, dass ich meinen Auftrag erfülle. Ich werde jetzt zu Renata gehen, sie wird wissen, was zu tun ist.
    Nachdem ich zurück am Fluss bin, folge ich der Wegbeschreibung. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Krizovnická und folge ihr bis zur Kreuzung mit der Platnérská. Auf der anderen Seite entdecke ich den erwähnten Torbogen, doch niemand scheint da zu sein. Die Flucht vor dem Kahlköpfigen hat dafür gesorgt, dass ich zu spät bin. Vielleicht konnte Renata nicht länger warten. Als ich die Straße überquere, sehe ich jedoch im schwachen Schein der Laterne das Heck des Wagens, und ich höre, wie der Motor läuft. Erleichtert laufe ich hin.
    Ich öffne die Beifahrertür und steige ein. „Es ist schiefgegangen!“, berichte ich keuchend, während ich die Tür zuziehe. „Das war nicht Marcelitis, sondern jemand anders, der sich für ihn ausgab …“ Ich drehe mich zu Renata um und stutze. Erst jetzt bemerke ich, dass sie nach vorn gesunken ist und ihr Kopf auf dem Lenkrad ruht. „Renata?“
    Furcht erfasst mich, als ich sie an der Schulter fasse und ihren Oberkörper zurückziehe. Die Augen sind geschlossen, der Mund steht halb offen, Speichel rinnt von der Unterlippe. Ich schüttele sie leicht, aber sie reagiert nicht. „Renata?“ Ich beuge mich vor, doch sie atmet nicht mehr.
    Vor Schreck wird mir übel, ich zucke zurück. Renata ist tot. Was ist passiert? Ich kann keine Verletzung entdecken, keine Wunde. Ich sehe mich im Wagen um, und plötzlich fallen mir vier helle Streifen auf der beschlagenen Seitenscheibe auf. Renatas Finger müssen diesen Abdruck hinterlassen haben, als sie um ihr Leben rang. Sonst gibt es keinen Hinweis auf einen Kampf.
    Ich beuge mich vor und betrachte Renata genauer, und dann fällt mir der kleine Blutfleck an ihrem Hals auf. Es sieht wie eine Einstichstelle aus, so als hätte sie jemand mit einer Spritze attackiert. Ich muss daran denken, wie mich der Mann auf der Brücke mit dem Messer angriff. Auf irgendeine Weise hat er mit Renatas Tod zu tun, davon bin ich überzeugt. Hat er sie getötet, bevor er auf die Brücke ging? Oder war es ein Komplize?
    Mit Schrecken wird mir bewusst, dass der Mörder noch immer in der Nähe sein könnte. Hastig drehe ich mich um und sehe auf den Rücksitz. Nein, da hält sich niemand versteckt. Ich muss weg von hier, der Unbekannte könnte irgendwo da draußen lauern, und hier im Wagen bin ich ihm schutzlos ausgeliefert.
    Noch einmal sehe ich zu Renata. Ich sollte die Polizei rufen und den Mord melden, aber Renata hat selbst gesagt, dass die Polizei mittlerweile von den Kommunisten kontrolliert wird. Was, wenn es sogar eine Verbindung zu den Leuten gibt, die ihr Leben auf dem Gewissen haben? In der Botschaft kenne ich niemanden, und auch sonst weiß ich hier keinen, an den ich mich wenden kann. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als Renata zumindest für den Augenblick zurückzulassen. „Tut mir leid“, flüstere ich und berühre ihren Arm, der sich bereits kalt anfühlt.
    Langsam öffne ich die Wagentür und sehe nach

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