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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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Ihr Tonfall lässt mich grübeln, ob sie vielleicht immer noch denkt, dass sich etwas zwischen Paul und mir abspielt.
    Sie verlässt den kleineren Raum, und nur Augenblicke später höre ich die Kellertür zufallen. Paul sieht mich an. „Du hast es geschafft. Glückwunsch.“
    „ Wir haben es geschafft“, korrigiere ich ihn und stelle die Kerze neben der Matratze ab.
    „Okay“, lenkt er ein. „Aber mit dem Feiern warten wir, bis wir aus Berlin raus sind.“
    Ehe ich etwas erwidern kann, höre ich Lärm aus dem Nebenraum. Ist Jan zurückgekehrt, hat sie etwas vergessen? „Warte“, sagt Paul und geht nach nebenan. Einen Augenblick später kommt er mit zwei Portionen Fleisch und Gemüse zu mir zurück. „Die wurden mit dem Speisenaufzug geschickt. Bist du hungrig?“
    „Nein, aber du kannst ruhig etwas essen.“ Paul zuckt mit den Schultern, stellt die Teller auf dem Boden ab und setzt sich auf die Matratze. Ich nehme neben ihm Platz und sehe ihm beim Essen zu.
    „Du solltest davon probieren“, rät er mir zwischen zwei Bissen. „Das ist gut. Die Küche des Meierhof. Was glaubst du, wann du wieder die Chance bekommst, so etwas zu essen?“
    „Schon gut“, lenke ich ein. Er spießt ein Stück Fleisch auf und führt die Gabel zu meinem Mund. Als ich das Fleisch in den Mund nehme, begegnen sich unsere Blicke. Ich sehe weg und schlucke. „Köstlich“, sage ich, dabei versagt mir fast die Stimme.
    „Willst du mehr?“ Ich schüttele den Kopf. Paul isst seine Portion auf, dann bringt er seinen leeren und meinen noch vollen Teller nach vorn, um beide auf den Tisch zu stellen. „Es ist schwierig, nicht wahr?“, fragt er plötzlich, als er zurückkehrt.
    Mein Herz macht einen Satz. „Was meinst du?“
    „Wieder in Deutschland zu sein“, erklärt er, während er sich zu mir setzt. „Nach allem, was dir hier angetan wurde, wirst du das wohl nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
    „Das trifft auf viele Dinge zu“, gebe ich zurück, dann schweigen wir beide eine Weile.
    „Hast du Lust, ein wenig zu spielen?“, fragt Paul schließlich und zieht ein abgegriffenes Kartenspiel aus der Tasche. „Wir sollten versuchen, die Zeit totzuschlagen.“
    Unschlüssig sehe ich ihn an. „Ich kenne nicht viele Kartenspiele. Rommé kann ich am besten. Das habe ich mit meiner Großmutter gespielt, als ich noch klein war.“ Ich sehe meine Großmutter vor mir, wie sie die Karten mischte und austeilte, und wie ihre Augen vor Freude funkelten, sobald sie das Blatt sortierte.
    „Oh, ich auch!“ Er mischt die Karten. „Meine Großmutter ließ mich immer gewinnen.“
    „Meine nicht. Sie war richtig gut, und sie spielte sehr ernsthaft. Wenn ich gegen sie verlor, sagte sie zu mir: ‘Jemand wird dich sehr lieben.’„
    „Tatsächlich?“ Er teilt die Karten aus und fragt: „Und was meinte sie damit?“
    „Es ist ein altes Sprichwort: ‘Glück im Spiel, Pech in der Liebe.’ Wenn du beim Kartenspiel kein Glück hast, dann wirst du in der Liebe umso erfolgreicher sein.“ Jemand wird dich sehr lieben . Die Worte meiner Großmutter hallen in meinem Kopf wider, als ich die Karten ordne, die Paul mir gegeben hat. Ob sie recht damit hatte? Simon liebt mich auf seine Weise, das weiß ich. Aber wahres Glück wäre gewesen, vor Jahren zu erfahren, dass Paul noch lebt.
    Ich sehe von meinen Karten auf und bemerke, dass Paul mich eindringlich ansieht. „Du bist dran“, sagt er. Ich nehme die oberste Karte vom Stapel. Eine Kreuz Dame. Ich stecke sie zwischen meine anderen zwei Damen und lege dafür Karo zehn weg.
    „Erzähl mir etwas aus deinem Leben“, fordere ich ihn auf. „Nicht die geheimen Dinge, natürlich. Wo wohnst du?“
    „Eigentlich nirgendwo.“ Paul zieht eine Karte aus dem Stapel, legt sie aber gleich wieder zurück. Eine Karo fünf. „Es gibt eine Wohnung in Zürich und eine in Brüssel, die meine Kollegen und ich benutzen können, um etwas Schlaf nachzuholen oder uns frisch zu machen. Aber das ist genauso wenig ein Zuhause wie dieser Raum hier. Meistens ziehe ich immer weiter und erledige so viel, wie sie mir gerade an Aufträgen zukommen lassen. Momentan gibt es eine Menge zu tun.“
    Ich nehme die Karo fünf und ordne mein Blatt neu. „Bist du zwischendurch auch mal in England?“
    „Nicht, seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. In Paris war ich auch nie wieder.“ Auch nicht in Salzburg, vermute ich still. Und wenn es einen Auftrag bei München gegeben hätte, dann hätte er den wahrscheinlich

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