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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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den Hals, ohne mich darum zu kümmern, was die Nachbarn denken.
    „Marta?“ Seine Frage holt mich in die Gegenwart zurück. Voller Sorge sieht er mich an. „Alles in Ordnung?“ Paul war also tatsächlich zu mir gekommen. Mit einem Mal halte ich es nicht länger aus. Ich strecke die Arme aus, packe ihn an den Schultern und ziehe ihn zu mir, dann küsse ich ihn auf den Mund. Sekundenlang ist er zu verblüfft und kann gar nicht reagieren, doch dann erwidert er den Kuss. Wir klammern uns aneinander, so als könnten wir in den Garten vor dem Haus zurückkehren und die Geschichte neu schreiben. „Bist du wirklich sicher?“, flüstert er zwischen zwei Küssen. Ich antworte nicht, sondern reiße schweigend seine Jacke auf. Er drückt mich nach hinten, und ich stoße mit der Schulter gegen die Wand. Die Spielkarten werden unter uns zerdrückt, während ich meine Finger in seine Haare schiebe. Ich presse mein Gesicht an seinen Hals, um mein Stöhnen zu ersticken. Dann berührt er mich, und es ist wieder wie damals in Paris, als uns nichts anderes kümmerte als der Augenblick. Es ist unser erstes Mal, unser Wiedersehen, unsere Flitterwochen – all die Nächte, die uns das Schicksal vorenthielt.
    Als es vorbei ist, liegen wir außer Atem Seite an Seite auf der Matratze. „Geht es dir gut?“, fragt er, während er den Arm um mich legt.
    „Ja“, erwidere ich leise. „Ich bin froh, dass es passiert ist.“ Mein Körper fühlt sich wieder so wunderbar an wie nach unserer ersten gemeinsamen Nacht.
    „Wirklich?“, fragt er, und ich nicke bekräftigend. „Dann bin ich erleichtert. Ich hätte das nicht auf der Liste jener Dinge wiederfinden wollen, die wir bereuen müssen.“
    „Ich auch nicht“, bestätige ich lächelnd.
    Er berührt meine Wange. „Was ich vorhin sagte, meine ich so. Ich liebe dich immer noch.“ Er wirkt jetzt entspannt und hat wieder dieses Jungenhafte an sich, das unter den harten Zügen fast verschwunden war.
    „Ich liebe dich auch.“ Die Worte fühlen sich warm und natürlich an, als sie über meine Lippen kommen. „Ich wusste nicht, dass du in London zu mir gekommen warst. Als ich dich im Wald wiedersah, fragte ich mich, warum du es nicht früher getan hast.“
    „Um ehrlich zu sein, ich war überrascht, dass du so schnell einen anderen gefunden hast.“
    Ich zögere. Sag ihm die Wahrheit über Rachel, jetzt sofort!, fordert mich meine innere Stimme auf. Aber ich weiß nicht, wie er darauf reagieren wird, und ich möchte die Stimmung des Augenblicks nicht zerstören. „Ich dachte, du würdest niemals zu mir zurückkehren“, erkläre ich nur.
    „Ich verstehe. Nun, ich bin froh, dass du dein Glück gefunden hast.“ Sein ehrlicher Tonfall lässt mein Herz in tausend Stücke zerspringen. Mein Glück hätte ich nur bei ihm gefunden. Er dreht sich auf die Seite und sieht mich an. „Und was jetzt?“
    „Jetzt versuchen wir, heil aus Berlin herauszukommen.“
    „Du weißt, was ich meine, Marta. Was wird aus uns?“
    Ich atme tief durch und muss schlucken. „Ich bin verheiratet, Paul.“
    „Liebst du ihn?“
    Ich weiche seinem Blick aus, da ich ihn nicht belügen will. „Ich habe ein Eheversprechen abgelegt …“ Es ist, als würde ich Emmas Worte sprechen.
    Paul dreht sich weg und schlägt die flache Hand mit solcher Wucht gegen die Wand neben ihm, dass ich fürchte, er könnte sich etwas gebrochen haben. „Verdammt, Marta. Warum musste es so kommen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Du könntest deinen Mann verlassen, das weißt du, oder? Du könntest dich scheiden lassen. Manche Frauen machen das.“ Eine Scheidung. Meine Gedanken überschlagen sich. Ich habe davon gehört, aber ich habe es nie für etwas gehalten, das Leute wirklich tun sollten. „Ich würde für dich und deine Tochter sorgen“, spricht er weiter. „Ich würde sie lieben, so als wäre sie meine eigene Tochter.“
    Das ist sie ja! Tränen steigen mir in die Augen, und jetzt weiß ich, dass ich es ihm sagen muss. „Paul, da ist etwas, das ich dir …“ Ein Knall aus dem Nebenraum lässt mich verstummen.
    Paul springt auf und zieht seine Hose an. „Da ist jemand.“ Unsere Blicke treffen sich. Jan sollte so bald nicht zurück sein. Hat uns jemand entdeckt? Paul greift nach seiner Waffe, während ich hastig mein Kleid zuknöpfe. Plötzlich geht die Tür auf und Jan kommt in den kleinen Raum gestürmt. Ich zucke zusammen, als mir klar wird, welch seltsames Bild wir abgeben müssen, halb angekleidet, einen Satz

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