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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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Arbeit.“
    „Wissen Sie, ich suche nach wie vor eine Assistentin.“
    Erst da fällt mir ein, dass er mir bereits während der Überfahrt eine Stelle angeboten hat. „Ach, du meine Güte! So war das nicht gemeint!“
    „Ich weiß. Aber ich hatte Ihnen ja schon auf der Fähre gesagt, dass ich Sie gern einstellen würde. Mein Angebot steht.“
    „Tatsächlich?“ Er nickt. Überrascht sehe ich ihn an. Insgeheim hatte ich sein Angebot nur für Geschwätz gehalten. Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass er es wirklich ernst meinen könnte. „Aber ich habe keinerlei Erfahrung mit Büroarbeiten.“
    „Das kann man lernen. Sie sprechen Polnisch, das ist für unsere Arbeit das Wichtigste. Ich nehme an, Sie kennen sich auch mit anderen slawischen Sprachen aus?“
    „Ja, mit Tschechisch zum Beispiel. Und ein bisschen Russisch spreche ich auch.“
    Er winkt ab. „Russische Dolmetscher haben wir mehr als genug. Natürlich haben wir auch polnische Dolmetscher, aber es ist sehr aufwendig, sie für all die täglich anfallenden Arbeiten einzusetzen. Eine Assistentin, die die Sprache beherrscht, würde mir viel Zeit ersparen.“
    „Ich verstehe auch ein bisschen Deutsch“, füge ich eifrig hinzu.
    „Und Ihr Englisch ist deutlich besser geworden. Also, was sagen Sie?“
    Ich zögere noch immer. „Ich weiß nicht …“
    „Hören Sie, Marta …“ Simon beugt sich zu mir und senkt seine Stimme. „Die Wahrheit ist, Sie würden mir einen großen Gefallen tun. Als wir uns auf dem Schiff unterhielten, da sprach ich davon, dass wir den Kommunismus in Osteuropa bekämpfen müssten. Ich kann nicht mehr verraten, solange Sie nicht eingestellt sind, aber ich kann Ihnen sagen, dass sich die Situation in den letzten Wochen zugespitzt hat.“ Sein Blick ist wieder so eindringlich wie damals auf der Fähre. „Wir benötigen dringend gute Leute. Leute wie Sie. Sie würden nicht nur für Geld arbeiten, sondern für Großbritannien und Ihr eigenes Vaterland. Wie können Sie da ablehnen?“
    Ich beiße mir auf die Lippe. „Geben Sie mir noch etwas Bedenkzeit?“
    Überrascht sieht er mich an. „Natürlich.“ Er greift in seine Tasche, um mir seine Visitenkarte zu geben.
    „Die habe ich bereits“, erinnere ich ihn. „Sie gaben mir eine auf der Fähre, wissen Sie noch?“
    Er steckt die Karte wieder ein. „Selbstverständlich weiß ich das noch. Ich wollte nur nicht so anmaßend sein, zu glauben, dass Sie sie auch behalten hätten. Rufen Sie mich an und lassen Sie mich wissen, wie Sie sich entschieden haben. Und lassen Sie sich bitte nicht zu viel Zeit“, fügt er noch hinzu. „Ich muss diese Stelle wirklich dringend besetzen.“
    Warum hat er das dann nicht längst getan? Immerhin ist es einige Wochen her, seit wir uns begegnet sind. Es muss doch genügend polnische Einwanderer geben, die in London nach Arbeit suchen! Ich stehe auf und streiche mein Kleid glatt. „Ich muss jetzt los.“
    Simon erhebt sich und nimmt meine Hand. „Es war mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen, Marta.“
    Schnell mache ich einen Schritt zurück, damit er mir nicht noch einen Handkuss geben kann. „Auf Wiedersehen.“ Ein bisschen zu hastig verlasse ich den Park, ich will nur weg von hier. Das überraschende Wiedersehen und Simons Angebot, mir eine Stelle zu geben, haben mich verwirrt. Ich gehe vorbei an den pompösen grauen Regierungsgebäuden, während mich Zweifel überkommen. Hier soll ich jeden Tag arbeiten? Der Gedanke, in London eine Stelle zu finden, war schon beängstigend genug. Ich hatte mir etwas Einfaches vorgestellt, vielleicht in einem Geschäft bei Delia in der Nähe. Vor ein paar Wochen hätte man mich nicht einmal nach England einreisen lassen, und der Gedanke, nun jeden Tag in die Innenstadt zu fahren und in einem Ministerium zu arbeiten, geht über meinen Verstand. Mein Englisch ist doch gar nicht gut genug dafür, und ich habe keine Erfahrung mit der Arbeit in einem Büro. Simon sagt, dass das nicht so wichtig sei, aber wenn ich ehrlich bin, sind diese Bedenken auch nicht der wahre Grund für mein Zögern. Es kommt mir alles viel zu früh vor. Ich bin noch nicht bereit, aus meiner Trauer und aus meinen Erinnerungen an Paul aufzuwachen.
    Ich gehe den Weg zurück, den ich gekommen bin, überquere den Trafalgar Square und gelange schließlich zum Piccadilly Circus. Ich erwische einen Bus nach South Kensington, bezahle meine Fahrkarte und suche mir einen Sitzplatz, mache mir diesmal aber nicht die Mühe, aufs Oberdeck zu

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